Camel Club 03 - Die Spieler
Simpson allein hätten wir uns überhaupt nicht eingelassen. Er war ein Windhund.«
»Vielleicht hat auch Gray Ihnen eine höhere Weisung nur vorgegaukelt«, argumentierte Stone. »Es ist nach wie vor möglich, dass der damalige Präsident die Liquidierungen gar nicht genehmigt hat.«
Lesya zuckte mit den Achseln. »Kann sein. Es tut mir leid, dass ich keine Gelegenheit hatte, ins Weiße Haus zu gehen und den Präsidenten persönlich zu fragen, ob es wirklich sein Wunsch sei, dass ich zwei Sowjetführer umbringe.«
»Warum haben Sie sich damals nicht an die zuständigen Behörden gewandt?«, fragte Alex.
»Ich hatte keinen Grund, daran zu denken – bis Rayfield ermordet wurde. Und da wusste ich noch nicht, dass die Amerikaner es getan hatten. Davon habe ich erst viel später erfahren. Dann – Harry war noch ein Kind – verübte man einen Anschlag auf mich. Da erst habe ich begriffen, dass man uns hintergangen hat. Wir sind untergetaucht. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um die Wahrheit herauszufinden und die Verantwortlichen zu ermitteln. Aber wie hätte ich selbst unter diesen Umständen meine Beweise vorlegen können? Ich war russische Spionin. Nur Rayfield, Simpson und Carter Gray wussten, dass ich mich als Doppelagentin betätigte. Selbst wenn ich aus heiterem Himmel die Beweise präsentiert hätte – mir hätte niemand geglaubt. Man hätte mich beseitigt.« Sie verstummte und blickte in die Runde der Anwesenden, die sie mit einigen Vorbehalten musterten. »Sie glauben, Ihre Leute hätten so etwas nicht getan?« Ihr Blick fiel auf Stone. »Fragen Sie doch ihn.«
»Ich bin Ihrer Meinung, Lesya«, sagte Stone. »Ich weiß, dass es genauso gekommen wäre.«
»Rayfield und ich hatten in der Sowjetunion geheiratet. Da ging ich schon mit Harry schwanger. Wir konnten niemanden in unsere Hochzeit einweihen, weder die Sowjets noch die Amerikaner. Wir führten unter falschem Namen ein Doppelleben und ließen uns schließlich in Amerika nieder. Rayfield verbrachte so viel Zeit mit uns, wie er einrichten konnte. Harry war noch ein kleines Kind, als Rayfield fast alle Kontakte zu uns abgebrochen hat. Jemand war hinter ihm her. Er wusste es. In São Paulo wurden seine Befürchtungen auf schreckliche Weise bestätigt. Er arbeitete noch immer für sein Heimatland, für die Amerikaner. Und trotzdem ermordeten sie ihn.«
»Gab es keine Untersuchung?«, fragte Alex.
»Was kümmerten mich Untersuchungen, die im Sande verliefen? Außerdem legte ich keinen Wert darauf, dass die Wahrheit an die Öffentlichkeit kam. Ich wollte nichts als Rache.« Sie ergriff Finns Hand. »Wir beide wollten Rache.«
»Oliver«, meldete Alex sich zu Wort. »Können wir diese Beweisstücke nicht einfach heute, nachträglich, den Behörden vorlegen?«
»Das ist auch meine Überlegung«, sagte Annabelle.
Stone schüttelte den Kopf. »Es steht nicht mit Gewissheit fest, dass damals nicht der Präsident und die CIA die Liquidierungen angezettelt haben. Denn falls sie es getan haben, dürften auch andere Leute, die noch in der Regierung tätig sind, davon Kenntnis haben.«
»Und dann kommen wir damit an …«, sagte Alex.
»Und verschwinden auf Nimmerwiedersehen«, vollendete Lesya den Satz. »Denken Sie daran, was aus meinem armen Mann geworden ist.«
»Und diese Informationen jetzt an die Öffentlichkeit zu bringen könnte den Dritten Weltkrieg auslösen«, warnte Stone. »Angesichts der heutigen Verhältnisse in Russland und des weltweit angeschlagenen Images der Vereinigten Staaten bezweifle ich, dass die Russen – Zerfall der Sowjetunion hin oder her – wohlwollend darauf reagieren, wenn sie erfahren, dass zwei ihrer politischen Führer von uns ermordet worden sind.«
»Wie sieht dein Plan aus?«, fragte Alex.
»Wir müssen zu Carter Gray vordringen«, antwortete Stone. »Und ich habe auch schon eine Vorstellung, wie es uns gelingen könnte.«
Gerade hatte Stone damit begonnen, den anderen seinen Plan darzulegen, da summte Finns Handy. Er hörte dem Anrufer zu, beendete das Gespräch und blickte in die Runde. Sein Gesicht war leichenblass geworden. »Das war Mandy. David ist nicht vom Lebensmittelladen zurückgekommen.«
»Dann hat Carter Gray ihn sich gegriffen«, sagte Lesya leise. »Um ihn als Köder zu benutzen.«
Finn erhob sich. »Damit ist die Sache gelaufen. Ich tausche mich selbst gegen meinen Sohn aus.«
»Mit dem Ergebnis, dass Sie beide sterben«, warnte Stone. »Gray lässt unbequeme Zeugen nie am Leben, wenn er es
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