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Camorrista

Titel: Camorrista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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macht?«
    Dann organisierte Curto einen Kampf mit Attila, einem Rottweiler, dem Kampfhund eines Ausländers, vielleicht eines Slawen, soweit ich den verhunzten Namen verstehe. Ein
historisches Ereignis, er erinnert sich daran, dass für mehr als einhundertfünfzigtausend Euro gewettet wurde, und er schwört, dass sie Cocíss entsprechend vorbereitet haben. Rohes Fleisch, zwei Stunden am Tag Laufband und Kokain, echtes, kein Hitler Speed, bevor man ihn gegen Attila antreten ließ.
    Doch es lief schlecht. Attila war ein Monster, er war zu stark. Cocíss gab nicht auf, aber er war dabei zu verbluten, an einer Hinterpfote kam der blanke Knochen heraus, und er hielt sich nur mit Mühe auf den Vorderbeinen. Es war nichts mehr zu machen, doch auch Attila schien diesen Moment der Verwirrung zu haben, bevor er bis zum Letzten ging. Je lauter das Publikum brüllte, je mehr Feuerzeuge und Münzen geworfen wurden, desto mehr schien der Rottweiler sagen zu wollen, dass es nicht nötig sei, dass der Gegner von allein sterben werde, eine Frage von Minuten.
    In diesen Minuten verbreitete sich das Gerücht, die Polizei sei unterwegs.
    Das Chaos im Chaos brach aus. Alle wollten weg, aber vorher noch die Wettgewinne einstecken. Nur dass der Kampf nicht wirklich zu Ende war, denn Cocíss war nicht tot. Während überall Messer und Pistolen auftauchten, nutzten er und sein Bruder die Verwirrung, um den Hund in einen Sack zu stecken und ins Auto zu laden.
    Die beiden entkamen mit dem sterbenden Hund, und irgendjemand entkam mit den ganzen Wetteinsätzen. Denn in Wirklichkeit ist die Polizei in jener Nacht nie aufgetaucht. Cocíss meint, es war alles nur eine Finte von Curto und seinen Leuten. Doch für ihn war nur eine Sache wichtig: Sein Champion lebte noch.
    Er brachte ihn zu einem Tierarzt, den er kannte, einem von denen, die den Mund halten, wenn man sie bezahlt, schaffte ihn dann auf einen alten Hof. Morgens und abends ging er hin, in manchen Nächten schlief er auch dort. Zum Glück, so erwähnt er mehrmals, fing er in dieser Zeit an, als Wachposten zu arbeiten, er hatte einen Motorroller und Geld. Und
was er nicht kaufen konnte, klaute er. Die Apotheke wurde nicht so überwacht wie der Supermarkt.
    Innerhalb von sechs oder sieben Monaten erholte sich der Hund. Er sah auf einem Auge nichts mehr, und die von den Bissen zerfetzten Ohren würden natürlich nicht nachwachsen, aber er konnte sich auf allen vier Beinen halten, die Wunden waren vernarbt, er hatte keine Infektionen mehr. Er fraß nur Hackfleisch und Reis, hatte nicht mehr den stählernen Biss des Champions. Er würde nicht mehr kämpfen können.
    Sein Bruder sagte es Ezio Curto, und der große Organisator von Hundekämpfen holte Cocíss eines Abends zusammen mit zwei Kumpeln in der Spielhalle ab. Sie ließen sich zu dem Hof bringen, wo er den Hund hielt. Er zeigte ihm voller Stolz den alten Champion, und mir wird aus der Art, wie er es erzählt, klar, dass er vielleicht sogar Dankbarkeit und ein klein wenig Bewunderung erwartet hätte. Er hatte den Hund im Grunde von den Toten erweckt.
    Der große Einhunderttausend-Euro-Champion kam auf Ezio Curto zu, ein Auge zermatscht und auf einer Pfote wankend. Der schob eine Hand in seine Wildlederjacke. Cocíss beschreibt mir die Szene mit einer gewissen Genauigkeit; es ist unglaublich, wie er Details betont und berichtet, wie das Tier sich anstrengte, auf allen vier Beinen zu stehen, ihn nicht zu blamieren. Wie ein normaler Hund zu wirken, der seinen Herrn freudig begrüßt.
    Er erinnert sich auch gut daran, nicht bedroht worden zu sein. Er sagt es mir sogar ausdrücklich. Die drei Männer standen schweigend um ihn herum.
    Curto fragte ihn nur, ob er eine Pistole habe. Eine eigene.
    Er sagte Nein.
    Da gab Ezio Curto ihm eine Halbautomatikwaffe in die Hand, eine alte Walther 7.65, und sagte, sie gehöre ihm, doch er müsse ihm zeigen, dass er auch damit umgehen könne.
     
    Als mir klar wird, dass er überhaupt nicht müde ist, schlage ich ihm vor, die erste Wache zu übernehmen. Ich bezweifle
zwar, dass die Gespenster vom Hügel bis hierhergelangt sein können, doch wir dürfen kein Risiko eingehen. Er zieht einen Sessel zum Eingang, setzt sich auf den Boden, die Füße gegen die Tür gestemmt, den Rücken an die Armlehne des Sessels gestützt. So bezieht man Wache, sagt er, weil man in dieser Haltung nicht einschlafen kann und nicht mannhoch dasteht, falls sie auf der anderen Seite der Tür zu schießen anfangen.
    Ich weiß es zu

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