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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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Straßen hinunter. (Das Pflaster brodelt vor Hitze.) Sie flüchten brüllend hin und her auf goldenen Straßen, dem gewölbten Horizont entgegen. Eine Sinnestäuschung!
    Der Dschungel in uns, der Dschungel der Arterien, aus dem der Geist hervorbricht. Die Verzauberung stürzt in sich zusammen, verendet mit einem lauten Niesen. Die Jungs warten, einer neben dem andern, aufs Sterben, murrend, geduldig. Ihr Blut dringt in meine Adern. Schluchten, aus denen der Geist entweicht wie ein vollgefressener Kondor. Wachtposten dieser Gefängniswelt; Truppen, die vorpreschen, um (vorzugsweise) jedem Schrecken ins Auge zu sehen. Wovon Luzifer flüstert, manchmal am Morgen.
    Die Sünde des Todes verschont die Söhne Davids. Die Hoffnung ist ein Sumpfgebiet unter dickdunstigem Himmel. Eine Urweltwildnis aus Inselnächten. Der Anblick von Zellsaft. Die Hölle wächst freudlos aus den Hoden der Sterbenden. (Ein Flüstern: Oh, die geilen Dickichte des Todes!) O Mephistopheles!
    Die Todeslager: fett, gequollen, abenteuerlich blühendes Pflanzenwerk. Wurzeln, versenkt in den Boden, der nach dem Plan des Allmächtigen bereitet ist. (Nur Er hat die Macht dazu.)
    Gott? Gott ist unser V - er. Und hier, zwischen schwimmenden Blumen, die Organisationsprinzipien des Geistes. Sie, Vögel von fremder Art, existieren zwischen Verhalten und Belohnung. Im Seichten stehend, auf etwas Falsches blickend, mit leicht schräggestellten Augen, wie auf einem alten Holzschnitt.
    »Man wird euch mit Bambusstöcken züchtigen«, sagt er. Tut, wie euch befohlen wird ... Er fühlte sein Herz pochen gegen den Gott, der dieses Lager geplant hatte.
    Prediger Salomo

    ● ●

    Meine Eingeweide werden zertreten wie Kot auf der Straße. Meine Gliedmaßen verformen sich und werden lahm. Ich hörte hastende Schritte, hin und her, auf und ab! »Ich schluckte eine ungeheure Dosis ...!«
    Entsetzliche Geräusche gleiten wie ›Fische‹ an mir vorbei. Dies ist die Hölle, die ewige Verdammnis. Er glaubte, Liebesdämonen zu hören, rhythmisch hervorgestoßene Sätze: Über den Ursprung der Existenz aller Dinge. Er hielt ein, verloren in Dünsten, die seinen Sinn bedrängten, versuchte zu denken: Also doch! Wir existieren! Gottes Liebe endet nicht dort, wo die Flüsse enden. Die Kruste weicht auf. Die Flagge sinkt, dem höheren Plan gehorchend. Hör auf zu existieren; geh leise aus diesem Leben.
    Was tut not? Wir werden Gold machen, Heilmittel erfinden, Eide schwören. Wir werden von den drei Meningen träumen. O Pia mater, Schoß der Natur, laß dir unsere Hyperdulie gefallen! (Der Stein der Weisen wird durch Rektifikation gefunden - ein unhörbarer, verstohlener Vorgang. Vitriol tröpfelt in den After der Erde.)

    Die Parabel von Sonne und Mond

    Der König erscheint ohne Begleitung und dringt ins Parenchym ein. Danach nähert sich mir kein Mensch mehr, ausgenommen der Wärter R. M., ein bescheidener Mann. Der Tau der Pia befeuchtet es, löst Schichten zerstampften Goldes auf. Er gibt es den giftigen Pilzen. Er entledigt sich seiner Haut. Es steht geschrieben: Ich bin Saturn, der Herr. Das Hautgewebe der Sünde. Saturn nimmt es und taumelt. Sobald er es empfangen hat, geht er in die Materie über. O dieser Sturz! Und seine abgefallene Nase: die samtigen Flügel, die aufgeblähten Nüstern. Sei’s drum! Jupiter behält sie zwanzig Tage lang.
    Der dritte Geliebte ist der Mond. Geliebtes Leben. Er behält die Nase zwanzig Tage lang. Drinnen ist die ganze Sippschaft. Verwandte Mikroben, weiß wie Salzblumen. Und so steigt, liebevoll, der Geist in einem schönen weißen Hemd herab. Wir blicken in den Abgrund seiner Nüstern.
    Einen Tag weniger als vierzig, und manchmal vierzig Tage, aber vielleicht ist Er vierzig. Seine Sonne ist gelb.
    Dann kommt eine Sonne von herrlichster Schönheit. Siehe (Weisheit): Heil! Ein Land, wo das Gutsein nicht von dumpfem Überfluß abhängt. Isenheim! Durch seinen Abglanz wird diese Umgebung vertrauter als durch Geräusche oder Entfernungen. Ein Cello! Die haarigen Schäfte der Welt bannen die Nacht.
    Es beginnt. Die Sonne ist’s, die fremden Tönen Harmonie verleiht, wenn auch das Jahr vom Jahre singt. Laßt eure (Runen) nie in trübe Gewässer gleiten, wo kein Leben ist. Vernichter! Sie haben von der ›Milch‹ drinnen im Park getrunken (dem Park Gottes), als sie zwischen Verharren und Selbsterkenntnis wählen mußten. Die geflügelten Drachen werden nicht mehr schuppenäugig sein.
    Klagende, klagende Stimmen.

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