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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Dörfer besetzen. Vermutlich sollten wir den Eindruck vermitteln, wir stünden kurz davor, den Krieg zu gewinnen. Der Befehl erging an Hayes. Er befahl drei Kompanien nach vorn, eine für jedes Dorf. Am Abend vor dem Einsatz rief er sämtliche Sergeants zu einer Besprechung zusammen.«
    »Wieso nicht die Captains?«
    »Weil sie alle tot waren. Die Captains und Lieutenants sind gefallen wie die Fliegen. Na egal. Auf jeden Fall lautete sein Befehl, die Dörfer dem Erdboden gleichzumachen. Niemand sollte überleben.«
    »Keine feindlichen Soldaten, meinen Sie.«
    »Niemand , Knox. Keine Männer, Frauen und Kinder. Anschließend sollten wir die Dörfer abfackeln und melden, der Vietkong hätte es getan. Dieses Vorgehen gehörte zu einer Desinformationskampagne, die Hayes ausgeheckt hatte. Er hat sich ständig mit solchem Scheiß beschäftigt. Der Kerl hat in allem, was er getan hat, nur Stufen auf seiner Karrieretreppe gesehen.«
    »Was geschah dann?«
    »Zwei Kompanien haben seinen Befehl ausgeführt. Eine nicht.«
    »Deshalb ist Hayes gegen Sie vorgegangen?«
    »Er hat es versucht. Aber ich habe ihm angedroht, die Wahrheit öffentlich zu machen. Eine Befehlsverweigerung hätte er mir nicht vorwerfen können, dann hätte er sich selbst ein Bein gestellt, denn seine Befehle hätten ihn geradewegs vors Kriegsgericht gebracht. Mir war klar, dass der Kerl sich durchmogeln würde. Er wusste, dass seine Vorgesetzten weggeschaut haben, wenn er irgendwo Mist gebaut hat, aber hätten Journalisten von so etwas Wind bekommen, hätte man ihn fertiggemacht. Jedenfalls, seine Vorgesetzten waren sauer, dass ein ganzes Dorf verschont worden war. Deshalb dauerte es ein bisschen länger, bis der gute Hayes sich endlich die Eichenblätter anheften durfte.«
    »Aber er hat eine andere Möglichkeit gesehen, es Ihnen heimzuzahlen. Die Sache mit dem Orden.«
    »Damals habe ich mich überhaupt nicht um so was gekümmert. Ich habe in einem Krieg gekämpft, der scheinbar kein Ende nehmen wollte. Jeder Freund, den ich damals drüben hatte, war gefallen. Ich hatte alles bis obenhin satt … Südostasien, den endlosen Regen, die brütende Hitze und vor allem, dass ich jeden Tag um hundert Meter matschiges Gelände und einen Streifen beschissenen Dschungel kämpfen musste. Wofür, Knox?«
    »Und da sind Sie zur Abteilung Sechshundertsechsundsechzig gestoßen?«
    Stone zögerte. »Wahrscheinlich haben Sie sich es verdient, alles zu erfahren …«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich nichts weitererzähle. Wenn Sie verurteilt werden, dann ohne mein Zutun.«
    »Ja, es stimmt, an dem Zeitpunkt bin ich zu der bewussten Abteilung übergewechselt. Aber ich würde nicht sagen, dass es auf meinen Wunsch geschah. Man hat mir verdeutlicht, dass mir nur diese Möglichkeit blieb. Ich habe eine Drecksarbeit gegen eine andere ausgetauscht. Ich hatte immer so ein Glück.«
    »Ich unterstelle mal, Sie haben auch da großartige Leistungen erbracht. Warum war die CIA trotzdem auf einmal gegen Sie?«
    »Die Jahre zogen ins Land. Ich habe Claire geheiratet, und wir bekamen ein kleines Mädchen. Das war das Schönste, was ich je erlebt habe. Es war, als hätte sich mir eine ganz neue Welt wunderbarer Möglichkeiten eröffnet. Und da habe ich beschlossen, nicht mehr mitzumachen. Ich konnte nicht mehr abdrücken, Knox. Ich konnte meinen eigenen Geruch nicht mehr an mir haben. Ich brachte es nicht mehr fertig, um die Welt zu fliegen, jemandem das Hirn rauszupusten und dann nach Hause zu kommen, mein Töchterchen an mich zu drücken und meine Frau zu küssen. Ich konnte einfach nicht mehr.«
    »Und dafür hatte man kein Verständnis?«
    »Manche Menschen bilden sich ein, sie können bis in alle Ewigkeit über andere verfügen. Und vielleicht ist es auch so.« Stone ließ sich mit dem Rücken die Wand hinunterrutschen, lehnte den Kopf an und schloss die Lider.
    »Ich helfe Ihnen, Oliver. Das schwöre ich.«
    »Helfen Sie sich selbst, Knox. Für mich ist es zu spät. Ich werde genau das bekommen, was ich verdiene.«

KAPITEL 73

    Der Camel Club hatte sich ein paar Stunden Schlaf in Tyrees Haus genehmigen können, das ungefähr anderthalb Kilometer von Divines Ortskern entfernt lag. Tyrees Wohnsitz bestand aus einem Holzhaus bescheidener Größe auf einem hübschen Flecken Land an einem Hügel. Dahinter erstreckte sich eine ausgedehnte Wiese.
    Tyree brühte eine große Kanne Kaffee auf und improvisierte ein Frühstück. Der hünenhafte Sheriff hatte gerötete, aufgequollene Augen.

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