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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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richtigen Details, die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussagen des alten Mannes zur Klärung der Mordserie führen könnten, für sehr gering. Aber wenigstens dienten sie ihm als Rechtfertigung, Charles Wegner nochmals zu treffen. Er musste sich eingestehen, dass er darauf brannte, seine gesamte Lebensgeschichte zu erfahren. Auch wenn es zu keinen neuen Erkenntnissen führen würde, freute er sich auf das Gespräch.
    Marc trank den Rest seines Kaffees und begab sich in den War Room, um das tägliche Meeting, das er um elf Uhr angesetzt hatte, vorzubereiten.
    Der Konferenzraum war diesmal spärlich besetzt. Simon Hoffer hatte angerufen, dass er Konrad Schliemann aufsuchen würde, und Paul Valek traf sich mit einem Informanten. Nicole Sandmann und Martin Schilling befragten einige Patienten des Maria-Theresia-Spitals, bei denen Komplikationen nach Operationen aufgetreten waren. Marc informierte trotzdem über den letzten Stand der Ermittlungen. Er überlegte kurz, ob er von seinem Treffen mit Charles Wegner berichten sollte, entschied aber, erst das heutige Gespräch abzuwarten.
    Fritz und Johannes hatten sämtliche Überwachungskameras in der Nähe der Orte, an denen die Opfer verschwunden waren, angezapft. Sie waren dabei, nach dem weißen Kastenwagen zu suchen. Sandra Kessler versuchte, das Täterprofil zu verfeinern. Marc bat Thomas Gridler, die abwesenden Ermittler über die neuen Erkenntnisse zu informieren. Dann schloss er die Sitzung und ging zu Christine Pinter, um die Presseaussendung vorzubereiten.

Wien, Donnerstag, 22. April 2010, 11.30 Uhr
    Marc Vanhagen blickte auf seine Armbanduhr. Es war 11.30 Uhr. Er meldete sich bei Christine Pinter ab und verließ den War Room. Das Verkehrsaufkommen im Zentrum Wiens war gering. Marc bog kurz vor zwölf in die Wassergasse ein. Als er aus seinem Wagen stieg, stand Charles Wegner schon im Torbogen des Hauseingangs. Sie begrüßten einander.
    „Herr Wegner, worauf haben Lust? Wohin darf ich Sie zum Essen einladen?“
    „Herr Vanhagen, ich bin ein Gewohnheitstier. Wenn Sie nichts dagegen haben, gehen wir ein paar Schritte zu Fuß. Gleich links um die Ecke, in der Erdbergstraße, gibt es ein Wirtshaus mit hervorragender Wiener Küche. Und wenn wir Glück haben, finden wir ein Plätzchen, wo wir ungestört plaudern können.“
    Marc war ein wenig enttäuscht, denn er wollte diesen außergewöhnlichen Menschen zu einem besonderen Essen einladen. Marc versuchte einen nochmaligen zaghaften Vorstoß. „Herr Wegner, ich hätte Sie gerne in ein Toprestaurant eingeladen. Ganz Wien steht zur Auswahl.“
    „Sehr nett von Ihnen, Herr Vanhagen, aber mir wäre das Wirtshaus um die Ecke lieber“, winkte Charles Wegner ab.
    Sie gingen los. Und Marc Vanhagen war überrascht, welch forsches Tempo der alte Herr anschlug. Wortlos marschierten sie nebeneinander, und Marc sah sich die trostlose Umgebung an. Alte, ein wenig heruntergekommene Mietshäuser, einige leer stehende Geschäftslokale und kaum Menschen auf den Straßen. Als sie um die Ecke bogen, sah er auf der rechten Straßenseite das Wirtshaus. Es befand sich gegenüber dem Bürokomplex eines bekannten Waschmittelkonzerns. Als sie das Lokal betraten, war Marc überrascht. Es war schlicht, aber modern eingerichtet. Die Tische waren nett gedeckt, und alles blitzte vor Sauberkeit. Sie fanden einen etwas abgeschiedenen Platz. Eine junge, adrett gekleidete Serviererin brachte ihnen die Speisekarte.
    „Herr Vanhagen, ich kann Ihnen das Alt-Wiener Backfleisch wärmstens empfehlen“, sagte Charles Wegner. „Ich selbst nehme aber das Rindsgulasch, meine Lieblingsspeise. Sie kennen ja den Spruch: Ein Gulasch und ein Seidel Bier, das ist mein Lebenselixier. Und das Gulasch hier ist hervorragend.“
    Marc lächelte, und als die freundliche Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen, vertraute er der Empfehlung des alten Mannes.
    „Herr Vanhagen, haben Sie Familie?“, fragte Wegner, während sie auf das Essen warteten.
    „Ja, eine Frau und zwei Kinder.“
    „Und wie alt sind Ihre Kinder, wenn ich fragen darf.“
    „Meine Tochter Sina ist 18 und mein Sohn Michael ist 16 Jahre alt.“
    „Sehr schön“, sagte Wegner und nickte wohlwollend mit dem Kopf. „Es gibt nichts Schöneres als eine Familie. Wenn man sich gut versteht, sonst kann es die Hölle sein. Sie haben meine Familie gestern kurz getroffen. Verzeihen Sie bitte die Notlüge mit der Versicherung, aber ich wollte meine Tochter nicht beunruhigen.“
    „War aber

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