Camel Club 03 - Die Spieler
Es wäre bloß Zeitverschwendung gewesen.« Paddy richtete sich auf, wühlte in der Tasche, holte eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. »Darf ich rauchen, obwohl man mir ansieht, dass es mich das Leben kostet?« Annabelle nickte. Er schlurfte zum Fenster, öffnete es und blies den Rauch ins Freie. »Du warst also in Atlantic City und hast Jerry Bagger in die Tasche gegriffen?«
»Ja.«
»Um wie viel hast du den Scheißkerl erleichtert?«
»Millionen.«
»Na, dann ist dir ein Platz im Himmel sicher. Keiner hat’s mehr verdient als dieser Arsch, beschissen zu werden.«
»Trotzdem war es immer noch zu wenig«, sagte Annabelle leise.
Mürrisch starrte Paddy aus dem Fenster. »Sicher. Wenn Jerry irgendwas hat, dann Geld. Du kannst ihm wegnehmen, so viel du willst, er holt es sich von den Dummköpfen zurück, die Tag für Tag, Minute für Minute durch sein Kasino zockeln.«
»Und wie könnte man ihm richtig schaden?«
Paddy wandte sich um und blickte Annabelle an. »Indem man ihm entweder das Leben oder die Freiheit nimmt. Was käme denn infrage?«
»Ich kenne keinen Ehrenkodex, der es verbietet, einem Schweinehund das Lebenslicht auszupusten.«
»Hast du Beweise, dass er deine Mutter ermordet hat?«
»Nichts, was vor Gericht Gültigkeit hätte. Aber ich weiß , dass er es getan hat.«
»Ich auch.«
Lange blickten Vater und Tochter einander an. »Auf der ganzen Welt gibt es nur zwei Menschen«, sagte Paddy schließlich, »die den Dreckskerl ausgenommen haben und mit dem Leben davongekommen sind. Beide sitzen in diesem Zimmer.«
»Du überlegst, ob wir beide gemeinsam es Bagger heimzahlen können?«
»Ich will, dass er dafür büßt, was er deiner Mutter angetan hat.«
»Ich auch. Mehr als alles andere.«
»Ich weiß. Du hast dich ja an den Mistkerl rangemacht. Dazu hatte ich nie den Mut. Okay, ich bin ein cleverer Schwindler, vielleicht einer der besten. Und ich habe stärkere Nerven als die meisten anderen.«
»Und was hat sich geändert?«
»Ich bin so gut wie tot. Warum sollte ich jetzt noch ängstlich sein? Vielleicht wäre es sogar besser, Jerry jagt mir eine Kugel in den Kopf, als dass ich verrecke, weil meine Organe verfaulen.«
»Und was schlägst du vor? Wie sollen wir vorgehen?«
»Darüber hab ich schon viel und gründlich nachgedacht. Wahrscheinlich waren es die einzigen ernsthaften Überlegungen, die mich noch beschäftigt haben. Dass du Jerry reingelegt hast, bietet uns jetzt einen guten Ansatz.«
»Weil er hinter mir her ist?«
»Genau. Du hast doch sicher ein Team gehabt, oder?«
»Ja. Zwei Leute, die du kennst – oder kanntest. Und jemand, den du nicht kennst.«
Paddy schnippte die Kippe zum Fenster hinaus und setzte sich wieder an den Tisch. »Hat Jerry sich einen von ihnen gekascht?«
»Einen. Liegt seither im Wachkoma.«
»Und kann es sein, dass er dich verpfiffen hat?«
»Ohne Frage. Darum hält Jerry sich derzeit im D. C. auf und versucht, mich aufzuspüren.«
»Dieser lange alte Kerl, der bei dir ist … kannst du ihm trauen?«
»Er hat mich nie im Stich gelassen.«
»Es ist immer schön, so einen Freund zu haben.« Paddy verstummte und senkte den Blick auf den Rest des Frühstücks.
»Bist du überhaupt imstande, irgendeine Nummer abzuziehen?«, fragte Annabelle. »Ich bin nämlich nicht scharf darauf, eine Kugel in den Kopf zu kriegen, nur weil du besoffen umkippst.«
»Ich hab deine Offenherzigkeit immer bewundert.«
»Von wem habe ich die wohl?«
»Okay, ich bin bereit. Eigentlich hat allein diese Aussicht mich noch am Leben gehalten. Außerdem habe ich schon einen Plan.«
»Und wie sieht der aus?«
»Es geht darum, Bagger zu dem Geständnis zu bewegen, dass er deine Mutter umgebracht hat.«
»Oh. Sonst nichts? Verdammt, warum ist so was Einfaches nicht mir eingefallen!«
»Hast du ein Problem mit meiner Idee?«
»Berichtige mich, wenn ich mich täusche, aber um jemanden dazu zu bringen, dass er einen Mord gesteht, muss man ziemlich tief in seine Privatsphäre eindringen.«
»Selbstverständlich. So tief es nur geht.«
»Dann lass uns die Sache sofort abhaken. Ich habe Jerry einmal Auge in Auge gegenübergestanden, und ich habe verdammt keine Lust, das noch einmal zu erleben.«
»Mein Plan minimiert für dich das Risiko.«
»Erklär mir mal, was ›minimiert‹ heißen soll.«
»Vertrau mir einfach, Annie.«
»Du bist verrückt!«
»Nein, ich bin ein Todgeweihter, dem es wichtig ist, seinen Frieden mit Gott zu schließen. Und um das zu
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