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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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es sich keineswegs so verhielt. Unbewusst waren diese Beobachtungen schon länger durch seinen Verstand gestrudelt, ohne ein Ganzes zu bilden. Jetzt aber war es endlich an die Oberfläche gedrungen.
    Er nahm Abbys Tasche aus dem Schrank und zog sich rasch frische Kleidung an. »Komm schon, du musst doch da sein, ich brauche dich«, murmelte er vor sich hin, als er die Tasche gründlicher durchsuchte. Er erinnerte sich genau daran, sie in die Tasche gesteckt zu haben.
    Schließlich umschloss seine Hand die Pistole, die Abby ihm geliehen hatte. Er schob die Waffe in den Hosenbund und kaschierte die Ausbeulung mit einem Hemdzipfel. Gleich darauf lugte er um den Türrahmen. Als er das Schwesternzimmer unbesetzt sah, eilte er über den Flur davon. Wenn zu später Stunde die Krankenschwester kam, um ihm seine Medikamente zu geben, würde sie das Zimmer leer vorfinden.
    Er wusste nicht, dass den Schwestern die gleiche Entdeckung in Dannys Zimmer bevorstand, denn eine Stunde zuvor hatte Danny seinen Aufpasser ausgetrickst und war aus der Klinik entwichen.

KAPITEL 57

    Knox tuckerte in die Ortschaft namens Divine, ohne so recht zu wissen, was er dort erwarten sollte. Inzwischen war es spät und dunkel, und längs der Hauptstraße war kaum noch ein Licht zu sehen. Knox fuhr die Straße entlang und schaute nach rechts und links, obwohl er nicht damit rechnen durfte, dass John Carr an irgendeiner Ecke lümmelte und seine Ankunft abpasste. Knox kam an einem Lokal mit Namen Rita’s Restaurant & Bar vorbei. Außerdem gab es ein Gerichtsgebäude und ein Sheriffbüro mit Gefängnis, in denen sich um diese Uhrzeit jedoch kein Mensch aufzuhalten schien. Knox überlegte, ob er den örtlichen Gesetzeshüter wecken sollte, aber bisher waren die Cops in diesem Landstrich bestenfalls nutzlos für ihn gewesen. Diesmal wollte er etwas anderes probieren.
    Knox bog von der Hauptstraße ab und setzte die Fahrt – so zeigte es jedenfalls der Bordkompass an – nach Osten fort. Knox’ natürlicher Orientierungssinn hatte nach dem Befahren ungezählter Serpentinen, wie sie überall in den zerklüfteten Appalachen verliefen, längst kapituliert.
    Knox verminderte die Geschwindigkeit, als er etwas bemerkte, das wie die Trümmer eines Wohnmobils aussah. Auf den ersten Blick ging seine Vermutung dahin, dass hier ein Tornado gewütet hatte, doch die Bäume und die Erde rund um die Überreste des Fahrzeugs waren offensichtlich nicht von einem Twister in Mitleidenschaft gezogen worden. Knox hielt an, stieg aus und nahm die Stätte der Verwüstung in Augenschein.
    Angesichts der geschwärzten, zerfetzten Trümmer und des erschreckenden Radius ihrer Verteilung drängte sich Knox der Schluss auf, dass eine Explosion die Ursache gewesen sein musste. Das war eine Auffälligkeit. Sie bedeutete nicht zwangsläufig, dass John Carr sich in der Nähe befand, aber immerhin hatte sich hier etwas Außergewöhnliches ereignet.
    Knox umrundete das Kaff und kehrte zurück in den Ortskern, wo er eine kleine Absteige entdeckte. Er parkte in einigem Abstand vom Eingang und schlenderte dorthin. Unterwegs hielt er wachsam die Augen nach Carr auf.
    Er klopfte an die Haustür, musste aber noch fünf Minuten länger pochen, bis er endlich hörte, dass sich innen ohne jede Eile regelmäßige Schritte näherten.
    Die Tür wurde geöffnet. Auf der Schwelle stand ein verschrumpelter Greis, dem Büschel weißen Haars die Schläfen umkräuselten. Der Alte starrte Knox ungehalten ins Gesicht. »Wissen Sie, wie spät es ist, junger Mann?«
    Seit wenigstens zwanzig Jahren war Knox nicht mehr »junger Mann« genannt worden. Er setzte sein gequältes amtliches Lächeln auf. »Bitte entschuldigen Sie. Leider bin ich erheblich später eingetroffen, als ich es mir vorgenommen hatte.«
    »Soll das heißen, Sie sind mit Absicht nach Divine gekommen?«, fragte der Alte ungläubig.
    »Gibt’s hier ein Gesetz dagegen?«, stellte Knox eine Gegenfrage und lächelte umso breiter – auf entwaffnende Weise, wie er hoffte.
    »Was wollen Sie denn bei uns?«, erkundigte der Greis sich in schroffem Tonfall.
    So viel zur Wirkung seines entwaffnenden Lächelns. »Im Moment suche ich bloß eine Schlafstelle, Mister …?«
    »Sagen Sie einfach Bernie. Bedaure, ich bin ausgebucht.«
    Über die Schulter blickte Knox auf die nachtschwarze Straße. »Ist jetzt in Divine Hochsaison?«
    »Ich hab nur zwei Zimmer zu vermieten.«
    »Ach so. Nun, es verhält sich folgendermaßen: Ein Kumpel und ich sind hier

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