Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Anfall von Abenteuerlust untersuchte ich ausgiebig meine neuen Körperteile. Rein wissenschaftlich natürlich, es faszinierte mich zu sehen, wie die andere Hälfte der Menschheit so lebte. Seine Haut war so glatt.
    »Samara! Lass das!«, schrie Caleb von draußen.
    Ich fuhr zusammen, als hätte er mich mit beiden Händen in der Keksdose erwischt. »Was?«
    »Ich merke das«, sagte er mit meiner Stimme.
    »Echt?«
    »Yep, genau wie du das hier fühlst«, sagte er, und ich spürte ein kräftiges Kneifen am Hintern.
    Ich jaulte auf und starrte auf die Tür und die unsichtbaren Schrecken dahinter.
    »Kannst du jetzt mal rauskommen? Ich erkläre dir, was passiert ist.«
    Es gab keine Möglichkeit, es hinauszuzögern, aber ich versuchte es trotzdem. Ich nahm ein Handtuch und wischte die Schweinerei auf, die ich veranstaltet hatte, wusch mir die Hände und griff dann nach einem zweiten Handtuch, das ich mir um die Hüften wickelte. Es störte mich, wie diese Männergerätschaften da rumschaukelten.
    Ich trat aus dem Bad und sah ihn – mich – in Calebs Hemd auf dem Bett sitzen.
    Ich stand eine geschlagene Minute da und starrte mich an, kein Spiegelbild oder eine dämonische Doppelgängerin, sondern meinen echten Körper. Aber die Haltung und das verschmitzte Lächeln, das war eindeutig Caleb.
    »Äh, hi«, war alles, was ich sagen konnte.
    »Hi. Alles klar mit dir?«
    »Tja, ich weiß nicht. Mal sehen, ich lege mich für ein paar Stunden hin und wache als großer weißer Kerl auf. Sag du’s mir.«
    »Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ich bin jetzt ein kurz geratenes schwarzes Mädchen mit strammen Brüsten.« Er zog sich den Kragen vom Hals, spähte in sein Hemd und leckte sich über die Lippen. »Hmm. Hallo , die Damen«, gurrte er.
    »Lass das!« Ich schlug ihm auf die Hand. »Wie werden wir wieder normal? Ich kann doch nicht so zur Schule.«
    »Genau so, wie wir in den Schlamassel reingeraten sind. Das gehört zum Cambion-Bindungsvorgang. Darum kann ein verbundenes Paar nicht ohne einander leben, weil wir der andere sind . Wir sind eins.«
    »Du meinst also, wenn wir wieder zurückwollen, müssen wir  … «
    Er klopfte neben sich aufs Bett. »Bereit für Runde zwei?«
    »Oh verdammt, nein!« Ich sprang zurück. »Okay, Caleb, es gibt seltsam, es gibt richtig seltsam, und dann ist da noch das hier. Ich sehe mich gerade selbst an.«
    Er glitt vom Bett und trat vor. Dabei ließ er den Hemdsaum bis auf die Knie fallen. Mein Haar war eine wilde Lockenmähne, meine Lippen waren geschwollen, und ich musste zugeben, ich hatte eine bezaubernde, kindliche Anziehungskraft. Der Blick, mit dem Caleb mich ansah, war jedoch alles andere als unschuldig. Diese jadegrünen Augen musterten mich wie ein saftiges Stück Fleisch. Und was noch schlimmer war, ich reagierte auf diesen Anblick, wenn ich nach dem schweren, angenehmen Druck ging, der aus meinem Handtuch gerade ein Zelt machte. Mein Herz raste, und mir wurde ganz schwindelig, als das Blut plötzlich sonst wohin schoss. Ich fasste es nicht. Es machte mich tatsächlich an, meinen eigenen Körper anzusehen.
    Hieß das, ich war lesbisch? War das Narzissmus auf einer ganz neuen Ebene? Ein Glück, dass ich bald in Therapie gehen würde, denn nach dem Ding hier würde ich eine brauchen. Das reichte aus, um einen für sein ganzes Leben zu traumatisieren.
    »Es ist die einzige Möglichkeit, wieder normal zu werden. Es heißt nicht umsonst Bindungs vorgang .«
    Ich schüttelte dumpf den Kopf. »Müssen wir da jetzt jedes Mal durch?«
    »Ich glaube nicht.« Als ich mich nicht rührte, sagte er: »Ich bin’s, Sam. Es sind nur wir beide. Von jetzt an sind es immer nur wir beide.«
    Seine Worte klangen zwar tröstlich, machten die ganze Sache aber nicht weniger abgefahren. Doch ich nahm die Hand, die er mir hinhielt, und ließ mich mit geschlossenen Augen zum Bett zurückführen. Halten wir also fest, dass der erste Tag des neuen Jahres der verrückteste in meinem Leben war, ein Tag, den ich nie vergessen würde. Und es war erst sieben Uhr morgens.

16
    Ich wachte von lautem Schnaufen neben meinem Ohr auf. Zuerst bekam ich einen Schreck, aber die weißen Laken, die übergroßen Kissen und der schwere Arm, der über meiner Taille lag, brachten die Erinnerung zurück. Die Sonne schien durch die sich blähenden Vorhänge und tauchten das Zimmer in ein warmes Buttergelb.
    Ich drehte mich auf die andere Seite, um meinen geräuschvollen Bettgenossen anzusehen. Dankbar stellte ich fest, dass er