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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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    Als Stone am nächsten Morgen ins Freie trat, saß Annabelle mit geröteten Augen auf der Eingangstreppe der Pension.
    »Was verlangen Sie von mir?«, fragte sie verbittert.
    »Nichts. Was verlangen Sie von sich selbst?«
    »Spielen Sie hier nicht den Seelenklempner.«
    »Ihr Vater war im Gefängnis, als man Ihre Mutter ermordet hat.«
    »Aber er war der Grund für ihre Ermordung.«
    »Ja, das stimmt. Aber was spricht dagegen, die Sache mal zu seinen Gunsten zu betrachten und ihm zu glauben, dass er nie die Absicht hatte, Ihre Mutter einer Gefahr vonseiten Baggers auszusetzen?«
    »Mein Vater ist ein Lügner, der sich nie um jemand anders gekümmert hat als um sich selbst.«
    »Ist er tatsächlich so schlecht zu Ihrer Mutter gewesen? Hat er sie geschlagen? Hat er sie hungern lassen?«
    »Versuchen Sie bloß nicht, witzig zu werden!«
    »Ich versuche lediglich, die Situation zu begreifen.«
    »Nein, misshandelt hat er sie nie.«
    »Dann kann es doch sein, dass er sie geliebt hat.«
    »Warum tun Sie mir das an? Weshalb ergreifen Sie für den alte Knacker Partei?«
    »Ich ergreife nicht Partei, Annabelle. Der Mann ist sterbenskrank. Er hat am Grab Ihrer Mutter gekniet und geweint. Sie haben bisher geglaubt, er hätte Ihre Mutter im Stich gelassen, aber so war es nicht.« Stone spreizte die Hände. »Ich will nur sagen, dass es angebracht sein könnte, noch einmal über den Sachverhalt nachzudenken. Das Leben ist kurz. Man hat die Familie nicht für alle Ewigkeit.«
    Annabelle lehnte sich an den Wagen, die Hände unter die Achselhöhlen geschoben.
    »Zwei Jahre habe ich für meinen Plan gebraucht, Bagger eins auszuwischen. Ein großes Ding und zwei kleine. Jeden Cent habe ich investiert. Größere Risiken bin ich nie zuvor eingegangen. Hätte ich den kleinsten Fehler gemacht, wäre ich jetzt tot. Und ich habe jeden Augenblick genossen. Wissen Sie, warum?«
    Stone schüttelte den Kopf. »Erklären Sie es mir.«
    »Weil ich es dem Hurensohn, der meine Mutter ermordet hat, endlich heimzahlen konnte. Nach all den Jahren musste er doch noch büßen. Und ich habe es geschafft, ich habe gewonnen. Ich habe ihm mehr Geld aus der Tasche gezogen als irgendjemand sonst. So viel, dass es ihm richtig wehgetan hat.«
    »Und?«
    »Und dann musste ich erkennen, dass alles vergebens war. Jerry verhielt sich einfach nur wie Jerry, als er meine Mutter erschoss. Jerry schneidet sich einfach sein Stück vom Kuchen ab, wie das Gesetz der Straße es ermöglicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hasse diesen Mistkerl für das, was er getan hat. Aber meinen Vater habe ich noch mehr gehasst.«
    »Aber heute haben Sie erfahren, dass er unschuldig ist. Zumindest in dieser Beziehung.«
    Annabelle deutete auf die Narbe unter ihrem Auge. »Schönes Unschuldslamm. Das hier hat er mir verpasst, als ich noch ein Teenager war, weil ich in einem Kasino eine Claimer-Nummer verpatzt hatte. Er behauptete, das sei der einzige Weg, wie man dazulernt. Und man kann noch so viel drum herum reden – wäre er nicht gewesen, würde meine Mutter noch leben. Und was ist dem Alten passiert? Nichts! Überhaupt nichts, verdammt! Von dem Drecksack prallt alles ab. Er führt sein Leben weiter, als hätte Mutter nie eine Kugel in den Kopf gekriegt.«
    »Das sehe ich anders, Annabelle. Er macht auf mich nicht den Eindruck eines Menschen, zu dem das Leben gut gewesen ist. Die Leute tun ständig Schlechtes, aber deshalb sind sie nicht zwangsläufig schlechte Menschen.«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach denn tun? Mich ihm in die Arme werfen?«
    »Das müssen Sie selbst entscheiden, ehe es sie innerlich zerfrisst. Denn selbst wenn wir es schaffen, Bagger ans Messer zu liefern – Sie würden immer noch unzufrieden sein, weil sich in Ihnen der Hass auf Ihren Vater aufgestaut hat. Sie werden den Rest Ihres Lebens unglücklich sein, wenn Sie mit ihm nicht endlich ins Reine kommen.«
    Annabelle zog die Autoschlüssel aus der Tasche. »Wissen Sie was? Ich will einfach nicht.«
    Als sie abfuhr, schleuderten die Reifen ihres Wagen Kies empor.
    Kaum war sie außer Sichtweite, summte Stones Handy. Der Anrufer war Reuben. Er erzählte Stone alles, was sich in der Zwischenzeit in Atlantic City ereignet hatte – auch von Miltons Riesengewinnen, und dass Baggers Schläger sie überfallen hatten. Stone sagte Reuben, er solle Milton nicht heimbringen, sondern zu sich nach Hause mitnehmen.
    »Aber er hat nicht seinen echten Ausweis benutzt, als er sich das Geld auszahlen ließ,

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