Camel Club 01 - Die Wächter
Vernehmung an sich gezogen«, erwiderte Martin mürrisch. »Wir haben die Fingerabdrücke des Mannes überprüft, leider ohne Ergebnis.«
»Der Mann ist bestimmt kein Anfänger, Sir«, versicherte Alex. »Ich kann nicht glauben, dass es sein erster Einsatz war.«
»Vielleicht haben Sie recht«, gestand Martin ihm zu. »Dann ist er aber noch nie ertappt worden.«
Schließlich stellte Alex die Frage, die auszusprechen er sich bisher gescheut hatte. »Wie viele Tote hat es gegeben, Sir?«
Martin musterte ihn mit seltsamer Miene. »Auf dem Festplatz und im Ort wurden insgesamt einundzwanzig Terroristen getötet.«
»Ich frage nach unseren Leuten, Sir.«
Martin blickte in die Runde. »Die Öffentlichkeit weiß es bis jetzt nicht, und wir werden es nicht verlauten lassen, bevor wir wissen, was das alles zu bedeuten hat.« Kurz schwieg der Secret-Service-Direktor. »Wir hatten keine Verluste.«
Alex sprang auf und starrte seinen Chef an. »Was reden Sie denn da, zum Donnerwetter? Rings um mich her wurden die Leute niedergemäht! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Ist das irgendeine verdammte politische Scharade? Falls ja, stinkt es zum Himmel.«
»Nun mal halblang, Alex«, sagte Martin. »Ich weiß, Sie haben starke Medikamente zur Schmerzlinderung erhalten, aber schlagen Sie nicht einen solchen Ton an.«
Alex atmete tief durch und nahm wieder Platz. »Sir, wir hatten Verluste.«
»Unsere Mitarbeiter sind niedergeschossen worden, über fünfundzwanzig an der Zahl, außerdem fünfzehn Schutzpolizisten. Und Dr. Bellamy.« Martin zögerte. »Aber sie wurden mit Betäubungspfeilen niedergestreckt. Alle haben sich inzwischen erholt. Deshalb konnten die Attentäter die Waffen an den Magnetometern vorbeischmuggeln. Die Waffen und die Pfeile wurden aus Kompositmaterialien gefertigt.« Er zauderte erneut. »Was ich hier sage«, fügte er dann hinzu, »bleibt unter uns.«
Sämtliche Agenten blickten einander an. »Betäubungswaffen?«, meinte Alex gedehnt. »Am Krankenhaus haben sie nicht mit Betäubungspfeilen geschossen. Das waren richtige Kugeln.«
»Die beiden Agenten, die wir außer Ihnen dort gefunden haben, waren auch von Betäubungspfeilen erwischt worden. Nur die Verstärkung hat man dann mit scharfer Munition in Schach gehalten. Doch obwohl die Schützen den Vorteil einer erhöhten Position und die besten Scharfschützengewehre hatten, die es gibt, haben sie niemanden mit scharfer Munition getroffen. Augenzeugen haben ausgesagt, die Männer hätten bloß in die Nähe unserer Leute gefeuert. Sie haben das Vorfeld des Hospitals mit Geschossgarben bestrichen, um unsere Männer fernzuhalten. So viel steht inzwischen fest. Anscheinend haben sie nie wirklich auf jemanden gezielt, obwohl sie reichlich Gelegenheit dazu hatten, wie unsere Leute selbst sagen. Ich behaupte nicht, dass ich das Ganze begreife, aber so ist derzeit die Sachlage.«
Alex berührte seinen verletzten Arm. »Auf mich jedenfalls wurde scharf geschossen.«
»Gratuliere, Sie sind der Einzige. Ich vermute, man hat nicht erwartet, dass Sie in die Klinik vordringen und denen in die Quere kommen.«
»Ja, aber einen Strich durch die Rechnung habe ich denen offensichtlich nicht gemacht.«
Martin blickte ihn aufmerksam an. »Sie haben getan, was ein Agent nur tun konnte.« Alex schwieg zu diesem zweifelhaften Lob. »Offenbar sah der Plan vor, den Präsidenten vom normalen Kontingent an Sicherheitskräften zu trennen und zur Klinik schaffen zu lassen. Die Täter kannten unsere Methoden und Vorgehensweisen und haben sie gegen uns angewendet. Dass sie die Personenschützer und Polizisten geschont haben, werten wir als gutes Zeichen, was das weitere Schicksal des Präsidenten betrifft. Sie hätten ihn leicht umbringen können.«
»Also geht es um Erpressung«, schlussfolgerte ein Agent, »und wahrscheinlich werden sie kein Geld fordern.«
»Genau so sehen wir die Sache«, erwiderte Martin. »Fragt sich nur, was sie verlangen.«
»Aber warum hat man so darauf geachtet, niemanden zu töten, Sir?«, fragte Alex verwirrt. »Ich meine, was tun diese Burschen denn sonst? Sie töten . Denken Sie an den elften September, an die USS Cole , die Grand Central Station. Und immer sind sie dabei selbst in den Tod gegangen. Die Sache ergibt keinen Sinn.«
»Stimmt, einen Sinn ergibt das Ganze nicht. Anscheinend betreten wir in diesem Fall Neuland.« Martin ergriff eine Fernsteuerung und richtete sie auf einen großen, an der Wand befestigten Plasmabildschirm. »Wir
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