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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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aus Calebs Umarmung, und meine Arme glitten aus seinen, bis nur noch unsere Finger sich berührten. Das Wort »Herzeleid« traf nicht ganz, was wir fühlten. Es war ein Ziehen, ein Auseinanderreißen wie bei einem Klettverschluss.
    Wir hatten begonnen als zwei Romantophobiker, die die Grundregeln einer Beziehung erst lernen mussten, und jetzt waren wir in unserer eigenen Shakespeare-Tragödie gefangen. Ich erinnerte mich daran, wie ich darüber gelacht hatte, dass Julia zum Emo wurde, als Romeo ihr Zimmer verließ und ins Exil ging. Wenn ich mich jetzt zu Caleb umdrehte, der hinter uns den Flur entlangschlich, war diese Abschiedsszene gar nicht mehr so lächerlich.
    Der rechte Aufzug ging wieder, der linke dagegen – der mit den Einschusslöchern – war immer noch mit gelbem Absperrband versehen. Ich trat in die Kabine und drehte mich zu Caleb um, der im Flur stand und mich mit quälendem Kummer in den Augen ansah. Sein Hemd war zerknittert, der Knopf seiner Jeans stand offen, und sein Haar war vollkommen zerzaust. Er war ein heißes, schwelendes Häufchen Elend, und ich hatte nie etwas Schöneres gesehen. Weil er mir gehörte und nur mir allein. Das letzte Bild blieb lange vor meinem inneren Auge stehen, nachdem die Aufzugtür sich längst geschlossen hatte.
    In den ersten fünf Minuten auf der Fahrt nach Hause sagten wir beide nichts. Ich starrte aus meinem Fenster, als Ruiz schließlich beschloss, die Stille mit unpassendem Geschnatter zu füllen.
    »Wie ich sehe, seid du und Caleb den Bund eingegangen«, sagte er.
    »Das geht Sie nichts an«, blaffte ich.
    »Schon gut, Samara. Ich will dir nur gratulieren. Ich weiß, wie selten man einen Gefährten findet, der einem ebenbürtig ist.« Ruiz sprach mit der leisen, erschöpften Stimme der Erfahrung, aber er sagte viele Dinge, die ein Nicht-Cambion nicht aus Erfahrung wissen sollte.
    »Auf jeden Fall«, fuhr er fort, »muss ich der Familie von eurer Vereinigung berichten. Hoffentlich werden sie ihre Strafe noch einmal überdenken.«
    »Was soll das heißen, hoffentlich ? Sie können Caleb nicht töten, ohne mich zu töten.«
    »Vielleicht sehen sie darin gar kein Problem, so wie du dich in letzter Zeit benommen hast, Samara. Ihr beide habt der Cambion-Gemeinde nichts als Kummer und Streit gebracht. Es wäre einfacher, euch beide zu eliminieren.«
    War das eine Drohung? Plötzlich wurde mir meine Umgebung bewusst. Ich war in einem fahrenden Auto mit einem Mann eingeschlossen, dem ich nicht trauen konnte. Ich hätte mir in den Bauch beißen können, dass ich Mom nicht angerufen hatte, bevor wir das Hotel verlassen hatten.
    »Aber das würde Evangeline verärgern, und sie hat sehr deutlich gemacht, dass es einer Kriegserklärung gleichkäme, wenn man dir etwas antäte.« Er fuhr mit der Hand über Beweisstück A, die pflaumenfarbenen Blutergüsse an seinem Hals. »Keine Sorge, Samara. Das ist kein Auftragsmord. Ich bringe dich bloß nach Hause. So schwer das vielleicht zu glauben ist, mir gefällt die Vorstellung nicht, dich oder Caleb sterben zu sehen. Ich würde das gern vermeiden, wenn es möglich ist, aber die Familie steht unter Druck, und ihr Ruf steht auf dem Spiel. Diese Inkubus-Geschichte ist noch mal was ganz anderes.«
    Ich sagte nichts, behielt aber die Hand auf dem Türgriff, nur für den Fall, dass ich rausspringen musste.
    »Dieser Dämon ist für uns alle ein echter Glücksfall. Wie du wahrscheinlich weißt, sind Inkuben selten. Die Cambion-Familien haben sehr darauf geachtet, dass das so bleibt. Seit über einem Jahrhundert wurde keiner mehr gemeldet, und wenn nun einer auftaucht und gefangen genommen wird, würde das das Vertrauen in den Namen der Santiagos wiederherstellen.«
    »Sie wollen also den Dämon fangen, damit die Familie ihre Street Credibility wiederbekommt? Was springt dabei für uns raus?«
    »Leben«, antwortete er ohne Umschweife. »Wenn der Dämon mit eurer Hilfe gefangen wird, dann wäre das ein Zeichen des guten Willens und der Hingabe an die Sache. Loyalität ist ihnen sehr wichtig. Das fressen sie sofort.«
    Ich hatte genügend Krimis gesehen, um zu erkennen, was hier abging. Die Cops boten dem kleinen Straßengangster einen Deal an, um Informationen über den großen Kartellboss zu bekommen. Ruiz wollte, dass ich Tobias verkaufte, um meinen eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Alles in mir schrie: »Nimm den Deal an!«, aber irgendwas stimmte nicht.
    »Angie hat mir erzählt, dass Sie ein Santiago sind.« Ich wartete darauf,

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