Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Ruf hoffnungslos am Boden. Durch meinen Bund mit Caleb würden die Familien für immer vereint, und Calebs Familie würde Sicherheit und Ansehen zurückgewinnen. Ich war nur noch nicht bereit für solche Machtspielchen, und ich weigerte mich, mich zu irgendetwas zwingen zu lassen, wie groß die Versuchung auch sein mochte.
Beim Gedanken an Caleb fiel mir ein, dass ich Haden und Michael schon seit gut zwölf Stunden nicht mehr genervt hatte, das war jetzt überfällig. Ich schnappte mir mein Handy und bombardierte die Brüder mit einer neuen Ladung SMS . Michael wurde der Wachdienst wohl langsam langweilig, denn seit einer Woche verkleidete er Caleb jeden Tag neu und schickte Fotos von ihm an alle seine Bekannten. Auf dem heutigen Foto trug er die blonde Elbenperücke, einen rosa BH (zweifellos von einer der Krankenschwestern geliehen) und knallblauen Lidschatten. Michael war echt krank, aber er machte die Warterei auf das Unbekannte wenigstens etwas erträglicher.
Calebs Zustand hatte sich immer noch nicht verbessert, und ich wusste, dass er mehr Energie von mir brauchte. Fast konnte ich hören, wie er sich durch die Wüste schleppte und nach einem Tropfen Wasser flehte, aber zu seiner eigenen Sicherheit würde er mit der Energie seiner Brüder auskommen müssen, bis mir etwas Besseres einfiel.
Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich rannte hinunter und erspähte durch das vordere Fenster den Letzten, den ich jetzt sehen wollte. Zuerst erkannte ich ihn gar nicht mit seinem lässigen Outfit und dem freundlichen Gesichtsausdruck. David Ruiz ging atemlos auf der Veranda auf und ab, als sei er spät dran.
Ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Tür und fragte mit einer tiefen Männerstimme: »Was wollen Sie?«
»Hallo Samara«, grüßte er fröhlich. »Schön, dich wiederzusehen. Ist deine Mutter da?«
So viel zum Stimmeverstellen. »Sie ist nicht da.« Ich ging zum Esszimmerfenster und schob es ein paar Zentimeter auf. »Ich darf niemanden reinlassen, wenn sie nicht da ist.« Das war nicht mal ganz gelogen, aber das musste er ja nicht wissen. Und wo war Mom überhaupt? Sie hätte längst von der Arbeit zu Hause sein müssen.
»Sie hat mich gebeten herzukommen. Sie wollte beim Abendessen ein paar Dinge mit mir besprechen. Komisch, dass sie dir nichts gesagt hat.« Er zog sein Handy aus der Innentasche des Blazers und wählte eine Nummer. Er wartete einen Moment lang und lächelte, als er die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
»Hi Julie. Ich stehe vor deinem Haus, aber wo bist du?«
Julie? Hatte ich was verpasst?
»Ja … Okay, kein Problem. Ich kann warten … Nein, gar nicht schlimm … Ist gut, warte kurz.« Er beugte sich hinunter und schob das Handy durch den Fensterspalt. »Sie will mit dir reden.«
Ich hielt das Telefon ans Ohr und wartete darauf, dass Mom mir sagen würde, ob sie den Verstand verloren hatte. Offenbar hatte sie das, denn sie wies mich an, ihn hereinzulassen, damit er drinnen auf sie warten konnte. Sie war zu beschäftigt gewesen, mich wegen des Schwänzens zusammenzufalten, und hatte dabei ganz vergessen, mir zu erzählen, dass sie ihn zum Abendessen eingeladen hatte. Sie hatte noch im Büro zu tun und würde in fünfzehn Minuten zu Hause sein – und das waren fünfzehn Minuten zu viel für mich.
Ich schloss die Augen und beschwor die Mächte des Universums, sie mögen mich durch diesen Abend bringen. Ich musste mich normal verhalten und durfte nichts verraten, was ihn misstrauisch machen könnte. Nicht ganz einfach im Angesicht einer einsachtzig großen wandelnden Anklage.
Ich fluchte im Stillen, straffte die Schultern und öffnete die Tür. »Kommen Sie rein.« Ich gab ihm sein Handy.
»Danke. Ich wollte dir keine Umstände machen.«
»Tun Sie nicht«, versicherte ich mit einem künstlichen Lächeln. »Sie können im Wohnzimmer warten.«
»Ihr habt ein sehr hübsches Haus.« Er schlenderte an den Sofas vorbei und betrachtete den Nippes und die Figürchen, die überall herumstanden.
Ich blieb mit verschränkten Armen an der Tür stehen und traute mich nicht hinein. »Danke«
»Du kannst dich entspannen, Samara. Ich bin nicht im Dienst.« Er blieb vor dem Kamin stehen und nahm ein Bild von mir in die Hand. »Das ist ja niedlich. Wie alt warst du da?«
Ich spähte von meinem Platz aus nach dem Foto. »Zehn. Das war an Ostern bei meiner Oma.«
»Hmm. Du solltest deine natürliche Augenfarbe nicht verstecken. Ohne Kontaktlinsen siehst du besser aus.« Sein
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