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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Bissen seiner Essensportion. »Sie haben doch schon andere Gefängnisse von innen gesehen, oder?«
    »Ja, aber nicht als Häftling.«
    »Was ist hier anders? Denken Sie mal nach.«
    Knox blickte sich um. »Nun ja, wenn man berücksichtigt, dass hier die schlimmsten Hurensöhne der Nation sitzen sollen, verhalten diese Knackis sich seltsam ruhig.«
    »Stimmt genau. Sie verhalten sich still, bedrückt, ängstlich. Was noch?«
    Knox musterte eine kleine Gruppe, die in ihrer Nähe saß. Die vier Männer, ausnahmslos Schwarze, schaufelten sich gemächlich Essen in den Mund und sparten sich sogar die Mühe, sich gegenseitig anzusehen. Knox kniff die Lider zusammen, beobachtete die lethargischen Bewegungen der Männer und starrte ihnen in die trüben Augen. »Stehen sie unter Medikamenteneinfluss?«
    »Oh ja. Wir wissen, dass dafür genügend Pillen vorhanden sind.«
    »Glauben Sie, das Gefängnis ist der Bestimmungsort der Pillentransporte?«
    »Nein. Das ganze Zeug war für den Verkauf auf der Straße bestimmt, wahrscheinlich in New York, Philadelphia, Boston, Washington und anderen Großstädten an der Ostküste. Vermutlich wird ein bisschen Überschuss dafür abgezweigt, um diese Jungs hier ruhig zu stellen.«
    »Häftlinge werden ohne ihr Wissen mit Medikamenten zugedröhnt? Das verstößt gegen ungefähr eine Million Grundrechte.«
    Plötzlich beugte Stone den Kopf und löffelte Essen. Knox spürte den Grund und eiferte ihm sofort nach. Schritte näherten sich und verstummten.
    »Sagen Sie, Manson, verstehen es die neuen Häftlinge, sich in unseren Alltag zu integrieren?«, fragte Howard Tyree den bulligen Wärter, der neben ihm stand.
    Auf dem rechten Auge trug Manson eine Augenklappe. Als er ihn anschielte, erkannte Stone den Grund dafür. Manson war der Schläger, den Stone mit der Gürtelschnalle ins Auge getroffen hatte.
    Das wird ja immer schöner.
    »Es kostet einigen Aufwand, Sir, aber wir bringen sie so weit, wie sie sein sollen.« Stone sah, wie Manson wiederholt die Finger zu Klauen krümmte, während er Stone aus dem gesunden Auge anstierte. Auch wenn sein Blick einäugig blieb, war die unverhohlene Mordabsicht nicht zu übersehen. Er zog den Schlagstock aus dem Halter, setzte das Ende an Stones Kinn und drückte dagegen. »Der Bursche hier dürfte uns wohl ein bisschen zusätzliche Mühe abverlangen, aber es wird uns schon gelingen, ihm unsere Regeln einzutrichtern.«
    »Tüchtig, Manson«, lobte Tyree. Als Manson den Knüppel fortnahm, tat er es so, dass die scharfkantige Riffelung der Holzstange über Stones Gesicht schrammte. Es fing zu bluten an, aber Stone regte keinen Finger, um das Blut abzuwischen.
    »Wissen Sie«, sagte Tyree, »in den meisten Hochsicherheitsgefängnissen essen die Häftlinge in den Zellen, und die Freistunde verbringt jeder für sich allein. Aber hier im Blue Spruce sind wir liberaler.« Sein Blick schweifte durch den totenstillen Speisesaal. »Hier erlauben wir den Sträflingen menschlichen Umgang. Nette gemeinsame Mahlzeiten, ein bisschen Kameradschaft …« Tyree legte Stone eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Lieber hätte Stone den Biss einer Klapperschlange erduldet als diese widerwärtige Berührung. Dennoch blieb er starr sitzen, und schließlich ließ Tyree von ihm ab. »Und weil wir in dieser Hinsicht so verständnisvoll und mitfühlend sind«, fügte der Gefängnisdirektor hinzu, »unterwirft sich früher oder später jeder Häftling unseren Regeln. Allerdings gebe ich zu, dass der Weg zu diesem Ziel bisweilen steinig sein kann.«
    Als Tyree, umringt von Wärtern, den Speisesaal verließ, starrten sämtliche Häftlinge auf die Teller, als stünde das schmackhafteste Essen ihres Lebens vor ihnen.
    Diese Knackis stehen nicht nur unter Medikamenteneinfluss , überlegte Stone, sie haben außerdem eine Scheißangst, denn sie wissen, dass der Häuptling sie wahrscheinlich irgendwann kaltmacht, ohne dass sie etwas dagegen tun können. Auch mich kann er ohne Weiteres umbringen. Und wahrscheinlich wird er es tun. Tyree wird mich ermorden. Wenn Manson ihm nicht zuvorkommt.
    Erst nachdem Manson und Tyree den Speisesaal verlassen hatten, tupfte Stone sich mit der Serviette das Blut vom Gesicht.

KAPITEL 66

    Nach dem Essen durften die Sträflinge dreißig Minuten ins Freie. Das »Freie« umfasste in diesem Fall einen betonierten Innenhof mit einer Überdachung aus rasiermesserscharfem NATO-Stacheldraht, in dem nur eine Basketballtorwand ohne Netz und ein

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