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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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begannen schon herüberzusehen. Als die gewünschte Reaktion ausblieb, rannte sie mit dem Langbogen durch die Menge. Wie ein roter Blitz verschwand sie durch die Terrassentür nach draußen auf den Golfplatz.
    Ich sprang auf, aber Caleb hielt mich fest. »Hier wird nicht gekämpft. Zu viele Leute«, flüsterte er, dabei war er außer sich. Er trank meinen Kakao in einem Zug aus, als wollte er sich Mut antrinken, und knallte den Becher auf den Tisch. Bevor ich wusste, wie mir geschah, wurde ich am Handgelenk nach draußen gezogen.
    »Caleb, hör auf. Das ist doch dämlich«, flehte ich. Ich versuchte, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten.
    Er hörte nicht zu. Caleb war wirklich empfindlich, wenn es um seine Waffen ging, und Courtney hatte sein Ego angekratzt. Wir traten auf die Veranda und von dort auf die Rasenfläche neben dem Golfplatz. Der Mond schimmerte silbern über dem Fluss. Immer mehr Partygäste strömten unter neugierigem Gemurmel aus dem Clubhaus. Selbst Dougie und Mia kamen aus ihren Verstecken und sahen genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte.
    »Na los, Caleb, jetzt zeig uns mal, ob du mit deiner Waffe umgehen kannst.« Courtney stand selbstgefällig mit ihrem Hofstaat auf dem Grün und wollte unterhalten werden. »Kannst du auch schießen, oder ist das nur Show?«
    Andere Gäste mischten sich ein und schlugen sich auf ihre Seite. »Komm schon, Mann. Zeig mal, was du kannst.« Das Gejohle und der Jubel stachelten Caleb weiter an.
    Er überquerte die Rasenfläche und baute sich vor dem zickigen Rotschopf auf. Courtneys Brust hob und senkte sich heftig unter dem Korsett; ihrem Schlafzimmerblick nach zu urteilen, stand sie schwer unter dem Einfluss von Calebs Anziehungskraft.
    »Na schön, Britney, aber für diesen Trick brauche ich eine Assistentin«, sagte er und nahm sich sein Eigentum zurück.
    »Ich heiße Courtney«, grollte sie.
    »Mir egal.« Er preschte an ihr vorbei und winkte mich mit dem Finger heran.
    Oh, dieses Herzklopfen. Selbst Lilith machte die Einladung ganz benommen. Während ich mich durch die Menge drängelte, schien alles um mich herum wie in Zeitlupe abzulaufen. Ich leckte mir die Lippen und ging gemächlich und hüftschwingend zu ihm hinüber. Ein kühler Wind streifte mich und brachte meine glitzernden Flügel zum Flattern.
    Lange blonde Strähnen fielen Caleb ins Gesicht, als er in seiner Tasche wühlte. Mit einem lässigen Schlenker seines Handgelenks und einem ebensolchen Lächeln reichte er mir den kandierten Apfel.
    »Siehst du den großen Baum da drüben? Stell dich dorthin und leg das auf deinen Kopf.«
    Meine liebestrunkene Benommenheit verflog in Sekundenschnelle. »Wie bitte?«
    »Schon mal von Wilhelm Tell gehört?«
    »Schon mal von fahrlässiger Tötung gehört?«
    Er zog einen Pfeil aus seinem Köcher und fuhr mit dem gefiederten Ende über meine Wange und von dort langsam über die Vorderseite meines Kostüms. »Komm schon, Sam. Vertraust du mir nicht? Beziehungen gründen sich doch auf Vertrauen.«
    Ich schob den Pfeil weg. »Und auf Dummheit.«
    Courtney beugte sich zu uns. »Wenn du zu viel Angst hast, mache ich’s!«
    »Nein!«, riefen wir beide wie aus einem Mund.
    »Ich weiß, was ich tue. Vertrau mir. Halt einfach still und lass mich machen.« Caleb drückte mir einen zarten Kuss auf die Stirn.
    Ich weiß nicht, warum ich mich schließlich einverstanden erklärte – aus Neugier, wegen des Gruppendrucks oder aufgrund einer vorübergehenden Geistesschwäche. Auf jeden Fall stellte die Situation mein Vertrauen ebenso auf die Probe wie meinen Mut. Calebs Waffen waren echt und höllisch scharf. Es hatte mir schon zahllose Klapse auf die Finger und Schimpftiraden eingebracht, wenn ich versucht hatte, eine der Waffen an seiner Wand zu berühren. Ich hatte von seiner absoluten Treffsicherheit gehört, aber ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages mal selbst zur Zielscheibe werden würde.
    Ich erreichte die alte Kiefer, die gut zwanzig Meter von den anderen entfernt stand, und lehnte meinen Rücken gegen den Stamm. Dann legte ich mir den Apfel auf den Scheitel und rief: »Brauchst du mehr Licht?«
    »Ich seh dich!« Calebs Stimme schwankte nervös. »Halt einfach still. Nicht bewegen, nicht mal atmen!«
    Darüber musste er sich wirklich keine Sorgen machen. Keine Statue hätte so still stehen können wie ich in diesem Moment. Ein schmerzhafter Stoß durchzuckte meine Brust, als Caleb die Schultern zurücknahm und die Bogensehne spannte. Totenstille

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