Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Menge Fragen ungeklärt. So was hat hier noch niemand gesehen.« Mom biss sich auf die Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
Ich saß wie in Trance da. Meine Gedanken rasten in unterschiedliche Richtungen, und jeder Pfad führte in eine Sackgasse. Abgesehen von Pizza hatte ich italienisches Essen nie gemocht. Salate jeder Art konnten mir gestohlen bleiben, ganz zu schweigen von raffinierten Dressings. Was direkt zu der Frage führte: Wie war das Olivenöl in meinen Körper gelangt?
Mom hielt sich mit zitternder Hand den Mund zu und brach erneut in Tränen aus, aber diesmal heulte ich mit. »Mein Gott, du hättest …«
Ich streckte den Arm aus und strich ihr über die Haare. »Mom, bitte nicht weinen, bitte. Es geht mir doch gut.«
»Komm her.« Mom zog mich an sich. »Verstehst du jetzt, warum ich dich so mit dem Armband nerve? Ich will nicht über dein Leben bestimmen, ich erzähle dir diese Dinge zu deinem eigenen Besten. Du bist das einzige Kind, das ich habe, und ich würde alles tun, um dich zu beschützen.« Mom strich meine Locken zurück und bedeckte meine Wangen und Schläfen mit Küssen. »Der Arzt sagt, in ein paar Tagen geht es dir wieder besser, aber du musst dich ausruhen und genug trinken. Dein Vater war heute Morgen hier. Er kommt morgen wieder. Er wird so froh sein, wenn er hört, dass du aufgewacht bist.«
»Ist er sauer auf mich?«
Ihr Lachen hatte etwas sehr Unheimliches. Fast schien sie mich auszulachen, als müsste ich es besser wissen. Und das tat ich auch. Ich konnte Dad fast sehen, wie er hereingestürmt kam und Antworten verlangte, die ich selbst nicht kannte.
Ich entzog mich Moms Umarmung, wischte mir die Tränen ab und beschloss, mich erst mal auf eine Krise zu konzentrieren. »Ich muss Caleb sehen, nur ein paar Minuten.«
»Ich weiß, aber nicht heute Abend. Du musst dich ausruhen. Ich bringe dich zu ihm, sobald die Ärzte dich untersucht haben.« Mom streichelte meine Hand mit dem Infusionsschlauch.
Ich ließ mich wieder ins Bett sinken und schloss die Augen. Heute Abend hatte ich keine Kraft mehr, das alles zu analysieren, also schloss ich alle Programme und fuhr die Festplatte herunter. Außerdem machte das Zeug aus dem Infusionsschlauch mich ganz duselig.
»Bleibst du hier, bis ich eingeschlafen bin?«, murmelte ich in mein Kissen.
Mom küsste mich auf die Nase. »Ich lass dich nicht allein, meine Süße.«
Augenblicke später übermannte mich der Schlaf, und ich träumte von Caleb, meinem Ritter in glänzender Rüstung. Er stand stolz auf einem Berggipfel und ließ seinen Blick über sein frisch erobertes Land schweifen, in der einen Hand ein Schwert und in der anderen einen Donut mit Puderzucker.
Ich hatte vielleicht eine Stunde geschlafen, als ein quälendes Pochen in meinem Bauch einsetzte. Es zerrte an mir, und ich hatte plötzlich das unstillbare Bedürfnis, etwas zu unternehmen. Es war wie ein Notruf aus weiter Entfernung, wie ein verzweifeltes Flehen um Hilfe. Ich versuchte nach Kräften, den Schmerz zu ignorieren, aber das machte ihn nur noch schlimmer. Wie ein Baby, das nachts nach seiner Mutter weint, riss mich das Pochen aus dem Schlummer.
»Ich komme«, krächzte ich und schlug die Decke zurück.
Ich riss die Pflaster ab, und mir stiegen Tränen in die Augen, als die oberste Hautschicht gleich mit abging. Zum Glück tat es weitaus weniger weh, die Nadeln aus beiden Handrücken zu ziehen. Ich glitt aus dem Bett und wühlte im Medizinschränkchen nach einem Verband, während ich meine schlafende Mutter im Auge behielt. Als ich die Wunden versorgt hatte, schlich ich mich auf Zehenspitzen zur Tür.
Mom würde einen Anfall bekommen, aber ich musste Caleb sehen, nur einen Blick auf ihn werfen, mir nur einen Augenblick Trost holen. Der Flur war menschenleer, und ich konnte mich unentdeckt auf den Weg machen. Wenn ich nicht schon wach gewesen wäre, hätten spätestens die eiskalten Bodenfliesen und der kühle Luftzug, der unter mein Krankenhausnachthemd kroch, dafür gesorgt. Das seltsam ziehende Gefühl wurde mit jedem Schritt stärker und führte mich wie ein Navigationssystem zum Zimmer 278, ohne dass ich darüber nachdenken musste.
Ich öffnete die Tür und spähte hinein. Das Flurlicht fiel in den dunklen Raum und auf die schlafende Gestalt im Bett. Ich schlüpfte hinein, schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Die Monitore zirpten wie Insekten in der Nacht. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, aber meine
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