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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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etwas zu sagen, wenn er mein Gesicht so festhielt, also schüttelte ich den Kopf.
    »Lügst du?«, fragte er. Furcht überschattete seine Stimme.
    Ich schüttelte wieder den Kopf, dann legte er seine zitternden Hände um meinen Hals. Er sah aus, als wolle er mich erdrosseln, aber er fuhr nur mit den Daumen über meine Kinnlinie. »Zieh dich aus und geh duschen.«
    Das unerwartete Kommando brachte mich aus dem Tritt. »Was  – «
    »Dusch dich, wasch dir die Haare, putz dir die Zähne, schrubb jede Spur von Öl ab. Ich warte draußen.« Caleb verließ das Bad und knallte die Tür so laut zu, dass sie fast zerbarst.
    Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, also zog ich mich aus und kletterte in die Dusche. Ich befolgte seine Anweisungen wortwörtlich, seifte mich ein, spülte mich ab und schrubbte mich sauber, bis meine Haut rot und wund war. Zu behaupten, Caleb sei außer sich vor Wut, traf es nicht mal annähernd, und ich verdiente seinen Zorn voll und ganz. Unter den heißen, nadelspitzen Lichtstrahlen aus seinen Augen fühlte ich mich zu schwach, um irgendwas anderes zu tun, als den Wutstrom in mich aufzunehmen.
    Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, wickelte ich mich in ein flauschiges weißes Handtuch und öffnete die Tür. Caleb stand an die Wand neben der Zimmertür gelehnt, die Hände hinter dem Rücken, und starrte an die Decke.
    Bevor ich etwas sagen oder auch nur den Raum betreten konnte, sagte er: »Erinnerungen sind komisch. Es ist schwer zu sagen, welche deine eigenen sind, was durch das Trinken kommt und was durch echte Erfahrungen. Michael hat Probleme damit, beides auseinanderzuhalten, also blendet er sie mit Alkohol aus und mit allem, was er sonst noch in die Finger bekommt. Ich habe gesehen, was das mit ihm macht – deshalb trinke ich nicht, aber ich könnte jetzt echt einen Drink gebrauchen.«
    »Du erinnerst dich daran, was geschehen ist?« Ich schaltete das Licht im Bad aus und trat ins Zimmer.
    Er nickte. »Wahrscheinlich meinte Capone, jetzt hätte es auch keinen Sinn mehr, es zu verbergen. Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Lilith übernimmt deinen Körper, und Tobias entführt dich aus der Schule im SUV von diesem Malik. Capone drängt den Wagen von der Straße, erschießt Tobias mit einem vergifteten Pfeil, und dann verstecken meine Brüder seinen Körper. Du und ich werden wieder normal und haben keine Ahnung, was passiert ist. Jetzt ergreift Tobias’ Seele von unschuldigen Männern Besitz, erschießt Leute und entführt junge Mädchen, weil er seinen Körper zurückwill. Ein typisches Weihnachtsfest in Williamsburg, was?« Er rieb sich mit kreisförmigen Bewegungen die Augen. »Ich hätte gut darauf verzichten können, das alles zu wissen, Sam, wirklich.« Nachdem er tief Luft geholt hatte, fragte er: »Fühlst du dich besser?«
    »Nein. Ich bekomme das Messer einfach nicht aus dem Rücken«, erwiderte ich. »Lilith sollte ihren eigenen Slogan bekommen. Sukkuben – Verrat ist unsere Spezialität.«
    Caleb blickte zu mir auf, und in diesem Augenblick sah er alt und müde aus. »Schockiert dich das wirklich so sehr? Dämonen und Cambions suchen sich verletzliche Opfer. Du hast gesehen, was die Anziehung vermag: Ganz normale Leute werden zu hirnlosen Sklaven, die ihr Leben riskieren für eine Kostprobe dessen, was wir ihnen bieten. Jeder hat seine Schwächen. Tobias ist eben ihre.«
    »Diese Schwäche hätte uns beinahe umgebracht, und sie hat mir meine Erinnerungen gestohlen, um ihre Spuren zu verwischen!«
    »Lilith kennt dich ziemlich gut. Sie wusste, was du versuchen würdest, wenn du es herausfindest. Du bist jähzornig, und du schießt immer erst und stellst dann Fragen«, gab er zurück.
    Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Verteidigte er sie etwa? »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Du hast es doch gerade bewiesen! Gerade eben im Bad!« Sein Gesicht rötete sich, in seinen Augen schimmerten Tränen, die er aus lauter Sturheit nicht weinen wollte. »Wie konntest du so etwas tun? Wie konntest du dir selbst etwas antun und dich einen Scheißdreck drum scheren, wie sich das auf die Menschen in deiner Umgebung auswirkt, zum Beispiel auf mich? Vor allem auf mich.«
    Er wusste wirklich, wie man die Dinge negativ darstellt. »Ich wollte Lilith loswerden. Ich dachte, du würdest das sicher verstehen, immerhin bist du derjenige, den sie fast umgebracht hätte! Sie hat die Kontrolle übernommen und wollte die Stadt verlassen, und wer weiß, was passiert wäre, wenn

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