Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Lebens auswirken und kann nicht rückgängig gemacht werden.
Ich wünschte, ich könnte dir all das persönlich sagen, aber diese Bücher werden genügen müssen, bis wir uns wiedersehen. Bis dahin richte Caleb herzliche Grüße von mir aus.
Pass auf dich auf und feiere das Leben.
Angie
Auch nach dem dritten Lesen verstand ich nicht, was sie meinte – irgendwie waren meine Gehirnwindungen blockiert. Die Verwirrung hatte nichts damit zu tun, dass der Brief auf Polnisch geschrieben war, sondern eher mit der Annahme, die hinter ihrer Bitte stand. Hatte mir Angie da gerade grünes Licht gegeben, mit meinem Freund in die Vollen zu gehen? Was ging es sie an, ob ich es tat oder nicht? Und was zum Teufel meinte sie mit dem Bund zwischen zwei Cambions?
Ich setzte mich auf die unterste Treppenstufe, ließ das erste Buch in meinen Schoß fallen und öffnete das Schloss. Wie sie angekündigt hatte, waren mehrere Einträge mit rosafarbenen und gelben Zettelchen versehen. Da das Buch weder Register noch Inhaltsangabe hatte, überflog ich die markierten Seiten.
Und dann flippte ich aus.
»Caleb!«, schrie ich so laut, dass man mich noch auf dem Parkplatz vor Buncha Books hören konnte. Köpfe flogen zu mir herum, als ich mordlustig durch den Eingang zur Musikabteilung rauschte. Ich warf prüfende Blicke auf die CD-Regale, die DVD-Ständer und die trendigen Kids, die in den Gängen herumlungerten. Kinder versteckten sich hinter ihren Eltern, Frauen umklammerten ihre Handtaschen, und Kunden machten Platz für die feuerspeiende, höllische Wut, die den Namen Samara Marshall trug.
Caleb stand hinter dem Tresen und plauderte wie üblich mit einer Gruppe Mädchen, darunter auch Courtney B., wie ich mit Abscheu feststellte. Die Groupies klimperten mit den Augen, bissen sich auf die Unterlippe und nahmen jedes Wort aus seinem hinterhältigen Lügenmaul begierig in sich auf.
Ich schob seinen Hofstaat beiseite, knallte die Hände auf den Tresen und beugte mich zu ihm, bis unsere Nasen sich fast berührten. »Wir müssen reden. Im Pausenraum. Sofort!« Ohne ein weiteres Wort stapfte ich davon, während das schockierte Publikum meinen geschmeidigen Rückzug begaffte.
Zum Glück war niemand im Pausenraum, und das Büro der Geschäftsführerin war abgeschlossen. Niemand sollte mit ansehen müssen, wie ich Caleb gleich fertigmachen würde – je weniger Kollateralschäden, desto besser. Der übliche Duft nach angebranntem Popcorn und gebratenem Reis drehte mir den Magen um. Schäumend vor Wut tigerte ich auf und ab. Ich konnte es kaum erwarten, ihm an die Gurgel zu gehen. Als die Tür sich kurz darauf öffnete, wirbelte ich herum.
Caleb lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und stemmte seinen linken Fuß gegen die Mauer, die Hände tief in den Hosentaschen. Mit seinem typischen, eingebildeten Grinsen stand er da, als wartete er auf den Beginn eines Fotoshootings. »Was ist denn los mit dir?«, fragte er.
»Was mit mir los ist? Mit mir ? Du hast doch schon wieder Geheimnisse vor mir. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen!«
»Kannst du doch auch. Sag schon, was los ist.« Er verzog das Gesicht. »Du hast doch nicht schon wieder PMS , oder? Das steh ich nicht noch mal durch.«
»Glaub mir, wenn es so wäre, wärst du schon tot«, blaffte ich, obwohl ich innerlich über seine Befürchtung grinsen musste.
Ein kleiner Minuspunkt an unserer Verbindung war, dass Caleb sehr unter meinem allmonatlichen Hormonchaos litt. Oh ja, Rache war süß. Schade nur, dass er nicht auch die Krämpfe ertragen musste – obwohl, das würde sich noch zeigen, falls es stimmte, was ich herausgefunden hatte.
Ich gab ihm Angies Brief und einen eingescannten Auszug aus ihrem Tagebuch. »Möchtest du mir das vielleicht mal erklären?«
Er warf einen Blick auf das Blatt und gab mir den Brief zurück. »Sam, du weißt doch, dass ich kein Polnisch kann. Lies es mir vor.«
Ich vergaß immer wieder, dass ich mit Lilith auch die Fähigkeit erworben hatte, Nadines Muttersprache zu verstehen.
»Ich verrate dir die Pointe: Du hast geplant, mit mir zu schlafen, ohne mir von dieser Bundsache zu erzählen. Wenn zwei Cambions es miteinander tun, bleiben sie für den Rest ihres Lebens verbunden, und einer kann ohne den anderen nicht mehr überleben.« Sein verwirrter Blick ärgerte mich, also formulierte ich es noch mal einfacher: »Unsere emotionale Verbindung wird zu einer körperlichen werden. Wenn ich mich schneide, blutest du. Wenn es mich juckt, kratzt du
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