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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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düsterer, unverwandter Blick hatte etwas Hartes an sich, etwas nicht ganz Menschliches, das eher an einen Androiden auf Vernichtungsmission erinnerte.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ist bestimmt nur eine Phase.«
    Er stellte das Foto zurück und nahm ein anderes in die Hand. »Eine sentimentale Geste, nehme ich an. Weil Nadine Petrovsky auch grüne Augen hatte, eine sehr ungewöhnliche Farbe, so klar und leuchtend.« Er lächelte traurig. »Tut mir leid. Die Bilder in ihrer Akte sind sehr deutlich, und die Farbe vergisst man nicht so leicht – sie ist so lebhaft.«
    »Ja …«, antwortete ich gedehnt.
    »Sag mal, wie kommst du denn mit der Trauer klar? Bestimmt ist es schwer, im selben Haus zu wohnen, in dem der Mord passiert ist. Hast du mit einem Trauerberater gesprochen?« Er stellte sich neben das Sofa, genau dort, wo Nadine ihr Leben ausgehaucht hatte – als würde ein X die Stelle markieren, an der er stehen und sich über mich lustig machen sollte.
    »Nein. Es geht mir gut, aber meine Mom geht in eine Gruppe.« Ich sah zu, wie seine Füße in den schicken italienischen Schuhen über die ausgebreiteten Arme und Haare meiner Freundin trampelten. Das Sofa verbarg den Rest von ihr, also blieb mir ihr Gesicht erspart und auch, wie sie schmerzverzerrt die Augenbrauen zusammenzog, als der Fuß ihr die Hand zermalmte.
    Geh runter von ihr! Siehst du nicht, dass sie da liegt? Geh weg! , wollte ich sagen, aber das hätte nur bewiesen, was ich längst wusste, was meine Eltern befürchteten und was Ruiz wahrscheinlich vermutete.
    Ich verlor den Verstand. Im Eiltempo.
    Im Raum herrschte Stille. Die Sekunden krochen vorbei, während wir uns gegenüberstanden wie zwei Revolverhelden. Schweißtropfen traten mir auf die Stirn, und der Typ sah plötzlich ganz verzogen aus, wie in einem Zerrspiegel. Ich ließ meinen Blick über die Sitzgruppe schweifen und bemerkte, dass die Möbel flach wirkten wie ausgestanzte Formen in einem Pop-up-Buch. Ob es nun am Raum lag oder an meiner Störung, ich musste jedenfalls raus.
    Artig drehte ich mich zu ihm und fragte: »Möchten Sie was trinken?«
    »Gern. Was habt ihr denn da?«
    Ich zählte das Angebot an den Fingern ab. »Wasser, Eistee, Mineralwasser, irgendein lila Zeug, Saft.«
    »Eistee wäre nett, danke.« Mit meinem Foto in der Hand setzte er sich hin.
    Meine Hände zitterten, als ich meine feuchten Handflächen an der Hose abwischte. Ich wartete, bis ich in der Küche allein war, bevor ich ausflippte. Was sollte ich tun? Und warum brauchte Mom so lange? Der Typ würde nicht locker lassen, und am Tatort herumzusitzen machte meine Neurose auch nicht besser. Unter langen, kontrollierten Atemzügen wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Als ich Ruiz seinen Tee eingoss, bewegte sich etwas zu meiner Linken. Als könnte mein Tag nicht noch schlimmer werden, stand Tobias vor der Hintertür, eingehüllt in eine Wolke schlechten Karmas.
    Ich öffnete die Tür, und da war mein Erzfeind und sah zum Anbeißen aus in seinem grauen Rollkragenpulli und den Designerjeans.
    Er lehnte sich gegen den Türpfosten und warf sich in Pose. »Was ist los?«
    »Was machst du hier?«
    »Du bist völlig durch den Wind, und dieses eine Mal ist es ausnahmsweise nicht meine Schuld. Ich musste einfach nachsehen, warum.«
    Ich sah auf meine Turnschuhe hinab. »Ich bin nicht durch den Wind.«
    »Schon wieder. Tränen. Donner. Laut. Nervig. Also, warum bist du durch den Wind? Und vor allem, was macht Magnum in deinem Haus?«
    »Sobald dich das was angeht, wirst du es als Erster erfahren«, erwiderte ich.
    »Du weißt, dass er dich schon seit etwa einer Woche beschattet, oder?«
    »Und woher weißt du das?«
    »Weil ich dich auch beschattet habe«, antwortete er so ungerührt, als sei es ein legitimes Hobby, die Privatsphäre eines Mädchens zu verletzen.
    »Tja, wenigstens weiß ich jetzt, dass ich ein Kontaktverbot einklagen muss.« Ich versuchte, die Tür zu schließen, aber er streckte die Hand aus.
    »Ich traue diesem Kerl nicht. Irgendwas stimmt bei dem nicht.« Tobias reckte den Hals, um an mir vorbeizusehen. »Du fühlst dich in seiner Gegenwart auch unwohl – das spüre ich. Warum ist er hier?«
    »Er untersucht immer noch den Mord an Nadine.«
    »Ich dachte, das wäre ein klarer Fall.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Offensichtlich nicht.«
    Er runzelte die Stirn. »Lass mich mit ihm reden.«
    »Was? Nein. Ich komme schon klar.«
    »Komm schon, Blümchen, ich finde schneller einen Weg durch seine

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