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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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beschreiben. Es ist fast unmöglich, noch Zweifel zu haben, aber ich versuche es wenigstens.
    »Ja«, sage ich schließlich. »Das heißt … nein.«
    »Ja oder nein?«
    »Ein gewisser Carracci sollte vorbeikommen und sie mitnehmen. Ich habe eine Nachricht in der Zentrale hinterlassen.«
    »Also hier hat sich keiner blicken lassen.«
    Der Wind schüttelt die Platanen. Die schwächsten Blätter enden noch grün unter den Autorädern.
    Die Kollegin entschuldigt sich und sagt auf Wiederhören.

    Ich antworte ihr nicht einmal, sehe mir die Mannschaft an, die endlich das Schlauchboot leer gepumpt hat. Ich stelle mich hinter den Baum mit dem Blumenstrauß. Von der Kaserne bis zu uns hier mögen es knapp zwei Kilometer sein. Die Strömung ist stark, aber auf dem Fluss sind keine Wellen.
    Ich steige wieder ins Auto und umklammere sofort das Steuer. Cocíss darf nicht merken, dass mir die Hände zittern.
    »Nimmst du mir die Handschellen ab?«, fängt er gleich wieder an. Er hat versucht, sie durchzubeißen, und jetzt blutet ihm irgendwo das Zahnfleisch.
    »Pass auf, sonst beißt du dir noch ein paar Zähne aus.«
    Einer der Männer kommt auf das Gittertor zu. Er trägt eine rote Windjacke und eine schwarze Kappe mit Schirm, geht breitbeinig in grünen Gummiüberschuhen. Es ist so weit, ich bin dabei, meinen ersten Auftrag zu Ende zu bringen. Noch wenige Minuten. Noch ein paar Schritte, und der Mann sieht uns.
    Wie viel Durcheinander. Wie viele Flüchtigkeiten. Die Staatsanwaltschaft, die von zweiundsechzig Festgenommenen ausgerechnet Daniele Mastronero vergisst. Reja, der ihn einer wie mir anvertraut, einer, die ihren ersten Auftrag bekommt.
    Doch was ich da denke, macht zu viel Angst.
    »Was tun wir hier, hä?«
    (Aber wie ist dieses ganze Wasser ins Boot gelangt? Sie kommen doch aus der Kaserne, nicht vom Meer.)
    »Steigen wir aus oder nicht?«
    Dieser Carracci hat mich angelogen. Cocíss’ Tasche steht noch in dem Raum mit den Spinden, abgestellt wie etwas, das niemand mehr braucht (ich muss nur meinen ersten Auftrag zu Ende bringen).
    Und die da kommen nicht aus der Kaserne (kann mir doch egal sein, ich muss nur die Anweisungen befolgen). Wer weiß, wem ich ihn da übergebe, mit gefesselten Händen ( Scheißdrecksnutte, blas mir einen ). Egal, was für ein Ende er nimmt, er hat’s nicht besser verdient. Und es ist bestimmt nicht meine Schuld.

    »Steigen wir jetzt aus oder nicht?«, fragt Cocíss noch einmal.
    »Okay, los.«
    Der Mann ist jetzt am Gittertor, mit den Füßen auf der Metallschiene. Er hat die Hände in den Taschen, und als ein heftigerer Windstoß kommt, schafft er es nicht rechtzeitig, seine Kappe festzuhalten. Sie fliegt davon, zwischen die Zweige der Platanen. Er dreht sich um, will hinterherrennen, und ich sehe seine langen Locken und die glänzende Stirn.
    »Nein, warte.«
    (Und das sollen Fallschirmjäger sein? Kein Fallschirmjäger darf die Haare so tragen.)
    »Was ist denn jetzt mit dir los?«
    »Nichts.«
    Was soll mit mir los sein? Ich habe nur gerade ein Gespenst gesehen. (Scheiße, das ist er.) Das grüne Gespenst. Die ganze Nacht habe ich damit verbracht, dieses Infrarotfoto zu vergrößern. Er hat keine leuchtenden Augen, aber er ist es: das Gespenst vom Hügel. Untersetzt, breites Kinn mit Grübchen. Er steckt seine Locken wieder unter die Kappe ( zwei Beobachter mit Ferngläsern, die haben da sogar gepisst ).
    Mein erster Auftrag nähert sich dem Ende. Ich habe zwei freie Tage vor mir, ganz für mich. Und ich habe nichts mit denen da zu tun. Sollen sie sich doch weiter zerfleischen, wie sie es immer getan haben.
    Ich schaue mir diesen jungen Kriminellen aus der Vorstadt an, mit seiner kleinen Nase und dem arroganten Kinn, und ich will mich fast von ihm verabschieden. Ihm zu verstehen geben, dass wir uns, egal wie es läuft ( hier bringen sie mich um ), nicht mehr sehen werden. Dass ich nichts von dem, was von nun an mit ihm geschieht, entschieden habe. Dass ich nichts dagegen tun kann, es war mein erster Auftrag.
    »Dann lass uns gehen.«
    (Was denkt der denn, wo er hingeht.)
    Der Typ hat uns bemerkt und kommt auf uns zu. Er wirkt
ungeduldig. Er geht am Rand der Straße entlang, während zwei andere über die dichte Reihe der Gitterstäbe lugen.
    Ich trete auf die Kupplung.
    »Nicht aussteigen.«
    »Was ist denn noch?«
    »Nicht aussteigen«, wiederhole ich und lege den Gang ein.
     
    Niemand kann jetzt mehr aussteigen. Ich auch nicht.
     
    »Was ist denn los?«
    »Weiß ich nicht, sei

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