Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
Vom Netzwerk:
so bereitwillig an den Engel neben ihr glauben, den Engel mit dem Cello.

    ● ●

    Mordecai sagte über das Porträt : »Es ist langweilig, aber das macht einen Teil seiner Wirkung aus. Ich schreibe langweilige Passagen nicht absichtlich, aber wenn sie mir in die Feder geflossen sind, lasse ich sie stehen.«
    Und ein andermal sagte er: »Die Kunst muß der Langeweile den Hof machen. Des einen Stilleben ist des anderen nature morte .«

    ● ●

    Der Kies, der unter meinem eisernen Absatz knirscht - das sind die verkohlten Knochen von Kindern.

    Verdiene nichts, verbrauch kein Geld,
    Vergiß, mein Freund, was dich gequält,
    Denn Zeit muß enden wie die Welt.
    Eile! Eile!

    ● ●

    Hier in der Hölle bleibt nur die Wahl zwischen extremer Kälte und extremer Hitze. »Zwischen diesen beiden Zuständen flüchten sie brüllend hin und her, denn in dem einen erscheint der andere immer als himmlisches Labsal.«

    ● ●

    Skilliman sagt über Haast: »Ihm ist ein so wirrer Verstand angeboren, daß es ihm schwerfallen würde, die Buchstaben des Alphabets in die richtige Reihenfolge zu bringen.«

    ● ●

    Da haben wir’s! Sogar das Alphabet bricht zusammen. Wie wenn ein kreischendes, unartiges Kind eine Burg aus bemalten Holzklötzchen umstößt.
    Skillimans infantiles Gesicht.

    ● ●

    Die Parabel vom Kürbis und den Malven
    In jenem Frühling wuchs mitten unter den Malven ein intellektueller Kürbis heran. Die Malven waren schön, er aber wußte, daß ein Kürbis nützlicher war: Er würde erst im Oktober reif sein, wenn die Malven längst aufgegessen waren.

    ● ●

    »Ich kannte einen Mann, der an einem einzigen Abend sieben gute Gedichte schrieb.«
    »Sieben in einer Nacht! Kaum zu glauben!«

    ● ●

    Ohne die Wissenschaft hätten wir jene Reihen ragender Stelen nicht. Sie (die Wissenschaft) ist ein Schleier über geöffneten Lippen, ist das ungesprochene Wort. Selbst die Verdammten stehen ehrfürchtig vor diesem Altar.

    ● ●

    Amfortas’ Klage ist auch meine geworden:

    Nie zu hoffen,
    daß je ich könnte gesunden.

    ● ●

    Ein Sebastian, vom Pfeil der Zeit verwundet.

    ● ●

    Meade sagte: »Aber in mancher Hinsicht ist Skilliman gar nicht so übel. Er hat zum Beispiel ganz hübsche Augen - wenn man was für Augen übrig hat.«
    Das ist ein Scherz, der mich bis an die Grenze meines Erinnerungsvermögens führt - in die Schulzeit. Armer Barry! Er zerfällt vor unseren Augen. Als ob sein Körper die Autopsie nicht erwarten könnte.
    Und später sagte er: »Meine fünf Sinne trennen sich voneinander.«

    ● ●

    Heute begann Skilliman in einer Anwandlung von guter Laune zu dichten:

    Die Erde

    Als Kugel wär’ sie erst wirklich perfekt,
    Hätte Gott sie mit nichts als Meer bedeckt.

    ● ●

    »Vögel von fremder Art, hochschultrig, mit unförmigen Schnäbeln, standen im Seichten und blickten unbeweglich zur Seite.«
    Mann

    ● ●

    »Das ist nicht Demokratie, das ist ein Scherz.«
    Vito Battista

    ● ●

    Eine neue Inschrift für die Höllenpforte:

    Hier hört alles auf.

    ● ●

    Eines Tages wird man sich in unseren Hochschulen dem Studium Himmlers, des letzten der großen Chiliasten, widmen. Die Landschaft seines Inneren wird nur noch angenehmen Schrecken hervorrufen. (Ein schönes Gefühl also.) Man halte sich nur vor Augen, daß uns schon seit vielen Jahren die Protokolle der KZ-Prozesse im Theater zur Unterhaltung präsentiert werden. Denn das Schöne ist nichts als...

    ● ●

    Immer öfter ist es sein Garten, in dem wir wandeln. Wer, wenn ich dann schrie, hörte mich denn? Stummes Überwältigtsein! (Chirico).
    Das Entsetzen lächelte den Engeln zu, schenkte ihnen allen sein schreckliches Lächeln. Wir, die wir auf diesen Augenblick gewartet haben, können das Trugbild bewundern. »Aber das sieht ja genau wie Feuer aus!«
    Wer ist denn da, der dem Himmel antworten könnte? Eine Seele: es ist vollbracht: es geschieht. Krank vom Phantasieren, vom Argumentieren, vom bedeutungsvollen Schweigen. Es geschieht in alle Ewigkeit. Täglich rufen sie, rufen einander. Lippen, jedem Anstand zum Trotz gezwungen, sich der Gehirne zu bedienen. Verdächtige und falsche Schwüre - oh, die falschesten von allen! Ja, der Morgen endet!
    Oh, und die Nächte - die Nächte quälen und erregen. Eine schändliche Begierde erfüllt uns. Dann nagen und knabbern wir am scheußlichsten Unflat. Es verflüchtigt sich, wie vom Wind verweht ... aber es weht kein Wind. Es windet sich die kalten, dunklen

Weitere Kostenlose Bücher