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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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brauchte Energie und ein bisschen frische Luft. Ich wollte einfach nicht auf die anderen in der Schule losgehen. Dann hätten wir jetzt ein ganz anderes Problem.«
    Ein lauter Seufzer ertönte aus dem Handy. »Du hättest mich trotzdem anrufen sollen. Es ist zu gefährlich, einfach wegzulaufen. Man kann nie wissen, was für Verrückte dir auf den Fersen sind.«
    Ich warf Tobias einen weiteren Seitenblick zu. Wenn du wüsstest , wollte ich sagen, biss mir aber auf die Zunge. Nachdem ich ihr noch einige Male versichert hatte, dass alles in Ordnung war, ging Mom mit der Stimme endlich ein paar Oktaven runter.
    »Du kommst nach der Schule sofort nach Hause! Hast du mich verstanden, Samara Nicole?«
    Ich rutschte tiefer in meinen Sitz. »Ja, Mom.«
    »Ich meine es ernst! Wir müssen reden.«
    »Ist gut.« Ich legte auf und starrte aus dem Fenster. Ich wollte die Belustigung – oder noch schlimmer, das Mitleid – in Tobias’ Augen nicht sehen. Es war sowieso alles seine Schuld.
    »Tut mir leid, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe. Ich wollte nur helfen.«
    »Na ja, ›an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu‹.«
    Er lächelte und nickte anerkennend. »Hamlet. Nicht übel.«
    Er fand sogar meine altertümlichen Zitate amüsant. Angewidert stieg ich aus und knallte die Tür zu.
    Als er mich eingeholt hatte, war er wieder zu Malik geworden, und ich fragte mich, warum er nicht einfach so blieb. Vielleicht gab es eine Zeitbegrenzung für diese Gestaltwandlung, aber wahrscheinlich wollte er einfach nur angeben.
    Er hielt mit mir Schritt, als wir durch den Hintereingang in die leere Cafeteria gingen. »Deine Mom macht sich viele Gedanken um dich«, sagte er.
    »Vielleicht zu viele.« Ich drückte die Flügeltüren auf, die auf den Hauptflur führten.
    »Bist du sauer auf mich?«
    »Wann bin ich mal nicht sauer auf dich?«
    »Na ja, du hast mich heute noch nicht mit Öl besprüht, also machen wir wohl Fortschritte. Jedenfalls glaube ich nicht, dass es gut wäre, wenn sie von mir wüsste. Ich rate dir sogar dringend, ihr nichts von mir zu erzählen.«
    Ich blieb mitten im Flur stehen und sah zu ihm hoch. »Sie weiß schon, was ich bin.«
    »Aber sie weiß nicht, was ich bin. Und so soll es auch bleiben.« Er trat auf mich zu und zwang mich zurückzuweichen, bis ich mit dem Rücken gegen das Schwarze Brett stieß.
    »Es wäre sicherer für sie, wenn sie nicht in etwas so … Kompliziertes hineingezogen würde. Versprich mir, dass du nichts erzählst. Das bleibt zwischen uns. Keine Außenstehenden.«
    Mein Nicken fühlte sich eher wie ein Zucken an, ging aber als Zustimmung durch, zumindest so weit, dass ich wieder etwas Abstand zwischen uns bringen konnte. Feingefühl war nicht gerade seine Stärke, und seine plötzliche »Besorgnis« um das Wohlergehen meiner Familie war ein durchsichtiges Manöver wie aus dem Schurkenhandbuch. Vor solchen Gesprächen hatte Mom mich immer wieder gewarnt.
    Abgesehen davon, wie gruselig er es rübergebracht hatte, lag Tobias gar nicht völlig daneben. Mom hatte schon genug Sorgen. Sie stand am Rande eines Nervenzusammenbruchs, und das hier würde sie nur noch mehr Schlaf kosten. Ich musste diesen Drachen töten, nicht sie, und ich konnte mich nicht ewig hinter ihrem Rock verstecken. Dieses eine Mal war Schweigen wirklich Gold.
    Als ich zum Unterricht zurückging, hatte ich meine Mission klar im Blick. Ich wusste, was ich um meiner Leute willen und für meinen eigenen Seelenfrieden tun musste.

17
    H e, stell dir vor, ein Inkubus ist in der Stadt, der gibt sich als mein Klassenkamerad aus und will den Bund mit mir eingehen und Caleb umbringen – echt wahr!«, platzte ich heraus.
    Das war beim besten Willen weder geschickt noch diplomatisch, aber Pflaster soll man ja auch mit einem Ruck abreißen.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, wie ich es erwartet hatte. Ich tigerte in meinem Zimmer auf und ab und wartete darauf, dass Angie die Sprache wiederfand. Nach unserem wochenlangen Anrufbeantworter-Pingpong hatte ich sie endlich erwischt, bevor sie zu Bett ging. Sie war gerade in Amsterdam, um niederländische Kunst und wer weiß was zu kaufen. Meine zweite Mutter erschien mir entspannter und für den Umgang mit dramatischen übernatürlichen Ereignissen besser gerüstet als meine richtige Mom.
    Schließlich sprach sie. »Bist du sicher, dass es ein echter Inkubus ist?«
    »Jau«, antwortete ich gedehnt und trommelte mit den Fingern auf dem ersten

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