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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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    Töpfchenhalbschlaf – Nomen
    Der halb wache Zustand, in dem der Harndrang in einen Traum eingebaut wird, weil der Körper sich weigert, den Schlaf zu unterbrechen. Man ist fälschlicherweise davon überzeugt, wach zu sein, und vollzieht Toilettenhandlungen, obwohl man sich noch im Bett befindet. Der Träumer erwacht meist in letzter Sekunde, jedoch mit wechselnden Ergebnissen. Nebenwirkungen: Bettnässen, Orientierungslosigkeit, Blamage, Beschmutzen von Kleidung und Einschlafen auf der Toilette.
    Vielleicht war es der Schlaf oder auch der Mangel daran, jedenfalls war ich ein bisschen neben der Spur. Ich fühlte mich größer und schwerer und verspürte einen Heißhunger auf Pfannkuchen. Ich drückte auf den Schalter, und das grelle Licht brannte sich in meine Augäpfel. Blind arbeitete ich mich zur Toilette vor, hob aus alter Gewohnheit die Klobrille an und  … Moment mal, warum tat ich das?
    Meine Augen versuchten immer noch, sich an das Licht zu gewöhnen, als ich an mir hinuntersah. Ich erkannte weiße Haut, lange, behaarte Beine, eine flache Brust, einen straffen Bauch und eine dünne Haarspur unter dem Nabel, die zu  … Moment mal!
    Meinen Schrei hörte mit ziemlicher Sicherheit jeder einzelne Hotelgast. Ein Glück, dass ich über der Toilette stand, denn Panik hatte gar keine günstigen Auswirkungen auf eine volle Blase.
    »Ogottogott, ogottogott!« Etwas anderes fiel mir nicht ein, jedenfalls nichts Verständliches. Ich schlief immer noch halb, und mein Gehirn war im Moment ein ziemlich matschiger Klumpen, das alles konnte also auch gut ein Traum sein. Vielleicht war ich immer noch im Töpfchenhalbschlaf, denn es war einfach vollkommen unmöglich, dass ich hier fünfzehn Zentimeter größer als sonst über einer Toilette stand und Männergerätschaften baumeln ließ.
    »Sam?« Ich kannte diese Stimme, und sie klang fremdartig von der anderen Seite der Tür. Es war meine.
    »Sam, alles in Ordnung?« Die Tür ging auf und da stand ich, nackt wie am Tag meiner Geburt. Meine Arme, Beine, mein Bauch, meine Haare, Augen – all das stand auf der anderen Seite des Badezimmers. Ich schrie wieder, und mein anderes Ich stimmte ein.
    »Was zum Teufel  … ?«, fragte das andere Ich mit aufgerissenen Augen und hysterischer Stimme.
    »Ich weiß es nicht!«, antwortete ich und hüpfte aufgelöst auf und ab.
    »Ziel in die Toilette!« Das andere Ich zeigte auf die Schweinerei, die ich gerade veranstaltete.
    Ich hielt die Hände hoch in die Luft. Ich wollte nichts anfassen. Ausflippen war nicht der richtige Begriff für das, was ich gerade durchmachte, und ganz ehrlich, ich wusste gar nicht, weswegen ich zuerst ausflippen sollte. Alle Ereignisse krachten gerade ineinander und kämpften um den ersten Platz.
    »Hör auf zu schreien!«, rief das andere Ich.
    »Warum schreist du dann?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht!«, schrie meine Doppelgängerin und senkte dann die Stimme. »Ich bin’s, Caleb. Sam, du  –«
    »Raus hier!«
    »Warum? Das ist mein Körper.« Sie zeigte auf mich oder eher auf den Feuerwehrschlauch, der immer noch ein Eigenleben führte.
    »Raus!« Ich zeigte auf die Tür.
    »Na schön.« Das andere Ich, oder Caleb, machte die Tür zu.
    Als ich wieder allein war, holte ich erst mal tief Luft, um mich zu beruhigen, dann sah ich, dass ich immer noch pinkelte. Was war der Kerl, ein Kamel? Bevor ich noch das ganze Badezimmer als mein Revier markierte, gelang es mir, direkt in die Schüssel zu zielen.
    Ich hatte seltsame Dinge als Cambion erlebt, und ein Dämon hatte sich mal in mich verwandelt, aber einen kompletten Körpertausch hatte es noch nicht gegeben. Ich war Caleb. Ich war in ihm. Seine Arme und Beine waren meine, seine Haare und Zähne waren meine, und nachdem ich gespült hatte und zum Spiegel gegangen war, erkannte ich, dass auch seine Augen meine waren.
    So was stand nirgendwo in Angies Cambion-Handbuch für Dummies. Aber als ich wieder klar sehen und die kalten Fliesen unter meinen Füßen spüren konnte, wusste ich, dass daraus ein Tagebucheintrag werden würde.
    Ich versuchte, mich zu konzentrieren, und spürte Capone in mir herumsausen. Es fühlte sich komisch an. Statt dem Sirren an meinem Rücken spürte ich eher eine Welle, die in der Magengrube begann und bis zur Schädelbasis hochrollte. Ein komisches Kitzeln lief mir über den Rumpf, und ich wusste, dass er es war. Er schien freundlich, fast verspielt, wie ein williges Hündchen, das gestreichelt werden wollte.
    In einem

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