Camel Club 03 - Die Spieler
kann. Er dürfte ein hervorragender Kronzeuge sein.«
»Glauben Sie denn, dass sich nach so vielen Jahren noch irgendjemand für so alte Geschichten interessiert?«
»Wenn Sie der Meinung sind, mittlerweile sei alles belanglos, dann sparen Sie sich den Aufwand, sich mit uns zu einigen. Wir verteilen die Kopien und warten ab, was passiert. Geben Sie auf sich acht, Carter.«
»Warten Sie!« Ein paar Augenblicke des Schweigens verstrichen.
»Ich höre nichts«, sagte Stone.
»Woher haben Sie diese Papiere? Von Lesya?«
»Das brauchen Sie nicht zu wissen. Roger hat sie gesehen. Und wenn ich danach urteile, wie bleich er geworden ist, kann ich nur den Rückschluss ziehen, dass die Unterlagen auch heute noch von größter Bedeutung sind.«
»Er war immer leicht erregbar. Anders als Sie und ich. Also gut, John, aber wenn Ihnen tatsächlich an einem Handel gelegen ist, müssen Sie noch ein bisschen was drauflegen. Ich will die Originalaufzeichnung, die Sie am Murder Mountain aufgenommen haben.«
»Ist nicht verhandelbar.«
»Oh doch, ist es. Sie haben meine Karriere ruiniert. Das will ich rückgängig machen. Und versuchen Sie gar nicht erst, Kopien anzufertigen. Wir haben die technischen Mittel, das herauszufinden.«
»Und wenn ich ablehne?«
»Ich brauche Ihnen die Konsequenzen doch wohl nicht zu erläutern, oder?«
Stone blickte Finn an. »Na gut. Ich rufe wieder an und nenne Ihnen Zeit und Ort. Und Sie müssen persönlich erscheinen, oder der Handel platzt.«
»Dann allerdings möchte ich gern den Ort bestimmen.«
»Kann ich mir denken. Das ist der Grund, weshalb ich selbst diese Festlegung treffe. Und noch etwas: Sollte David Finn etwas zustoßen, kommen Sie dort nicht mehr lebend weg.«
»Sie sind nicht mehr der Alte, John. Mir stehen fünfzig Mann zur Verfügung, von denen jeder Einzelne so gut ist, wie Sie mal gewesen sind.«
»Es sind neunundvierzig. Vor ungefähr einem Monat ist mir nämlich einer Ihrer besten Leute über den Weg gelaufen, ein ehemaliger Dreimal-Sechs-Agent, der sich als Spion betätigt hat.«
Gray legte den Hörer auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
KAPITEL 88
Reuben, Caleb und Alex brachten Mandy und die übrigen Angehörigen der Familie Finn noch in derselben Nacht in eine neue Unterkunft, nachdem man sorgfältige Vorsorgemaßnahmen getroffen hatte, um zu vermeiden, dass jemand sie beschattete. Auch Lesya wurde mitgenommen. Caleb blieb als Wächter bei ihnen und erhielt strengste Auflage, sich sofort telefonisch zu melden, sollte er irgendetwas Verdächtiges beobachten. Danach gesellten sich Reuben und Alex zum Rest der Gruppe, um bei den Vorbereitungen für den Austausch Simpsons gegen David Finn behilflich zu sein.
Während der Besprechung im Keller stellte Stone umgehend klar, dass an der Übergabe unmittelbar nur er und Finn beteiligt sein sollten.
»Oliver, du kannst nicht wissen, wie viele Leute Gray diesmal mitbringt«, wandte Alex ein. »Denk an Murder Mountain. Da waren es jede Menge Burschen mit Maschinenpistolen.«
»Dieses Mal sind wir im Vorteil«, entgegnete Stone. Er blickte hinüber zu Annabelle. »Allerdings brauchen wir jemanden, der David wegbringt. Aus mehreren Gründen sind Sie am besten geeignet. Sind Sie dabei?«
Alex trat dazwischen. »Moment mal. Wenn jemand mit dir geht, dann ich, nicht Annabelle.«
»Sie würde sich nur insofern beteiligen, als ihr die Aufgabe zufiele, David aus dem Gebäude zu schaffen. Das ist durchaus möglich, ohne in eine direkte Konfrontation mit Gray und seinen Leuten verwickelt zu werden.« Stone sah wieder Annabelle an. »Ich weiß, dass Sie starke Nerven haben. Trotzdem würde ich Sie nicht darum bitten, wenn ich einen anderen Weg wüsste.« Seine Stimme wurde leiser. »Natürlich haben Sie keinen Grund, mir zu helfen. Ich habe Sie im Stich gelassen, als Sie meinen Beistand am dringendsten brauchten.«
Annabelle lenkte den Blick von Stone zu Alex. »Nun ja, immerhin hat Ihr speziell ausgesuchter Ersatzmann glänzende Arbeit geleistet. Also bin ich dabei. Wo soll die Aktion stattfinden?«
»Im Capitol-Besucherzentrum«, antwortete Finn.
»Das ist doch noch gar nicht fertig«, sagte Milton.
»Genau deshalb haben wir es ausgesucht«, erklärte Stone.
»Die Firma, bei der ich tätig bin, hat das Besucherzentrum für einen Scheinangriff vorgemerkt«, erläuterte Finn. »Wir führen solche Testaktionen als Vertragspartner des Heimatschutzministeriums durch, um das Sicherheitsniveau bestimmter
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