Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
Vom Netzwerk:
fügt ihre unförmigen Schnäbel wieder zusammen. O Marionette des Bösen, vernichte! Vernichte alles und uns.
    Zerreiß mich in Fetzen. Faulige Fische in giftigen Netzen.
    Dreimal gesegnet sei die (Ursache). Vernichtungswut der Schwärme von lebenden Korkenziehern.

    Trunken vor Durst in deutschen Landen,
    unter den jubelnden Flagellanten ...

    Büßerzünfte ziehen zum Sühnefest. Weil, wie A- sagt, Gott alt geworden ist, wandeln sich die Dinge. Er zieht nur noch Nieten. Ist er gut? Nein, er tanzt. Wenn es Ihm gefiele, würde er Ursache und Bewegung vernichten, Ereignis und Folge... Der Büßer.
    Es handelt sich um den Proliferationsvorgang. Ihr habt da den faulenden Lumbaisack - auf daß Ihr zur Erkenntnis ›Gottes‹ gelangt! Dann greift Er mit dem schmutzigen, runzligen Finger ins Cerebrum, und -
    Gra netiglluk ende firseiglie blears. Gra netiglluk ende firseiglie blears.
    (Gott)

    1.
    Die Tatsachen also. Haast hat gedroht, er würde mich, falls ich mich nicht auf Tatsachen, reine Tatsachen und nichts als Tatsachen beschränkte, vom Speisesaal und von der Bibliothek aussperren. Auf die Bibliothek könnte ich verzichten.

    2.
    Ich habe mich allerdings entschieden geweigert, datierte Tagebuchaufzeichnungen zu machen. Obwohl meine Tage gezählt sind, will ich nicht der Helfershelfer dessen sein, der sie gezählt hat.

    3.
    Mir geht es viel schlechter. Ich habe stechende Schmerzen in der Leistengegend und in den Gelenken. Ich erbreche mich oft nach den Mahlzeiten. Ich blute aus Mund und Nase. Meine Augen schmerzen, und seit einigen Tagen läßt meine Sehkraft nach. Ich muß eine Brille tragen. Außerdem werde ich allmählich kahl, aber ich bin nicht sicher, daß daran das Pallidin schuld ist.
    Ich nehme an, daß ich klüger geworden bin. Aber ich fühle mich nicht klüger. Ich fühle mich abwechselnd träge und aufgekratzt, manisch und depressiv, heiß und kalt. Ich fühle mich abscheulich. Aber in Dr. Busks Büro (sie selbst benützt es nicht mehr) habe ich bei psychometrischen Tests Erstaunliches geleistet.

    4.
    Dr. Busk arbeitet nicht mehr im Lager Archimedes. Man sieht sie überhaupt nicht mehr. Seit dem Abend, als Mordecai starb, ist sie nicht mehr in Erscheinung getreten. Ich habe Haast gefragt, warum sie verschwunden ist, aber er hat mit einem Pleonasmus geantwortet: »Sie ist weg, weil sie weg ist.«

    5.
    Alle Gefangenen, von denen ich bisher berichtet habe, sind tot. Als letzter ist Barry Meade gestorben, der es fast zehn Monate lang durchhielt. Er verlor nie den Humor und lachte sich zu Tode, als er die letzten Worte berühmter Männer las. Kurz nach seinem Tod schrieb ich die erste jener drei Passagen in mein Tagebuch, die Haast so bekümmert haben und ihn schließlich zu der energischen Forderung veranlaßten, ich solle Tatsachen berichten.

    6.
    »Was ist eine Tatsache?« fragte ich ihn.
    »Eine Tatsache ist, was sich ereignet. Dinge, von denen Sie früher geschrieben haben - die Leute hier, und das, was Sie über diese Leute denken.«
    »Ich denke gar nicht über diese Leute nach. Nicht über sie! Ich will es nicht.«
    »Verdammt, Sacchetti, Sie wissen genau, was ich meine! Schreiben Sie etwas, was ich verstehe! Nicht diesen ... diesen ... das Zeug, das Sie schreiben, ist eindeutig antireligiös. Ich bin kein religiöser Mensch, aber das ... Sie gehen zu weit! Es ist antireligiös, und ich verstehe kein Wort von dem Zeug. Entweder Sie schreiben jetzt wieder ein vernünftiges, verständliches Tagebuch, oder Sie können mir gestohlen bleiben! Haben Sie verstanden? Sie können mir gestohlen bleiben!«
    »Skilliman will mich wohl wegbringen lassen?«
    »Er will sie umbringen lassen. Weil Sie einen verderblichen Einfluß ausüben. Sie können wohl kaum bestreiten, daß das stimmt.«
    »Und was nützt Ihnen mein Tagebuch? Warum wollen Sie mich hierbehalten? Skilliman will mich nicht. Seine Schäfchen wollen nicht von mir verdorben werden. Ich verlange nichts als einen Krug Wein, einen Laib Brot und ein Buch.«
    Das hätte ich nicht sagen sollen, denn damit lieferte ich Haast ein Druckmittel. Trotz gesteigerter Gehirntätigkeit bin ich eben immer noch die gleiche Ratte, die in der gleichen Box auf den gleichen Hebel drückt.

    7.
    Haast hat sich verändert. Seit dem großen Fiasko ist er gelassener geworden. Die aufgesetzte Jungenhaftigkeit, die so kennzeichnend ist für Amerikaner in leitender Stellung, ist von ihm gewichen, und übrig geblieben ist das Wrack eines Stoikers. Er sitzt stundenlang am

Weitere Kostenlose Bücher