Camel Club 01 - Die Wächter
halten zu dürfen.«
Reuben mimte ehrfürchtiges Erzittern. »Mein Gott, einen Tocqueville in der eigenen Hand halten! Allein der Gedanke lässt mich erbeben!«
»Allerdings müssen wir davon ausgehen«, sagte Stone warnend, »dass Reinke und sein Komplize uns jetzt identifiziert haben.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, widersprach Caleb. »Während wir die Straße beobachtet haben, war ich so frei, meine Nummernschilder abzuschrauben«, erklärte er, als die anderen ihn erstaunt anschauten. »Nachdem Milton anhand des Nummernschilds so leicht an Reinkes Anschrift gekommen war, hatte ich die Befürchtung, mir könnte es andersherum genauso ergehen.«
In diesem Augenblick summte Miltons Handy.
»Ja?«, meldete er sich. Er lauschte eine Zeit lang; dann trennte er die Verbindung und blickte in die Runde. »Jemand ist in mein Haus eingebrochen und hat den Wachmann niedergeschlagen, der nach dem stillen Alarm dort nach dem Rechten sehen wollte.«
»Wurde etwas entwendet?«, fragte Stone.
»Anscheinend nicht. Aber ich habe im Haus ein als Deckenstrahler-Installation getarntes Überwachungssystem. Die Sicherheitsfirma weiß davon nichts.«
»Wäre interessant zu sehen, wer die Einbrecher waren«, meinte Stone.
»Ich müsste nach Hause, um die Aufzeichnung zu holen. Der DVD-Recorder ist hinter dem Kühlschrank versteckt.«
»Das Risiko müssen wir eingehen«, sagte Stone. »Wenn es Reinke und sein Kumpan waren, hätten wir etwas gegen sie in der Hand.«
Reuben legte einen Arm um Caleb. »Also, wenn die beiden uns noch einmal in die Quere kommen, sind sie dran, was, du Held?«
Der erste Tag seiner Rückversetzung in die Personenschutzabteilung des Präsidenten gestaltete sich für Alex ein wenig peinlich, denn alle anderen Angehörigen der Abteilung waren sich offenbar bewusst, dass die Versetzung, zumal bei einem Veteranen wie Alex, eine Art Bestrafung darstellte. Dennoch gingen sie kollegial mit ihm um. Und außerhalb des Weißen Hauses Dienst tun zu müssen hatte auch einen Vorteil: Alex konnte durch den Lafayette Park patrouillieren.
Stone traf er nicht an, aber Adelphia. Sie schlenderte im Park umher und warf wiederholt Blicke in die Richtung, wo Stones Zelt stand.
»Hallo, Adelphia«, begrüßte Alex sie höflich. »Ich habe Oliver gesucht.« Zu seinem maßlosen Erstaunen brach Adelphia in Tränen aus. So etwas hatte Alex bei dieser Frau noch nie erlebt. »Adelphia, was ist denn los?« Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen. Alex trat näher. »Adelphia, was ist mit Ihnen? Sind Sie verletzt? Oder krank?«
Sie schüttelte den Kopf, holte tief Atem und nahm die Hände vom Gesicht. »Ist schon gut«, beteuerte sie. »Ist gut alles.«
Alex führte sie zu einer Parkbank. »Offensichtlich geht es Ihnen nicht gut. Erzählen Sie mir, was passiert ist. Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.«
Adelphia atmete noch mehrmals tief durch; dann lenkte sie den Blick wieder hinüber zu Stones Zelt. »Ich nicht lüge. Mir geht gut, Agent Ford.«
»Nennen Sie mich Alex. Aber wenn Ihnen nichts fehlt…« Alex bemerkte ihre Blickrichtung. »Ist vielleicht Oliver etwas zugestoßen?«
»Ich nicht weiß.«
»Das begreife ich nicht. Warum weinen Sie dann?«
Sie schaute ihn mit einer Miene an, die er bei ihr noch nie gesehen hatte: Ihr Gesichtsausdruck spiegelte nicht den gewohnten Argwohn und Missmut. Diesmal bezeugte er Hoffnungslosigkeit. »Er Ihnen traut. Oliver hat selbst gesagt es mir, er sagt, Agent Ford ist guter Mann.«
»Ich finde Oliver auch sympathisch und respektiere ihn.« Alex schwieg kurz. »Als ich ihm das letzte Mal begegnet bin, hatte er Prellungen im Gesicht. Besteht da irgendein Zusammenhang?«
Adelphia nickte und schilderte ihm den Zusammenstoß im Park. »Er hat mit Finger«, sagte sie, indem sie den Mittelfinger hob, »gebohrt der Mann in Seite. Und dieser große Mann, er fiel um wie Kind.« Kummervoll holte sie abermals Luft. »Und dann Oliver genommen hat das Messer, und er griff…« Sie schauderte. »Er es hielt wie einer, der auskennt sich mit Messer. Ich dachte, er Mann will Hals abschneiden…« Mit der Hand vollführte sie eine ruckartige Bewegung. Dann musterte sie Alex mit einer Miene, in der sich Trübsinn und Erleichterung mischten. »Aber er nicht getan. Er nicht geschlitzt Mann Kehle auf. Er fortgegangen, als Polizei kam, Oliver keine Polizei mag.«
»Und seitdem haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
Adelphia schüttelte den Kopf. Alex lehnte sich auf der Parkbank zurück und
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