Camel Club 04 - Die Jäger
eine Zigarette angezündet, gerade als Willie zur Tür hereinkam, und schon machte es bum.«
»Wäre eine Propangasflasche leck gewesen, hätte es vorher schon knallen müssen. Ich bin dort Shirley begegnet, wie ich bereits sagte, und sie hat eine Zigarette geraucht. Und man sollte doch meinen, Bob hätte das Gas gerochen. Um die Benutzer zu warnen, werden dem Gas ja scharf riechende Zusätze beigemischt.«
»Ich weiß«, lautete Tyrees Antwort. »Aber warum sollte jemand so sehr daran interessiert sein, Willie zu beseitigen? Erst mit einer Überdosis, dann mit einer Bombe?«
»Willie wusste, dass Debby keinen Selbstmord begangen hatte. Er hätte gestänkert, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Und das scheint jemandem missfallen zu haben.«
»Aber jetzt, nachdem man Willie ermordet hat«, wandte Tyree ein, »wissen wir doch erst recht, dass hier etwas oberfaul ist.«
»Diese Leute sind äußerst verschlagen, und wir haben keine Beweise für ein Verbrechen. Aus ihrer Sicht ist die Situation also günstiger geworden.«
»Hmm … Was mich betrifft, ich werde weder ruhen noch rasten, bis ich alles aufgeklärt habe.«
»Aber bis dahin muss jeder von uns auf sich Acht geben, und das gilt auch für Sie, Tyree.«
»Ist schon klar.«
Stone trennte die Verbindung und betrachtete das Handy. Danny benutzte ein modernes Verizon-Handy mit sämtlichen Schikanen, einschließlich E-Mail. Stone rollte das Rufnummernverzeichnis ab. Überwiegend waren Frauennamen gespeichert. Danny hatte den Einträgen sogar Bemerkungen über die Vorzüge der jeweiligen Dame hinzugefügt und sie ausnahmslos durch Digitalfotos verdeutlicht. Einige der Bilder konnten durchaus – jedenfalls nach Stones Urteil – als Pornografie gelten.
Stone schüttelte den Kopf. Danny wäre gut beraten, bei der Auswahl seiner Frauenbekanntschaften auf höheres Niveau zu achten.
Stone schaute zum Fenster hinaus. Inzwischen war es dunkel geworden. Langsam stieg er aus dem Bett. Er fühlte sich ziemlich steif und lahm, aber nachdem er sich eine Zeitlang bewegt hatte, wurde es besser. Sein Gesäß war vom stundenlangen Liegen in dem verdammten Bett schon taub.
Er verließ das Zimmer und suchte das Schwesternzimmer auf. Dort bekam er zwar einen Rüffel, weil er sein Bett verlassen hatte, aber auf Befragen wies man ihm schließlich auch die Richtung zu Dannys Zimmer.
Stone durchmaß den Korridor und sah vor Dannys Zimmer jemanden sitzen. Als Stone näher trat, stand der Mann auf. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Sind Sie der Deputy, den Tyree mit Dannys Personenschutz beauftragt hat?«
»Stimmt genau. Moment mal, Sie sind doch Ben, sein Retter, oder nicht?«
»Ja. Darf ich zu Danny rein?«
»Da er Ihnen sein Leben verdankt, klar, nur zu.«
Als Stone den Kopf ins Zimmer steckte, saß Danny aufrecht im Bett; er hatte aufgequollene Augen und ein gerötetes Gesicht. »Darf ich reinkommen, Danny?«
Danny blickte Stone an. Er sagte nichts, bat ihn aber mit einer matten Handbewegung ins Zimmer. Stone rückte einen Stuhl ans Bett und setzte sich. »Es tut mir sehr leid, was mit Willie passiert ist.«
Danny hob nicht den Blick, sondern ließ ihn auf das Kissen gesenkt, das er sich über den Schoß gebreitet hatte. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme langsam und schleppend. Liegt wahrscheinlich an den Beruhigungsmitteln, folgerte Stone.
»Er hatte es nicht verdient, so zu sterben.«
»Niemand hat so etwas verdient.«
Danny musterte ihn missmutig. »Manche Leute doch.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Manche Leute ja.«
»Er hat nie jemandem etwas zuleide getan, weißt du?«
»Ich weiß.«
»Und dann Bob. Ich meine, er war ein harmloser alter Knabe. Warum mussten sie auch ihn in die Luft sprengen?«
»Wer war es, Danny? Über wen reden wir?«
Danny musterte Stone. »Warum fragst du mich?«
»Warum hast du Divine verlassen?«
»Um ganz von vorn anzufangen. Das habe ich doch schon gesagt.«
»Und weshalb bist du zurückgekommen?«
»Das ist meine Sache.«
»Möchtest du mir etwas über Debby Randolph erzählen?«
»Was gibt es da zu erzählen? Debby war Willies Freundin. Er hat sie geliebt. Die beiden wollten heiraten.«
»Du hast es also gewusst?«
Danny nickte zerstreut. »Ich wusste von seinen vielen Versuchen, von den Drogen loszukommen. Die Arbeit im Bergwerk hat ihn kaputt gemacht. Er hatte schlimme Schmerzen. Und ich weiß noch, wie diese Scheiße meinen Alten zugrunde gerichtet hat. Ich wollte nicht, dass es
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