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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eine Fehlinformation korrigieren.«

KAPITEL 45

    Finn hielt das Gerät in die Höhe. Es hatte kaum die Ausmaße seiner Handfläche und besaß trotz etlicher scheinbar harmloser Bestandteile die Fähigkeit, im Umkreis von vier Metern jede Person zu töten. Allerdings sollte es nur einen einzigen Mann umbringen; dafür würde Finn geradestehen.
    Er probierte die Verkleidung an und ging dabei noch einmal sämtliche Schritte durch, die er tun musste, um ins Hart Building zu gelangen und an den Zielort vorzudringen.
    Nachdem Finn seine Aufmerksamkeit Roger Simpson zugewandt und Nachforschungen über ihn angestellt hatte, war ihm deutlich geworden, dass der in Ehren ergraute Senator aus Alabama schon früh im Leben ein rücksichtsloser Ellbogenmensch gewesen war, der auf nichts und niemand Rücksicht genommen hatte. Zwar verhielt der Mann sich noch heute so, doch hatte man seit Beginn seiner politischen Karriere die negativen Aspekte seiner Reputation mit PR-Kampagnen übertüncht – mit der vollen, wenngleich unsichtbaren Unterstützung der CIA, bei der Simpson hochgeheime Funktionen erfüllt hatte. In seiner Biografie gab es wenig greifbare Fakten, doch es wimmelte darin von Lobhudelei seitens der Agency. Für das Vaterland stand er als Held da. Und wie Finn gehört hatte, bereitete er sich nun darauf vor, für das Präsidentenamt zu kandidieren.
    Finn glaubte nicht, dass daraus etwas wurde.
    Simpson hatte seinem einstigen Brotherrn den Rückhalt nie vergessen. Als Chef des einflussreichen Geheimdienstausschusses des Senats hatte er der CIA buchstäblich alles durchgehen lassen. Anscheinend war kein Einsatz zu extrem gewesen, als dass Simpson ihn der nationalen Sicherheit wegen als ungerechtfertigt empfunden hätte. Jahrelang hatte man ihn je nach Blickwinkel als Carter Grays Vorbild oder Schoßhund betrachtet. Finn betrachtete es als vollendete Gerechtigkeit, sie beide auf die gleiche Weise an den gleichen Endpunkt zu befördern, nämlich vom Leben zum Tod.
    An diesem Abend fuhr er spät nach Hause, doch Mandy war noch auf und wartete auf ihn. Gemeinsam aßen sie Kürbiskuchen und tranken warmen Tee. »Dein heutiger Auftritt in der Schule war ein Riesenerfolg«, sagte Mandy. »Susie wollte es dir eigentlich selbst erzählen, aber ihr sind die Augen zugefallen.«
    »Tut mir leid, dass ich mich so verspätet habe, aber es ist etwas dazwischengekommen.«
    »Ist auch wirklich alles in Ordnung? In letzter Zeit habe ich manchmal den Eindruck, als wärst du nicht mehr der Alte.«
    »Das liegt an der Arbeit. Ich muss mir über viele Dinge den Kopf zerbrechen.«
    »Wie geht es Lily?«
    Lily war Finns Mutter. Lily war so wenig ihr wahrer Name, wie Finn der seine war. Finn wusste überhaupt nicht, wie es war, einen richtigen Namen zu benutzen.
    »Um ehrlich zu sein, es geht ihr ein bisschen schlechter.« Im Unterschied zu seiner Mutter sprach Finn nie vom »Vermodern«.
    »Ich weiß, dass wir hier eine Menge Trubel haben, aber wenn du möchtest, dass deine Mutter zu uns zieht, wäre ich einverstanden. Wir würden das schon irgendwie hinkriegen.«
    »Davon halte ich nichts, Mandy. Sie ist gut aufgehoben dort, wo sie ist.«
    »Na schön. Aber vielleicht kommt mal der Zeitpunkt, an dem wir eine Entscheidung treffen müssen.«
    »Kann sein, aber noch sind wir nicht so weit. Also sollten wir uns deshalb nicht den Kopf zerbrechen. Wir haben genug am Hals.«
    »Hast du auch ganz sicher keine Sorgen?«
    Harry schüttelte den Kopf, blickte seine Frau aber nicht an.
    Sie berührte seine Hand. »Manchmal kommt es mir vor, als würdest du dich von uns entfremden, Harry.«
    Er antwortete mit einer Schroffheit, die ihn selbst erstaunte. »Ich bin in Susies Schule gegangen. Ich verpasse kaum ein Baseball- oder Footballspiel. Im Garten wuchert kein Unkraut. Ich helfe bei allen Arbeiten am Haus und im Haushalt. Und den Chauffeur spiele ich auch nicht seltener als du. Was verlangst du denn noch von mir, Mandy?«
    Langsam zog sie die Hand zurück. »Nichts, glaube ich.«
    Stumm aßen sie den Kuchen auf. Dann stieg Mandy zögernd die Treppe hinauf, während Harry in der Küche sitzen blieb und ins Leere starrte.
    »Kommst du nicht?«, fragte Mandy.
    »Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.«
    »Geh nicht raus, Harry. Nicht heute Abend.«
    »Vielleicht gehe ich noch ein bisschen spazieren. Du weißt schon.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Mandy und nahm ein paar weitere Stufen.
    »Mandy?«
    Sie drehte sich um.
    »Alles wird besser. Schon bald.

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