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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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wie eine unwillige Katze, doch dann greift sie an der Ecke an und verschlingt meine ferngesteuerten Sätze mit einer schwarzen Diagonalen, so schnell, als würde man auf einer Landkarte die Invasion der Barbaren ins Römische Imperium zeigen. Ich stehe auf, gehe zum Spülbecken und drehe den Hahn auf.

    Die schwarzen Stückchen zischen im Wasser. Die ganze Philosophie verlangsamt das Feuer und die Zerstörung nicht. Ich warte, bis die Flamme mir fast die Finger verbrennt, lasse dann los, die letzten Fetzen flattern davon und landen auf dem nassen Aluminium, ohne ganz zu Asche zu werden.
    Das Wasser wird dunkel. Der zuckrige Geruch von verbranntem Papier reizt mich in der Kehle. Ich schließe die Augen und verweile ein wenig an einem Ort, den ich nicht beschreiben könnte, der jedoch auf jeden Fall weit weg von allem ist, von Bedauern ebenso wie von Hoffen.
    Als ich die Augen wieder öffne, bemerke ich, dass ein Blatt davongekommen ist. Es ist beinahe auf die Mitte des Teppichs geflogen. Glatt, kein bisschen zerknittert.
    Vor ein paar Jahren hatte ich mitten auf dieses Blatt einen einzigen Satz geschrieben. Vielleicht war es ein wolkenverhangener Vormittag, in der Bibliothek, und ich hatte keine Lust zu lernen. Ich habe es mit Filzstift geschrieben, schön groß.
    »Das Böse existiert nicht.«
    Deshalb ist es nicht möglich, das Gute und das Böse klar voneinander zu trennen.
    Denn das Böse existiert nicht .
    Ganz einfach.
    Das Böse existiert nicht .
    Ich hebe das Blatt vom Boden auf, halte es an einer Ecke.
    Ein Schlag gegen die Tür, und mein Herz, ganz voll und blutgefüllt, klopft mir bis zum Hals.
     
    Auf der Terrasse fällt irgendwas um. Wie üblich der Kater, wie üblich der Topf mit Alpenveilchen. Dann klopft es erneut (o Gott).
    Heftiger, zweimal. Ich stehe aufrecht auf der Couch. Ein ungewöhnlicher Schatten hinter den Blumentöpfen. Die Balkontür geht auf. Ein Windstoß bläst alle Kerzen aus. (Was ist, verdammt noch mal, hier los?) Ich klettere über die Couch (die Pistole), laufe los, um mich ins Schlafzimmer einzuschließen.
Doch ich lande auf dem Boden, weiß nicht, warum, mache die Augen zu. Die Wange plattgedrückt (o Gott, sie zerren an meinen Armen). Ein kalter Stein, hundert Kilo hängen an meinem Hals (nein, nicht die Hände auf den Rücken, nein). Ich beiße in den Staub des Teppichs. Sie sind es, die Gespenster vom Hügel, sie sind auch zu mir gekommen.
    »Ins Schlafzimmer, ins Schlafzimmer!«, rufen sie. Akzent aus dem Süden (ich muss den Kopf heben). Hier ist sonst keiner, sagen sie noch. Ich trete um mich (warum schaffe ich es nicht zu schreien?). Die ganze Luft ist unten in den Lungen gefangen. Eine Hand, die nach Plastik riecht, hält mir den Mund zu. Ein Mund, der nach Menthol riecht, keucht mir ins Ohr.
    »Beruhigen wir uns, Kollegin.«
     
    »Pack ein paar Sachen zusammen, und lass uns gehen.«
    »Ihr seid keine Kollegen.«
    Zwei Augen sind auf mich gerichtet. Das eine blendet mich, das andere ist schwarz und blind.
    »Vertrau uns.«
    »Die Ausweise.«
    »Das ist nicht möglich.«
    Einer der drei ist aufs Dach gestiegen. Der andere sieht aus dem Fenster, er wirkt nervös, mit zwei Fingern zieht er den Sehschlitz seiner Kapuzenmütze nach unten. Vielleicht hat sich in den Häusern nebenan jemand gezeigt.
    »Was wollt ihr?«
    »Du musst nur mitkommen. Das ist alles«, antworten sie mir.
    Der Typ, der aufs Dach geklettert ist, kommt durchs Dachfenster ins Zimmer gesprungen. Bei seiner Landung wirft er einen kleinen Tisch um, die Kristallvase zerbricht in tausend Stücke.
    »Pass doch auf!«, sagt der vorwurfsvoll, der mir immer noch Taschenlampe und Pistole vors Gesicht hält. Er ist der Einzige, der spricht. Der Chef. Der andere entschuldigt sich
und schüttelt den Kopf. Mir kommt das wie eine surreale Geste vor, und einen Moment lang hoffe ich ernsthaft aufzuwachen.
    »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Ganz ruhig.«
    (Ich bin wach.) Ich beiße mir auf die Lippen, damit sie nicht zittern, spreche, aber erkenne meine Stimme nicht.
    »Ihr brecht um fünf Uhr morgens in meine Wohnung ein, und ich soll mich ganz ruhig verhalten?«
    »Wir waren uns nicht sicher, ob du allein bist.«
    »Wer sollte denn da sein?«
    »Das weißt du genau. Und jetzt setzen wir uns in Bewegung.«
    »Wer hat euch geschickt?«, lasse ich nicht locker.
    »Jetzt reicht es, okay?«, sagt der Chef, kommt auf mich zu, und ich ziehe die Decke über mich, kauere mich zusammen und schließe die Augen.
    (Ich will nicht

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