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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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durchtrainiert und das Kriegshandwerk lag mir. Ich hatte in der Legion meine neue Heimat gefunden.
    Am 16. April 1949 stellte ich den Antrag auf Verleihung der französischen Staatsbürgerschaft. Da ich bereits drei Jahre in der Legion diente, wurde dem Antrag umgehend stattgegeben. Ab sofort war ich Franzose. Und ich wurde zum Legionär 1. Klasse befördert.
    Richtig heftig begann das Jahr 1951. Am 24. Jänner sicherte unsere Kompanie die Straße von Hoc Mon nach Ben Co. Dabei gerieten wir in einen üblen Hinterhalt. Einheiten des Viet Minh nahmen uns von zwei Seiten unter Beschuss. Das Gelände war unübersichtlich und wir wussten nicht, wo der Gegner steckte. Über zwei Stunden lagen wir hinter notdürftigen Deckungen und zogen die Köpfe ein. Nur den mangelhaften Schießkünsten unserer Gegner hatten wir es zu verdanken, dass nur ein Toter und sieben Verletzte zu beklagen waren. Als endlich Verstärkung eintraf, zogen sich die Viet Minh zurück. Lieutenant Langlet, dem Aufklärungsoffizier, gelang es mit zwei Mann, den abziehenden Viet Minh unbemerkt zu folgen. Als er zurückkam, planten die Offiziere die Operation Revanche . Die Stellung der Viet Minh lag in einer Biegung des Saigon-Flusses. Lieutenant Langlet stellte eine Kommandogruppe zusammen. Als vietnamesische Bauern verkleidet schlich sich der Trupp in der Nacht zum 26. Jänner unbemerkt hinter die Stellung der Viet Minh. Im Morgengrauen rückten die Kompanien der I/13e D.B.L.E. vor. Die Viet Minh hatten von unserem Aufmarsch erfahren, verließen ihre Stellungen und wollten uns im unwegsamen Dschungelgelände abfangen. Die Kommandogruppe besetzte inzwischen die verlassene Stellung der Viet Minh. Wir nahmen die Vietnamesen in die Zange und drängten sie zurück. Als sich die Rebellen in ihre Stellung zurückziehen wollten, wurden sie unter Feuer genommen. Die Schlacht endete mit einem Massaker. 286 Viet Minh kamen ums Leben, 17 wurden gefangen genommen. Wir hatten gerade mal einen Verletzten. Die Operation Revanche war ein voller Erfolg. Die militärischen Oberbefehlshaber waren begeistert und überhäuften uns mit Auszeichnungen und Beförderungen. Nun hatten wir bei der Obrigkeit einen dicken Stein im Brett. Ich wurde zum Caporal befördert. Das freute mich, schon wegen des höheren Solds.
    Am 3. März 1951 verpflichtete ich mich für weitere drei Jahre. Bei allen Kameraden, die sich 1946 der Fremdenlegion angeschlossen hatten, lief nun die Dienstverpflichtung aus. Viele hatten vom Dschungelkampf die Nase voll und verließen die Legion. Mangel an neuen Freiwilligen gab es nicht. Innerhalb der Regimenter gab es teilweise massive Umgruppierungen und Neuaufstellungen. Meine Gruppe war schon einige Jahre personell nahezu unverändert und wir waren ein eingespieltes Team. Das war vielleicht der Grund, warum acht von zehn Legionären meiner Gruppe ihre Verträge verlängerten. Am 25. April 1951 wurden uns zwei neue Männer zugeteilt. Es waren keine Neuankömmlinge, sondern alte Haudegen, die bisher ihren Dienst im Wachzug der Verwaltung und in der Flugplatzsicherung von Saigon versehen hatten. Die zwei waren Deutsche und schienen unzertrennliche Freunde zu sein. Horst Muler und Albert Hoffmann dürften ihre Namen nur unwesentlich abgeändert haben.

Wien, Mittwoch, 21. April 2010, 18.55 Uhr
    „Es tut mir leid, Herr Vanhagen“, unterbrach Charles Wegner seine Erzählung abrupt. Er blickte auf seine Uhr. „Es ist fünf Minuten vor sieben. Meine Familie wird jeden Moment vor der Tür stehen.“
    Geduldig hatte Marc dem alten Mann zugehört. Er wusste nicht viel über die Fremdenlegion und hatte in dieser Stunde viel dazugelernt. Und die Art, wie Wegner erzählte, hatte ihn in den Bann geschlagen. Als säße er Jean Gabin von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Trotz aller Faszination fragte er sich, welchen Zusammenhang diese Geschichte mit der Mordserie haben sollte, die er aufklären musste.
    „Herr Vanhagen, bevor Sie mich für völlig verrückt halten, werde ich Ihnen jetzt zwei Fragen stellen“, fuhr der alte Mann fort, als könnte er Marcs Gedanken lesen. „Waren die Hände der Opfer von den Handgelenken bis zu den Ellbogen fest verschnürt und hinter den Rücken gebogen? Und waren die Federn, die Sie bei den Opfern gefunden haben, Entenfedern?“
    Marc war plötzlich hoch konzentriert. Verblüfft über diesen überraschenden Sprung mitten in seinen Fall, runzelte er die Stirn und sah Charles Wegner an.
    „Ja, das ist richtig“, sagte er zögernd.

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