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Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition)

Titel: Camping-Daggys letzter Kunde ROTE LATERNE ROMAN Band Nr. 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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vor einem Leben mit zwei Gesichtern Angst, war sich jedoch nicht bewusst, dass sie ein solches Leben schon jetzt führte. Doch Daggy nahm sich zusammen. Sie tat es für Madame Yvonne und nicht zuletzt für sich selbst.
    »Es ist doch nie und nirgendwo im Leben zu spät, Yvonne«, sagte sie daher ganz ruhig. »Das meinte ich, als ich sagte, dass es besser wäre, Juliette wegzuschicken. Sie ist jung und so anders als wir. Sie kann noch Karriere machen. Eine bessere Karriere, Cherie!«
    »Eine bessere Karriere«, murmelte die Frau. »Davon habe ich immer geträumt!«
    »Dann verbaue Juliette nicht diesen Weg!« sagte Daggy energisch. »Lass sie gehen, wenn sie gehen will. Halte sie nicht zurück, denn sie will nicht so werden wie wir sind,«
    »Sind wir denn so schlecht?«, schrie Yvonne plötzlich empört. »Was bildet sich dieses Mädchen ein? Jeden Abend hat Juliette sich für Geld auf meiner Bühne ausgezogen und ihren Körper zur Schau gestellt. Warum hat sie denn damit angefangen?«,
    »Warum hast du damit angefangen, Yvonne?«,
    Da senkte Yvonne Dupont den Kopf. Die massige Frau wirkte beschämt. Und das war sehr selten der Fall.
    »Wir wollen nicht streiten, Cherie. Unser Leben ist ein Auf und ein Ab, wie das eines jeden anderen Menschen auch. Ob Puff oder nicht Puff, es ist alles nur Theater, und irgendwann müssen wir alle von der Bühne runter. Wenn wir unsere Rollen gut gespielt haben, können wir zufrieden sein!«
    Yvonne nickte. Jetzt sah man ihr die innerliche Zerrissenheit deutlich an. Sie hatte nicht mehr die Kraft, all das zu verbergen, was sie vielleicht viele Jahre lang gemartert und gequält hatte.
    »Ja«, sagte sie nur. »Ja, Daggy, es ist gut. Es ist alles gut!«
    Daraufhin ging sie ebenfalls hinaus und ließ Dagmar allein in der kahlen Küche zurück. Einen Augenblick sah Daggy zum Fenster hinaus. Der Strand bevölkerte sich allmählich. Grellbunte Sonnenschirme wurden aufgestellt, Liegen aufgeschlagen und Luftmatratzen aufgeblasen. Die Schar der Sonnenhungrigen drängte sich an den endlos weiten, weißen Strand. Lärm wallte auf. Kindergeschrei wurde laut.
    »Daggy, wann fährst du?«
    Sie schnellte herum.
    Hinter ihr stand Juliette in ihrem schwarzen Seidenkleid. Sie wirkte überirdisch schön, edel und fein. Und sie war so schutzbedürftig wie nie vorher. Deshalb trat Daggy auf das Mädchen zu und schloss es in die Arme.
    »Ich weiß es noch nicht, Cherie«, flüsterte sie, während sie das puppenhafte Wesen im Arm hielt. Sie spürte die Wärme der Haut, die Sehnsucht nach einem anderen Frieden und einem nie gekannten Glück.
    »Daggy, ich möchte so gern mit dir gehen«, bettelte Juliette unter mühsam zurückgehaltenen Tränen. »Nimm mich doch mit! Ich kann nicht mehr hierbleiben!«
    Sanft schob Daggy das Mädchen von sich.
    »Du musst jetzt ganz tapfer sein, meine Liebe«, erwiderte Daggy. »Jeder muss auf seine Stunde warten. Auch du, Juliette. Man kann nicht immer und überall einfach weglaufen. Oft ist die Flucht ein großer Fehler ...«
    »Daggy, ich - ich möchte mit dir gehen, weil ich dich liebe!«
    Die junge Dirne war wie vor den Kopf geschlagen. Sie taumelte ein wenig, bevor sie sich endlich fassen konnte.
    »Wie - wie meinst du denn das, Juliette?«, fragte sie schließlich mit rauer und entstellt klingender Stimme. Die grauen Augen blickten das elfenhafte Wesen fast erschrocken an.
    »Ich liebe dich so, dass ich ohne deine Nähe nicht mehr leben kann. Ich möchte immer bei dir sein. Immer, Daggy!«
    Dieses Geständnis erschütterte Dagmar Conradi. Für Augenblicke war das sonst so schlagfertige Mädchen sprachlos. Schließlich fasste sie sich.
    »Juliette«, sagte Daggy ruhig. »Ich liebe dich auch. Aber in einer ganz anderen Art und Weise. Bitte, verstehe mich. Unter diesen Umständen kann ich dich nicht mitnehmen. Zwischen uns würde niemals das sein können, was du dir so sehr wünscht. Ich kann dir helfen, deinen Weg zu finden; doch begleiten kann ich dich nicht!«
    Die großen braunen Augen füllten sich mit Tränen, die dann allmählich über die Wangen rannen. Starr und ausdruckslos war nun dieses schöne Gesicht. Schließlich drehte sich Juliette um und ging. Ihr Schritt war gleitend, so als würde sie kaum den Boden berühren.
    Daggy streckte für ein paar Sekunden die Hände nach Juliette aus, als wolle sie das Mädchen halten. Doch dann sanken ihre Hände herab, denn sie konnten nicht helfen.
     
    *
     
    Der Tag verlief ohne besondere Ereignisse. Lediglich die

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