Camel Club 04 - Die Jäger
in dem unangemeldete Besucher nicht willkommen sind, nicht einmal von der CIA.« Tyrees Vollzugsbeamte reihten sich hinter ihm auf.
Hayes wirkte betroffen. »Anscheinend bin ich in der Unterzahl. Himmel noch mal, was habe ich mir nur dabei gedacht?« Er legte die schmale Aktenmappe, die er unter dem Arm trug, auf einen Tisch, holte eine dünne Akte heraus und entnahm ihr mehrere Papiere. »Drogenhandel, oder was war es gleich? Ja, stimmt.« Er blickte Tyree fest an. »Ich bin sicher, Sie alle sind beinharte, gefährliche Burschen, darum muss ich mir überlegen, was ich tue.« Er setzte einen langen, knochigen Finger auf die Unterlagen. »Auf diese Dokumente muss nur die Unterschrift des Justizministers, dann kann ich Ihren Knast dichtmachen und das Personal samt und sonders hinter Schloss und Riegel bringen.«
»Mit welcher Begründung?«
»Mit der Begründung, dass aus Ihrem Drogenhandel Gelder an terroristische Organisationen abgezweigt werden, die die USA infiltriert haben.«
»Das ist lächerlich.«
»Keineswegs, denn wir sehen einen konkreten Anfangsverdacht, der uns zum Einschreiten berechtigt«, erwiderte Hayes unbeeindruckt. »Das hier sind Haftbefehle für Joseph Knox, John Carr und Howard Tyree. Schauen Sie her, die Papiere sind ordnungsgemäß unterzeichnet.«
Der Gefängnisdirektor würdigte die Dokumente keines Blickes. »In Washington mögen Sie ein hohes Tier sein, aber falls Sie’s noch nicht gemerkt haben, wir sind hier nicht in Washington. Ich bleibe, wo ich bin.«
»Das können Sie haben«, sagte Hayes. »Lassen Sie mich zu Knox und Carr, und Sie haben keine Probleme mehr.«
»Klar. Falls sie hier wären – und ich sage nicht, dass es so ist –, wer garantiert mir, dass die beiden Ihnen nicht irgendeine bescheuerte Beschwerde vortragen, die Ihnen einen Vorwand gibt, gegen mich vorzugehen?«
Hayes schaute auf die Armbanduhr. Als er den Blick hob, war sein Lächeln verflogen. »Ich gebe nichts um Ihren mickrigen Drogenhandel. Im Großen betrachtet haben Sie nicht einmal den Stellenwert einer Hämorride an meinem Arsch. Ich gebe Ihnen eine Minute Zeit, um mich zu den genannten Männern zu führen.«
»Oder?«, schnauzte Tyree.
»Sie fallen mir wirklich auf die Nerven.« Langsam griff Hayes in die Tasche, zückte das Handy und drückte eine Taste.
Eine Sekunde später dröhnte auf dem Gefängnisparkplatz eine Detonation. Tyree und seine Untergebenen eilten ans Fenster und sahen draußen die rauchenden Trümmer eines Autos. Aus der Rumpfbordkanone des Hubschraubers kräuselte noch Qualm.
»He! Das war mein Cadillac!«, rief Tyree.
»Ich weiß. Wir haben die Zulassung überprüft. Ich wollte keine so teure Munition an die alte Möhre eines Vollzugsbeamten vergeuden. Ich will versuchen, mich so verständlich wie möglich auszudrücken, wenn Sie erlauben. Es geht um eine Frage der nationalen Sicherheit. Nicht einmal der Präsident könnte mir in die Quere kommen. Und Sie, mein kleiner Freund, sind nicht der Präsident. Also bringen Sie mich sofort zu den beiden Männern!«, polterte Hayes, schlug dann aber gleich wieder einen umgänglicheren Tonfall an. »Dann kauft Onkel Sam Ihnen sogar ein neues Auto.«
* * *
Angekettet saßen Stone und Knox an einem Tisch. Im Gefängnis hatte jeder die Explosion gehört, aber niemand wusste, was sich ereignet hatte. »Ach du Schande«, rief Knox, als sich die Tür öffnete und Hayes auf der Schwelle stand.
»Freut mich, Sie wiederzusehen.« Hayes lächelte den beiden Männern zu und nahm Platz.
»Teufel noch mal, was machen Sie hier?«
»Ich habe alle Leute, mit denen Sie Kontakt aufnehmen könnten, auf eine Überwachungsliste setzen lassen. Als Marsh den Anruf erhielt, war ich bereit zum Zuschlagen. Und verschwenden Sie keine Zeit mit der Überlegung, ob er Ihnen zu Hilfe kommt. Er ist inzwischen ins Ausland versetzt worden. Sie hätten mich nicht für einen Dummkopf halten dürfen, Knox. Wirklich nicht.« Er musterte den völlig verdutzten Knox, ehe er sich an Stone wandte. »Lang ist’s her, John. Man kann nicht behaupten, dass das Leben freundlich zu Ihnen gewesen ist.«
»Immerhin war es besser zu mir als zu Ihnen, Mack.«
»Sagen Sie, was war es für ein Gefühl, alte Freunde zu töten? Hatten Sie danach eine stolzgeschwellte Brust?«
»Richtig, Sie haben ja keine Ahnung, wie es ist, jemanden zu töten. Sie haben so etwas immer von anderen erledigen lassen.«
Hayes griff in die Aktenmappe, nahm ein Blatt Papier heraus und hielt es Knox
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