Camel Club 03 - Die Spieler
Täter sich durch die Sträucher da drüben verdrückt haben könnte?«, fragte Stone den FBI-Mann.
Wieder schüttelte der Agent den Kopf. »Es wurde alles durchsucht. Keine Spuren, und es müssten gegebenenfalls welche vorhanden sein. Außerdem lässt sich von dort aus die Landstraße gar nicht so leicht erreichen.«
»Aber der Täter hätte von hier aus auf direktem Weg zur Landstraße gelangen können?«
»Ja, aber das glaube ich nicht. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass der Bodyguard, der die Verbrennungen erlitt, ausgesagt hat, die Person, von der ihm geholfen wurde, wäre in diese Richtung geflüchtet, nicht zur Landstraße.«
Stone ging nochmals zum Kliff, gefolgt von dem Agenten. »Dann hat er sich hier davongemacht. Wahrscheinlich ist er auch von See gekommen.«
Der Agent blickte in die Tiefe. »Das ist eine mindestens zehn Meter hohe, glatte Steilwand.«
»Sie ist nicht glatt. Wenn man ein Auge dafür hat, erkennt man jede Menge Griff- und Trittstellen.«
»Na schön, er ist also raufgeklettert. Und wie soll er umgekehrt und nach unten geklettert sein?«
»Tja, da ich nichts sehe, woran man ein Seil befestigen könnte, nehme ich an, er ist gesprungen.«
Der Agent lugte hinunter auf die schäumende Brandung. »Ausgeschlossen.«
»Absolut nicht.« Vor dreißig Jahren habe ich nämlich etwas ganz Ähnliches getan, fügte Stone in Gedanken hinzu. Allerdings aus zwanzig Meter Höhe, und es wurde auf mich geschossen.
Stone fuhr mit Alex in den D. C. zurück.
»Keine schlechte Leistung für die Arbeit eines Vormittags«, urteilte Alex voller Anerkennung.
»Zu durchschauen, wie das Ding gedreht worden ist, und den Täter zu ermitteln sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Carter Gray hatte zahlreiche Feinde.«
»Klar, aber hast du denn überhaupt keine Vermutung? Ich meine, es muss doch einen Grund gegeben haben, weshalb er dich treffen wollte.«
Stone zögerte. Er verschwieg Alex ungern etwas, doch mitunter erwiesen sich ehrliche Angaben, selbst wenn sie aus edlen Motiven erfolgten, als schlechte Entscheidung. »Ich bezweifle, dass da ein Zusammenhang besteht.«
Er spürte, dass Alex ihm nicht glaubte, ließ es jedoch dabei bewenden.
Während der Fahrt starrte Stone durch die Frontscheibe. Drei Männer, mit denen er vor Jahrzehnten zusammengearbeitet hatte, waren tot. Angesichts dieser seltsamen Serie hatte Carter Gray ihn gewarnt und war noch am selben Abend in die Luft gesprengt worden. Wer immer das getan hatte, er war dazu fähig gewesen, drei hervorragend getarnte, erstklassige Ex-Killer ausfindig zu machen und zu eliminieren. Und es war ihm gelungen, Carter Gray zu töten, einen Mann, dem kaum jemand ebenbürtig gewesen war, wenn es darum ging, Gegenspieler zu überlisten.
Wer so viel Grips hatte, kam möglicherweise auch dahinter, wer Oliver Stone wirklich war, und fand Mittel und Wege, auch ihn abzuservieren.
Und vielleicht hätte ich es verdient, dachte Stone. Denn seine einzige Gemeinsamkeit mit den drei Toten bestand darin, dass alle vier sich früher als Killer betätigt hatten.
KAPITEL 18
Annabelle stand vor dem Tor des Mount Zion Cemetery, wo Stone als Friedhofsgärtner arbeitete. Nach dem Telefonat mit Leo und dem Gespräch mit Stone hatte sie einen Entschluss gefasst. Dieser Konflikt ging Oliver Stone nichts an. Freund oder nicht – sie durfte nicht zulassen, dass er in die Sache hineingezogen wurde. Würde Bagger ihn umbringen, könnte sie mit einer solchen Schuld nicht leben, das wusste Annabelle.
Das Tor war verriegelt, doch dank eines Spreizwerkzeugs und eines Dietrichs hatte sie es zwei Minuten später geöffnet und betrat die an der Vorderseite gelegene Veranda des Friedhofsgärtnerhäuschens. Sie schob die Mitteilung, die zu schreiben sie trotz der Kürze nahezu eine Stunde gekostet hatte, unter die Tür. Eine Minute später saß sie wieder im Auto.
Drei Stunden später saß sie in einer Maschine der United Airlines. Als das Flugzeug kurz nach dem Abheben den Potomac überquerte, blickte Annabelle aus dem Fenster. Georgetown lag direkt unter ihr. Sie bildete sich ein, den kleinen, sorgsam gepflegten Friedhof zu sehen, seinen Friedhof. Vielleicht putzte er gerade auf dem heiligen Boden die Grabsteine, kümmerte sich um die Toten und Begrabenen, tat auf diese Art Buße für vergangene Sünden.
»Auf Wiedersehen, Oliver Stone«, sagte Annabelle im Selbstgespräch. Adieu, John Carr.
»Ich finde diesen Internetscheiß wirklich toll«, rief Bagger derb, wobei er auf
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