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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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reglos nach oben, als würde er stumm mit dem Himmel diskutieren. Sein Mund stand ebenfalls weit offen, wie im Schock über die Antwort von oben. Sein Puls war nicht mehr zu spüren, was meine Euphorie umgehend in sich zusammenfallen ließ.
    Ich wich langsam zurück, ging jedoch noch einmal zur Leiche und wischte ihr den Mund ab. Ich suchte nach Haaren und anderen Spuren, die zu mir führen könnten. Zwar würde die Polizei seinen Tod auf einen Herzinfarkt zurückführen, aber ich hatte oft genug CSI gesehen, um nichts dem Zufall zu überlassen.
    Die grundlegenden Tatsachen erreichten mein Gehirn, als könnte es den Schock irgendwie abmildern, wenn man es anders formulierte – als wäre es dann nicht mehr so schlimm. Ein Junge war tot. Er existierte nicht mehr, er befand sich nicht mehr unter den Lebenden. Aber wie ich es auch ausdrückte, wie ich es auch drehte und wendete, ich hatte das Messer sozusagen noch in der Hand.
    »He, Malik, beeil dich, Mann! Der Trainer kommt!« Die Stimme seines Mannschaftskollegen hallte durch die Turnhalle.
    Ich wusste in dem Moment nicht, was ich denken sollte, aber mit Sicherheit war es eine gute Idee, sich aus dem Staub zu machen. Ich stand auf, strich meine Klamotten glatt und versuchte, Maliks Leiche nicht anzusehen. Ich stolperte durch das Labyrinth von Streben und Stahlträgern unter der Tribüne. Trainer Reynolds trieb die Basketballmannschaft durch die Seitentür in die Halle.
    Ich musste cool bleiben, durfte nicht ausflippen und auf keinen Fall zulassen, dass sie hinter die Tribüne gingen. Zentimeterweise schob ich mich an der Wand entlang in Richtung Tür in der Hoffnung, hinausschlüpfen zu können, bevor mich jemand sah. Der Pfiff aus der Trillerpfeife machte diesen Plan zunichte.
    »Was machen Sie hier, junge Dame?« Mit dem Klemmbrett in der einen und einem hochprozentigen Energydrink in der anderen Hand stand Trainer Reynolds da wie der Schulverweis in Person. Trotz seines braunen Trainingsanzugs, der ihm vor zwanzig Jahren wahrscheinlich mal gepasst hatte, war mit diesem Ex-Marinesoldaten nicht zu spaßen, wenn man es nicht darauf anlegen wollte, einen seiner berühmten Kriegs-Flashbacks auszulösen. Seine Missbilligung war deutlich zu spüren, als er mich anstarrte.
    Die anderen aus der Mannschaft schielten belustigt zu mir herüber. Diejenigen, die mich mit Malik allein gelassen hatten, grinsten anzüglich und tauschten geflüsterte Kommentare. Hätten sie gewusst, was mit ihrem Helden passiert war, hätten sie nicht so selbstgefällig dreingeschaut.
    »Ich habe Sie etwas gefragt. Was machen Sie hier? Dies ist ein geschlossenes Training«, setzte der Trainer nach.
    Ich versuchte nach Kräften, zu wirken wie ein Reh im Scheinwerferlicht, und antwortete: »I-i-ich habe Malik gesucht. Ich wollte ihm was geben.«
    »Das glaub ich sofort.« Ein hochgewachsener Junge mit Cornrows kicherte. Andere lachten mit und klatschten sich gegenseitig ab.
    »Ruhe!«, bellte Reynolds und fixierte mich wieder mit seinen Knopfaugen. »Erledigen Sie solche Dinge in der Freizeit. Und jetzt raus mit Ihnen.« Er machte eine Kopfbewegung zum Ausgang hin.
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich durchquerte die Turnhalle so schnell, dass ich fast über meine Füße stolperte. Da hörte ich den Trainer fragen: »Wo ist Davis überhaupt?«
    Gemurmel erhob sich aus der Gruppe. »Keine Ahnung.«
    »Hab ihn nicht gesehen«, sagte ein anderer.
    »Oh, verdammt noch mal!« Reynolds warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. »Jemand muss ihn doch gesehen haben. Vor zehn Minuten war er doch noch hier.«
    Ich lief weiter und wartete nicht auf den großen Knall und die Entsetzensschreie, auf die unweigerlich ein Besuch der Polizei bei mir zu Hause folgen würde. Diese Jungs wussten, dass ich die Letzte war, die Malik lebend gesehen hatte. Natürlich würden sie mich bei einer Gegenüberstellung erkennen. Wie sollte ich das alles Mom erklären? Na, um dieses Problem würde ich mich kümmern, wenn es so weit war. Jetzt musste ich erst mal nach Hause.
    Ich drückte gerade den Griff der Flügeltür herunter, als ich die Stimme hörte, die ich als Letzte erwartet hatte.
    »Ich bin hier, Coach!«
    Langsam drehte ich mich um und sah etwas, das dort nicht hätte sein dürfen, etwas, das ich nicht verstehen konnte. Ich zwinkerte mehrmals, aber die Vision blieb und wurde mit jedem Schritt schärfer.
    »Davis! Hierher, aber sofort!«, schrie Reynolds im Tonfall eines Ausbildungsoffiziers.
    Malik kam hinter der

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