Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
aus, was eindeutig auf sein Trinkgelage zurückzuführen war.
»Irgendwas Neues von Haden?«, fragte Caleb, bevor Michael den Mund aufmachen konnte.
»Er liegt immer noch auf der Intensivstation. Ruiz will uns sprechen«, erwiderte er.
»Komisch, ich will nämlich dich sprechen. Du musst uns helfen, Tobias’ Körper zu holen und zu vernichten. Wir wissen, dass du und Haden ihn irgendwo versteckt habt.«
Michael warf einen raschen Blick über die Schulter und machte einen Schritt nach vorn. »Du weißt, dass wir das nicht können. Ihr seid immer noch verbunden. Wir können ihn nicht töten, bevor du und Sam … « Er hielt inne, als Caleb die Tür weiter aufriss. Michaels Blick fiel auf mich, die sich bis zum Hals in ein Laken gewickelt auf dem Bett eingerollt hatte. Ich kreischte und vergrub mich tiefer unter den Decken, bis nur noch meine Augen zu sehen waren. Als Michael sich sattgesehen hatte, machte Caleb die Tür so weit zu, dass er den Spalt ganz ausfüllte.
»Sag Ruiz, wir sind in fünf Minuten draußen. Ich habe eine Idee, die alle unsere Probleme lösen wird.« Damit knallte Caleb seinem Bruder die Tür vor der Nase zu.
Seine fünf Minuten waren eher fünfzehn. Caleb borgte mir eine Jogginghose, und wir zogen uns schweigend an. Ich versuchte, nicht daran zu denken, was nach heute geschehen würde. Ein verbundenes Paar zu sein, würde unser Leben dauerhafter machen, aber auch zerbrechlicher. Zusammen würden wir stärker sein und konnten überleben, während andere Cambions untergingen. Es war ein kleiner Trost, der mich wenigstens über den Tag bringen würde.
Das Zimmer sah chaotisch aus, Kleidungsstücke und Gegenstände lagen überall herum, und die zerknüllten Laken erzählten eine ganz eigene Geschichte. Aber für einige seltsame, glorreiche Stunden war das unsere Welt gewesen. Ich wollte dort bleiben. Klammerte ich etwa?
Caleb sah mich an, als könnte er meine Gedanken lesen. Ich wusste, dass er das nicht konnte, aber er konnte die Verzweiflung spüren. Er überspielte seine eigene Reaktion mit einem Lächeln, aber die Düsternis dahinter verriet ihn. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er mich bei der Hand und führte mich ins Wohnzimmer.
Michael hing über dem Servierwagen und verschlang das Frühstück, das Caleb bestellt hatte. Ruiz lief bei der Sitzecke auf und ab und hielt dabei meine Tasche in der Hand. Er musste sie aus Angies Suite mitgebracht haben. Er drehte sich um und sah uns ins Zimmer kommen, und sofort fiel sein starrer Blick auf unsere verschränkten Hände.
»Deine Mutter hat mich gebeten, dich nach Hause zu bringen«, verkündete er.
»Meine Mom?« Oh Himmel, wusste sie, dass ich die Nacht hier verbracht hatte?
»Sie glaubt, dass du nach der Feier bei Evangeline übernachtet hast«, erklärte Ruiz, als könnte auch er meine Gedanken lesen. »Es ist das Beste, sie in dem Glauben zu lassen. Meinst du nicht?« Seine scharfen Augen taxierten meine schlecht sitzenden Klamotten, die offensichtlich nicht mir gehörten. Er hätte nur einen Blick auf den zerknüllten Stoff werfen müssen, den ich hinter meinem Rücken hielt, um zu wissen, wo meine Abendgarderobe geblieben war, aber er hatte genug gesehen.
Michael hörte lang genug auf zu kauen, um uns anzusehen. Er reckte beide Daumen in die Höhe und ließ sich dann mit einer Handvoll Zimtrollen aufs Sofa plumpsen. Da dämmerte es mir erst, dass jeder im Zimmer wusste, was Caleb und ich letzte Nacht getan hatten. Ich versank vor Scham fast im Boden, Caleb hingegen führte quasi einen Siegestanz im Wohnzimmer auf.
»Gehen wir.« Ruiz machte eine Handbewegung zur Tür hin.
Ich drehte mich zu Caleb und bat ihn stumm, mich zu retten, aber er legte mir die Hände auf die Schultern und küsste mich.
»Geh schon. Sie soll sich doch keine Sorgen um dich machen. Ich ruf dich an, wenn es was Neues gibt«, sagte er.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an mich, als könnte ich auf diese Weise hier bei ihm bleiben. »Was wird jetzt geschehen?«, flüsterte ich.
»Keine Ahnung, aber alles wird gut. Ich verspreche es.« Er küsste mein Ohr und die Seite meines Halses.
»Samara.« Ruiz’ Stimme brach Unheil verkündend über uns herein.
Warum war das so schwer? Man hätte denken können, wir seien auf dem Weg zum Galgen, so wie wir uns aneinanderklammerten und den tränenreichen Abschied immer weiter hinauszögerten, um die Berührungen und den Duft des anderen in unserem Gedächtnis zu verankern. Ich löste mich
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