Camel Club 04 - Die Jäger
hat?«
Alex nickte. »Ja. Er hatte ein paar Fragen über einen Mann, den ich kannte.«
»John Carr?«
»Er hat nach einem John Carr gefragt, ja. Allerdings kenne ich niemanden, der so heißt.«
»Dann vielleicht Oliver Stone? Ist Ihnen der Mann bekannt, der sich hinter diesem Namen verbirgt?«
»Die meisten der Secret-Service-Agenten, die schon mal vor dem Weißen Haus Wache geschoben haben, kennen Oliver Stone.«
»Aber Sie standen ihm näher als Ihre Kollegen?«
Alex zuckte mit den Schultern. »Er war ein Bekannter.«
»Sie waren viel mehr als sein Bekannter. Sie werden mir jetzt alles erzählen, was Sie über seinen inzwischen verwirklichten Plan wissen, Carter Gray und Senator Simpson zu ermorden. Und ob Sie ihm bei der Flucht geholfen haben. Im schlimmsten Fall können Sie als Mitverschwörer gelten. Im harmlosesten Fall als Mitwisser vor und nach den Morden. Bei einem so ernsten Vorkommnis droht Ihnen in beiden Fällen eine lebenslange Haftstrafe.«
Sieh an, der Mann vergeudet wirklich keine Zeit.
»Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon Sie reden, Sir.«
Hayes zog einen Zettel aus dem Mantel und richtete den Blick darauf. »Fast seit zwanzig Jahren im Secret Service, gute Leistungen. Sie gehörten zu den Beschützern des Präsidenten, als er in Pennsylvania entführt wurde.«
»Ich war der letzte Mann, der auf den Beinen stand.«
»Sie sind also dabei gewesen, als er verschwand. Hatten Sie auch etwas mit seinem Wiederauftauchen zu tun? Oder vielleicht, um die Frage konkreter zu stellen, Ihr Freund Stone?«
»Ich …«
Hayes ließ ihn nicht ausreden. »Haben Sie jemals vom Murder Mountain gehört? Von einem vermissten CIA-Agenten namens Tom Hemingway? Von irgendwelchen belastenden Beweisen, die Ihr Freund gegen Carter Gray in der Hand hielt? Oder von einer russischen Exspionin mit Namen Lesya?« In der Tat hatte Alex von allem Kenntnis, was Hayes aufzählte; dennoch schwieg er. Wie sollte er etwas sagen, ohne sich selbst in die Pfanne zu hauen?
»Ich fasse Ihr Schweigen mal als ein Ja auf«, bemerkte Hayes.
»Oliver war dabei behilflich, einen Spionagering auszuheben, der in Washington tätig war. Ein Beteiligter war Ihr Untergebener. Vielleicht haben Sie ja davon gehört. Oliver hat sogar eine Belobigung vom FBI-Direktor erhalten.«
»Das ist ja ganz toll für ihn, bloß bezweifle ich, dass es ihm viel helfen wird, wenn man ihn schnappt und wegen zweifachen Mordes anklagt.«
»Was verlangen Sie eigentlich von mir?«
»Ich will wissen, welche Fragen Knox an Sie gerichtet hat und was für Auskünfte Sie ihm gegeben haben.«
»Können Sie ihn nicht selbst fragen? Er hat doch bestimmt einen ausführlichen Bericht in Arbeit und …« Alex verstummte. »Wissen Sie nicht, wo Agent Knox steckt?«
»Ich bin nicht hier, um Fragen zu beantworten, sondern um welche zu stellen. Soviel ich weiß, haben Sie vorhin einen Anruf Ihres Vorgesetzten beim Secret Service erhalten. Er hat Ihnen die Anweisung erteilt, uneingeschränkt mit mir zu kooperieren.« Alex wiederholte zwei Minuten lang, was er und Knox besprochen hatten. »Sonst nichts?«, fragte Hayes sichtlich enttäuscht. »Offenbar muss ich Knox einen Fortbildungskurs in Vernehmungstechnik verordnen.«
»Er hat gesagt, er käme noch mal wieder, um weitere Fragen zu klären«, sagte Alex und fügte eine kleine Stichelei hinzu. »Bei der Gelegenheit kann ich ihm ja ausrichten, dass Sie ihn suchen.«
Hayes stand auf. »Ich gebe Ihnen eine gut gemeinte Warnung. Sollte ich herausfinden, dass an der Aussage, die Sie heute Abend gemacht haben, irgendetwas unwahr ist oder sollten Sie mir etwas verschwiegen haben, belegen Sie einen längeren Einzelhaft-Selbsterfahrungslehrgang im Castle.«
»Castle? Das ist das Militärgefängnis in Leavenworth, nicht wahr? Ich bin aber kein Angehöriger des Militärs.«
»Oh, es ist auch für Häftlinge vorgesehen, die eines Verbrechens gegen die nationale Sicherheit überführt wurden. Und es ist mir ein Leichtes, Ihnen jedes Verbrechen anzuhängen, glauben Sie mir.«
Als die Tür sich hinter Hayes geschlossen hatte, merkte Alex, dass ihm der Atem gestockt war; er blies ihn heftig aus und erhob sich mit wackeligen Beinen. Genauso gut hätte er gemeinsam mit dem Camel Club auf die Suche nach Oliver gehen können, um ihm zu helfen, denn es sah ganz so aus, als ob er so oder so im Knast landete.
Erneut klingelte das Telefon. Wahrscheinlich rief sein Chef an, um ihm vorzuwerfen, er sei nicht kooperativ genug gewesen,
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