Camel Club 04 - Die Jäger
von jedem anderen Gefängnis, das Sie vielleicht schon kennen. Mein Name ist Howard W. Tyree. Ich habe die Ehre, Direktor dieser herausragenden Einrichtung zu sein. Bei uns werden Häftlinge untergebracht, denen es Probleme bereitet, sich ins Gefängnisleben zu integrieren, oder die Probleme allgemeiner Art haben. Unsere Kollegen in den anderen Gefängnissen verlegen Leute wie Sie zu uns, weil wir im Blue Spruce auf Problemlösungen spezialisiert sind. Bei uns finden keine Revolten statt, und ebenso wenig – ich halte es für überflüssig, dies zu erwähnen – kommt es zu Ausbrüchen. Wir sind hier absolut professionell. Solange Sie unsere Regeln einhalten, haben Sie keinen nachvollziehbaren Grund, um Ihr persönliches Wohlergehen zu fürchten, weder seitens der Mitgefangenen noch seitens der aufrechten Männer, die in dieser Einrichtung als Vollzugsbedienstete tätig sind.« Während Tyree redete, tropfte Stones und Knox’ Blut auf den Fußboden. Unwirsch schnippte Tyree mit den Fingern; ein Wärter schnappte sich ein Handtuch und wischte das Blut auf. »Drastische Maßnahmen werden nur ergriffen, wenn es gänzlich unumgänglich ist. Damit in dieser Hinsicht Klarheit besteht, möchte ich diese Maßnahmen beispielhaft demonstrieren.«
Er blieb stehen und wandte sich Stone und Knox direkt zu. »Wenn ein Häftling die Anweisung eines Vollzugsbediensteten nicht augenblicklich befolgt, kann und wird der Vollzugsbedienstete an dem betreffenden Gefangenen den angemessenen Grad der zur Durchsetzung erforderlichen Gewaltausübung vollstrecken.« Tyree nahm den Schlagstock eines Wärters und rammte ihn mit der Spitze in Stones Magengrube. Stone krümmte sich, erbrach das Wenige, was er im Magen hatte, und sank in sich zusammen. Gelassen sprach Tyree weiter. »Beachten Sie bitte, dass es im Blue Spruce, anders als in anderen Strafanstalten, nicht vorgeschrieben ist, Häftlingen eine Warnung zu geben, und im Regelfall wird darauf verzichtet. Ungebührliches Verhalten seitens eines Häftlings hat unverzüglich Konsequenzen. Wenn ein Häftling einen Vollzugsbediensteten auf irgendeine Weise mündlich oder durch Gebärden beleidigt, wird der Vollzugsbedienstete an dem Gefangenen den angemessenen Grad der zur Ahndung erforderlichen Gewaltausübung anwenden.«
Tyree rammte den noch benommenen Knox, schleuderte ihn auf den Steinfußboden und drückte ihm den Schlagstock auf die Kehle, bis Knox’ Gesicht blau anlief und sein Körper aus Sauerstoffmangel in Zuckungen verfiel. Dann erst stand Tyree auf und warf den Knüppel dem Wärter zu. Zwei andere Wärter zerrten den noch immer röchelnden Knox erneut auf die Beine.
»Wenn ein Häftling«, sagte Tyree und klopfte sich die Hose ab, »einem Vollzugsbediensteten körperliche Misshandlungen androht oder ihn körperlich angreift, wird der Vollzugsbedienstete ohne vorherige Warnung den zur Abwehr dieses Angriffs erforderlichen Todesschuss anbringen.« Tyree nickte einem Wärter zu, der die Pistole zog und sie dem Direktor reichte. Tyree überzeugte sich davon, dass sich ein Projektil im Lauf befand, kippte den Sicherungshebel, hob die Waffe und richtete sie auf Stones Kopf.
»Um Himmels willen!«, schrie Knox trotz seiner verquollenen Lippen. »Nicht!«
Jemand öffnete die Tür, und Wärter zerrten einen großen Schwarzen herein, dessen Gesicht blutig und geschwollen war. Seine Hände und Füße waren zusammengekettet, sodass er nur schlurfen und sich kaum bewegen konnte. Die Wärter stießen ihn gegen einen Teil der Wand, der von einem gummiartigen, zernarbten Material bedeckt war, und traten zur Seite.
»Dieser Mann hat vor knapp fünf Minuten einen Vollzugsbeamten angegriffen«, erklärte Tyree. »Der Mann war der irrigen Ansicht, es verletze seine Bürgerrechte, wegen des Zeigens seines Mittelfingers mit der Prügelstrafe belegt zu werden, nachdem einer meiner Männer einen harmlosen kleinen Scherz über die Mutter dieses Mannes gemacht hatte.« Tyree schwang die Pistole herum und schoss dem Schwarzen eine Kugel in den Kopf. Mit einer Austrittswunde im Hinterkopf brach der Getroffene zusammen. Ein Teil seines Gehirns war gemeinsam mit dem Geschoss in der Gummibeschichtung der Wand verschwunden, in der sich eine neue, große Narbe gebildet hatte. »Tja, er wurde bei einem Fluchtversuch mit Geiselnahme erschossen – ein Vorfall, den wir für etwaige Inspektionen ordnungsgemäß durch Zeugenaussagen dokumentiert haben.« Tyree gab dem Wärter die Waffe zurück und schritt
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