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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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lenkt den reinen Strahl auf Braut und Bräutigam im Innern des Eies, d. h. auf Schwefel und Quecksilber.«
    »Ich dachte, Sie wollen das Licht des Sirius einfangen! Was Sie empfangen sind Radiowellen.«
    »Um so besser! Es ist ein Zeichen menschlicher Schwäche, daß Radio- und Lichtwellen als verschiedene Phänomene gelten. Wenn wir unsere spirituellen Fähigkeiten besser entwickelt hätten, könnten wir auch die Radiowellen sehen. Aber bleiben wir beim Thema: Nach neunundneunzig Tagen, in der Johannisnacht, wird der Schrein geöffnet und das Elixier abgefüllt. Sie sollten jetzt wirklich nicht lachen! Das verdirbt die ganze Wirkung!«
    »Verzeihen Sie, aber ich konnte mir’s einfach nicht verkneifen. Sie reden wie ein echter Alchimist. Ich muß ständig an Ben Jonson denken.«
    »Sie nehmen mich nicht ernst.«
    »O doch, schrecklich ernst! Und die Bühnenrequisiten sind besser als alles, was George zu Doktor Faustus eingefallen ist: die Gefäße mit den Embryos, die Sie ins Bücherregal gestellt haben, und der Kelch ... Er ist doch geweiht, nicht wahr?«
    Mordecai nickte.
    »Hab’ ich mir gedacht. Und die Ringe, die Sie angesteckt haben ... sind das Freimaurerringe?«
    »Ja, und sogar sehr alte.« Voller Stolz spreizte er die Finger.
    »Sie planen eine Superschau, Mordecai, aber was werden Sie tun, wenn eine Wiederholung nötig ist?«
    »Wenn es diesmal nicht klappt, brauche ich mir wegen weiterer Vorstellungen keine Sorgen zu machen. Die Frist wird bald um sein. Aber verdammt noch mal, es wird klappen! Daran zweifle ich nicht im geringsten!«
    Ich war verblüfft. Mir war nicht klar, ob Mordecai auf seine eigene brillante Scharlatanerie hereingefallen war, oder ob seine Beteuerungen nur zu einem großen Täuschungsmanöver gehörten, gewissermaßen als Beiwerk. Ich hielt es sogar für möglich, daß er mich allmählich dazu bekehren könnte, an seine Phantastereien zu glauben - wenn nicht durch vernünftige Argumente, so doch durch seine Beharrlichkeit und seinen unerschütterlichen Ernst.
    »Warum kommt Ihnen das alles so lächerlich vor?« fragte er unnachgiebig.
    »Weil es eine Mischung aus Phantasie und Wirklichkeit, aus Irrwitz und nüchterner Forschung ist. Die Bücher auf Ihrem Schreibtisch zum Beispiel - Wittgenstein und Vreden. Sie lesen das tatsächlich, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Sie lesen diese Bücher, umgeben sich aber gleichzeitig mit der Aura Byronischer Diabolik, mit lächerlichen Kochtöpfen und Embryos in Spiritus.«
    »Ich bemühe mich, alchimistische Verfahrensweisen auf den neuesten Stand zu bringen, aber meine Einstellung zur exakten Naturwissenschaft entspricht ganz der Einsicht, die vor einem Jahrhundert ein anderer Alchimist, Arthur Rimbaud, so formuliert hat: Science est trop lente. Sie ist zu langsam! Und für mich ist sie noch viel langsamer als für ihn! Wieviel Zeit habe ich noch? Einen Monat. Oder zwei. Und wenn ich noch ein oder zwei Jahre hätte - sähe es dann anders aus? Fatalerweise gehorcht die Naturwissenschaft dem zweiten thermodynamischen Gesetz. Die Magie dagegen darf ihm den Gehorsam verweigern. Tatsache ist, daß ich mich einfach nicht für ein Universum interessiere, in dem ich sterben muß.«
    »Mit anderen Worten: Sie haben sich für die Selbsttäuschung entschieden.«
    »Aber nein! Ich habe mich für die Flucht entschieden. Für die Freiheit!«
    »Und ausgerechnet hier wollen Sie die finden?«
    Mordecai, der sich wieder auf der Couch niedergelassen hatte, wurde immer unruhiger. Er stand auf und begann gestikulierend im Zimmer herumzulaufen.
    »Aber gerade hier habe ich doch die größte Freiheit! Das beste, was wir uns in dieser vergänglichen, unvollkommenen Welt erhoffen können, ist Freiheit des Geistes, und das Lager Archimedes ist in einzigartiger Weise geeignet, mir diese Freiheit, und nur diese, zu gewähren. Vielleicht mit Ausnahme des Forschungsinstituts in Princeton, das, soviel ich weiß, nach einem sehr ähnlichen Prinzip aufgebaut ist. Wissen Sie, hier kann ich alles um mich herum verabscheuen. Überall sonst beginnt man früher oder später, die Verhältnisse schweigend zu akzeptieren, hört man auf, zu kämpfen und sich gegen jedes neue Unrecht und jede neue Scheußlichkeit zu wehren, wird man hoffnungslos kompromißbereit.«
    »Das ist unsinnig und spitzfindig. Sie schneidern sich nur irgendwelche Theorien zurecht.«
    »Sie können wirklich in meinem Herzen lesen, Sacchetti! Aber an diesem Unsinn, an diesen Spitzfindigkeiten ist trotzdem etwas

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