Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
Vom Netzwerk:
mir, ohne Widerstand zu leisten. Na ja, außer dir natürlich.«
    Ich dachte kurz über seine Antwort nach. Genau so würde ein Cambion reden. Cambions weckten die Lust in anderen und waren aus diesem Grund normalerweise eher Opfer als Angreifer. Dann fiel mir ein, was Mom mir über Dämonen erzählt hatte, und dass sie jede beliebige Gestalt annehmen konnten. Oh ja, ich kannte diese Zaubertricks nur allzu gut, aber irgendwas stimmte hier nicht.
    »Was für ein Cambion sind Sie?«, fragte ich.
    Er sah mich an, als hätte ich ihn beleidigt. »Cambion? Ich bin kein Dämonenbastard, Samara, und es verletzt mich tief, dass du so was auch nur andeutest.«
    »Also, dieser Dämonenbastard hier nimmt es Ihnen übel, dass Sie in sein Haus reinplatzen und versuchen … was auch immer Sie hier vorhatten.« Ich ließ mich gegen die Wand fallen und gab auf, als ich erkannte, wie absurd unser Wortwechsel war. Dann holte ich tief Luft und fügte hinzu: »Beantworten Sie mir nur drei Fragen: Wer sind Sie, was wollen Sie und was hatten Sie mit Maliks Leiche vor?«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Alle haben mitbekommen, wie Malik nach dem Training nach Hause ging, so wie jeden Abend. Ich habe darauf geachtet, dass ihn jede Menge Leute gesehen haben, einschließlich seiner Mutter. Alles wie immer.«
    »Ogottogott!« Seine Familie hatte ich ja total vergessen. Bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, sprach er schon weiter.
    »Was deine zweite Frage angeht, ich bin hier, um mir das zu holen, was mir rechtmäßig zusteht. Aber ich kann es nicht mit Gewalt nehmen, und das sollte ich auch nicht müssen. Es gehört mir bereits. Doch es gibt Leute, die versuchen, in meinem Revier zu wildern, und das kann ich nicht zulassen.« Wie um seine Worte zu illustrieren, erschienen plötzlich wieder die Wellen. Seine Haut wurde heller, seine Haare länger, und was ich plötzlich vor mir sah, ließ alle Kampfeslust aus meinem Körper weichen. Das Messer glitt mir aus der Hand und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Teppich.
    Bis hin zu seinem Lächeln, seiner Größe und der Art, wie ihm das Haar ins Gesicht fiel, stand eine exakte Kopie von Caleb vor mir. Das Gefühl eines Déjà-vu traf mich mit solcher Wucht, dass mir ganz schwindelig wurde und ich das Gleichgewicht verlor. Schon wieder stand ich vor einem Raubtier, das meine einzige Schwäche als Tarnung benutzte. War da so eine Art sadistischer Mechanismus am Werk, der das Rad der Geschichte immer wieder zurückdrehte, bis ich endlich daraus lernte? Vielleicht hatte Mom ja recht: Ich brauchte professionelle Hilfe.
    Zwei Arme fingen mich auf, bevor ich auf dem Boden aufschlug. Durch fast geschlossene Lider starrte ich ihn an, in einem Zustand erstarrt, der über jeden normalen Schock hinausging.
    Ich wusste, dass er nicht Caleb war, und es war nicht Capone gewesen, der die Verbindung zu meinem Inneren aufgenommen hatte. Lilith wusste es auch, aber sie beschwerte sich nicht. Sie tollte umher und kläffte quasi vor Aufregung. Sie war die Einzige, die an dieser neusten Entwicklung ihren Spaß hatte. Sie kämpfte nicht dagegen an, sondern bedeutete ihm, ihr in ihr innerstes Heiligtum zu folgen, als wäre er ein alter Freund. Oder etwas ganz anderes. Und dann sah ich es, das Geheimnis, das ich nie hatte lüften können, das Rätsel, das bisher ungelöst geblieben war.
    »Du hast einen interessanten Buchgeschmack, Samara«, sagte er mit Calebs Stimme. Dann legte er einen Finger an die Lippen. »Psst.«
    Diese Geste förderte eine bestimmte Erinnerung zutage und löste eine neue Welle rechtschaffener Wut aus. »Sie waren das, Sie haben Calebs Autofenster zerstört!« Ich stieß ihn vor die Brust, womit ich mich aber nur wieder selbst gegen die Wand drückte. »Haben Sie Olivenöl in meinen Kakao getan? Sie hätten uns beide umbringen können!«
    »Vielleicht habe ich meine Wut an seinem Wagen ausgelassen, aber du warst niemals in Gefahr. Tot nützt du mir nichts. Er dagegen – die perfekte Lösung.«
    Sein Eingeständnis drehte mir den Magen um. Die Wut hatte mich derart im Griff, dass ich mich nicht mehr rühren konnte. »Warum sind Sie hinter mir her? Was habe ich Ihnen getan?«
    »Wieso glaubst du, du hättest etwas getan? Außerdem gehört das nicht zu den drei Fragen.« Er drehte mir den Rücken zu und sah aus dem Fenster. »Wer ich bin, hast du inzwischen sicher selbst herausgefunden.«
    Er hatte recht. Wir standen wortlos da, als würde ohne unser Zutun eine Lösung auftauchen.

Weitere Kostenlose Bücher