Camel Club 01 - Die Wächter
haben vorhin dieses Video erhalten. Ich möchte, dass jeder es sich ansieht. Falls jemand etwas Auffälliges bemerkt, soll er sofort die Klappe aufmachen.«
Der Bildschirm wurde hell, und Alex konnte die schrecklichen Ereignisse in Brennan gewissermaßen von außen beobachten.
Die Versammlung schaute sich die Aufzeichnung dreimal an. Zwar machten einige Agenten diese oder jene Anmerkung, doch niemandem fiel irgendetwas Besonderes auf. Die Terroristen waren augenscheinlich gründlich organisiert und äußerst diszipliniert vorgegangen.
»Sie haben den Ambulanzwagen abgefackelt und Dr. Bellamy ausgeschaltet, damit wir den Präsidenten geradewegs zur Klinik befördern«, lautete Martins Zusammenfassung. »Dann haben sie einen Traktor mit Anhänger und einen alten Wasserturm benutzt, um Verstärkungen den Weg zu versperren. Ganz schön raffiniert. Ein Glück, dass wir es beim Attentat auf Ronnie Reagan nicht mit so gerissenen Typen zu tun hatten. Er war damals mit nur einer Hand voll Begleiter im Krankenhaus angelangt. Sie wären leichte Opfer gewesen, hätte jemand ihnen dort aufgelauert. Das bedeutet, wir müssen uns von nun an auf völlig neuartige Gefahren einstellen.«
»Aber der Präsident sah tatsächlich krank aus«, gab Alex zu bedenken. »Ich habe gesehen, wie er sich an die Brust gegriffen hat. Und auf der Fahrt zur Klinik sprach er davon, sterben zu müssen. Ich habe seinen Puls gefühlt. Nach meinem Empfinden war er normal, aber ich bin kein Arzt.«
»Dem Klinikpersonal zufolge wurde Brennan im Krankenhaus irgendetwas injiziert«, sagte Martin. »Daraufhin ist er bewusstlos geworden.«
»Die Attentäter konnten doch nicht einfach darauf spekulieren, dass er plötzlich erkrankt und ins Mercy Hospital eingeliefert wird«, meinte Alex. »Sie mussten dafür sorgen, dass ihm während des Festakts etwas zustößt – was es auch sein mag.«
»Stimmt. Leider wissen wir nicht, wie sie das hingekriegt haben.«
»Vielleicht hat man auch auf ihn einen Pfeil abgeschossen«, meinte ein anderer Agent.
»Das wäre möglich, zumal ein Luftgewehr wenig Lärm verursacht, aber niemand hat eine Waffe gesehen, ehe die erste Salve fiel. Man hat sich den Film schon hundertmal angeschaut, aber kein einziges Mal zuckt der Präsident oder gibt durch irgendeine andere Reaktion zu erkennen, dass irgendetwas ihn getroffen hätte. Doch selbst beim Schuss eines Luftgewehrs würde man den Treffer spüren.«
In diesem Moment kam Jerry Sykes mit einem Blatt Papier herein. »Das hier ist soeben eingegangen, Sir.«
Martin las den Text und schaute dann wieder seine Mitarbeiter an. »Die Klinik in Brennan teilt uns mit, dass fünf Personen eingeliefert wurden, die über Atembeschwerden und Symptome eines Herzanfalls klagen. Daten und andere Details werden nachgereicht. Die Personen sind in Behandlung, doch die ersten Untersuchungen zeigen, dass keine organische Erkrankung vorliegt.«
»Es könnte ein biologisches Agens in der Luft freigesetzt worden sein, Sir«, mutmaßte Sykes.
»Und das hat nur beim Präsidenten und einigen anderen Personen gewirkt?«, wandte Martin skeptisch ein. »Das wäre ein ziemlich unwirksamer Stoff.«
Alex’ Blick ruhte noch immer auf dem Großbildschirm. »Sind die Leute, die man ins Krankenhaus gebracht hat, ein Nationalgardist, zwei ältere Männer sowie eine jüngere und eine ältere Frau?«
Martin hob den Blick von der Mitteilung. »Woher wissen Sie das?«
Alex deutete auf die Bildfläche. »Spulen Sie bitte zurück zu der Szene, als der Präsident den Veteranen die Hand gibt, und stellen Sie auf Zeitlupe.« Sämtliche Anwesenden beobachteten, wie Brennan an der Absperrung Händchen gab. »Halt«, rief Alex. Martin stoppte die Wiedergabe. »Beachten Sie mal die Hand«, sagte Alex und wies auf die Prothese des Nationalgardisten.
»Das ist eine künstliche Hand«, stellte Sykes fest. »Sie war mehreren unserer Agenten aufgefallen.«
»Ja, mir auch«, gab Alex zur Antwort. »Der Mann reicht dem Präsidenten die rechte, also die unechte Hand. Danach schüttelt Brennan noch fünf weitere Hände. Lassen Sie mal weiterlaufen.« Der Nationalgardist salutierte vor dem Präsidenten. »Halt«, rief Alex. »Sehen Sie? Er salutiert mit der Linken, beziehungsweise mit dem Haken am linken Armstumpf. Wieso hat er eine Hand und einen Haken?«
»Vielleicht ist die zweite Prothese noch nicht fertig«, sagte Martin ungeduldig.
»Aber warum gibt er die Rechte und salutiert mit links?«
»Ich bin Linkshänder«,
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