Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
Vom Netzwerk:
Maschinenpistole, einer deutschen Pistole, amerikanischen Handgranaten und einem französischen Bajonett, marschierten wir los, um Nachschubwege der Viet Minh aufzuspüren. Drei Tage lang wateten wir durch Sümpfe, durchstreiften Reisfelder und lernten den unwirtlichen Dschungel kennen. Erstmals in meinem Leben sah ich riesige Schlangen, bösartige Krokodile und kreischende Herden von Affen, die durch das Bambusdickicht huschten. Ich bestaunte Vogelarten mit paradiesischem Gefieder und exotische Pflanzen in voller Blütenpracht. Blutegel und Millionen von Moskitos wurden zu unseren ständigen Wegbegleitern in den Sümpfen. Was wir in diesen drei Tagen aber nicht zu Gesicht bekamen, waren Viet Minh. Militärischer Höhepunkt unserer Mission war die Durchsuchung einer einsamen Bambushütte. Außer einer alten Frau mit ihrer Ziege und den zwei Schweinen fanden wir nichts. Zurück in unserem Quartier, erhielten wir Zeit, um auszuschlafen.
    Der Kasernenalltag war recht zwanglos. Wer nicht gerade auf Patrouille war, brachte seine Ausrüstung in Ordnung, betrieb Sport oder übte sich an einem Waffensystem. Wenn wir Ausgang hatten und noch etwas vom Sold übrig war, fuhren wir ins Zentrum Saigons, um die Annehmlichkeiten dieser sündigen Stadt in vollen Zügen zu genießen.
    Meinen ersten echten Feindkontakt hatte ich Ende November. Eine Handvoll Viet Minh griff unsere Patrouille auf dem Marsch durch ein Reisfeld an. Der Kampf dauerte nur ein paar Sekunden. Dann waren vier Aufständische tot, einer verwundet, der Rest ergriff Hals über Kopf die Flucht. Die Rebellen um Saigon waren anfangs schlecht bewaffnet und noch schlechter ausgebildet. Ihre Angriffe endeten meist mit schweren Verlusten. Da trafen Bauern mit einem Schießprügel auf die härteste Kampftruppe der Welt. Im Laufe der Jahre sollte sich dieses Kräfteverhältnis aber deutlich zugunsten der Viet Minh verbessern. Kampferprobte Offiziere aus dem Norden sorgten für eine bessere Ausbildung, modernere Bewaffnung, und vor allem der Guerillakrieg wurde perfektioniert. All das konnten wir aber Ende 1946 nicht ahnen, sondern wir benahmen uns, ob der leichten Siege, ziemlich überheblich. Und je höher der Rang der Offiziere war, desto selbstgefälliger und arroganter wurde ihr Gehabe. Letztlich sollte uns diese Überheblichkeit auf den Kopf fallen – Jahre später.
    Vom 16. bis 24. Jänner 1947 wurde das gesamte I/13e D.B.L.E. nach Huc Mon, einem Außendistrikt im Nordwesten von Saigon, verlegt. Unsere Aufgabe bestand in der Sicherung der Umgebung rund um die Hauptstadt. Entlang der bedeutendsten Verkehrsverbindungen, vor allem zwischen Saigon und Phnom Penh, und an strategisch wichtigen Punkten, erbauten wir kleine Forts. 30 mal 30 Meter groß, mit einem Wachturm, boten diese Forts bis zu 100 Legionären Schutz vor nächtlichen Überfällen. Die Viet Minh beschäftigten uns täglich. Unermüdlich rissen sie jede Nacht an unübersichtlichen Stellen tiefe Gräben quer über die Straßen. Am nächsten Tag mussten unsere Caterpillar die Schäden reparieren, während wir die Arbeiten schützten. Unsere Patrouillen führten uns aber auch weiter nach Norden, in den Raum Tay Ninh und zum furchteinflößenden Dschungelberg Nui Ba Den, dem blauen Berg. Kleinere militärische Operationen führten wir im Süden von Cochinchina durch. So wurde das französische Protektorat genannt, zu dem neben Südvietnam auch Laos, Annan, Tonkin und die östlich des Mekong gelegenen Gebiete von Kambodscha gehörten.
    Im Laufe des Jahres 1947 wurden die Kämpfe intensiver, die Viet Minh immer dreister. Obwohl sich die Rebellen immer noch blutige Köpfe holten, erhöhten sich unsere Verluste. Am 1. März 1948 wurde der Kommandant der 13e D.B.L.E. während eines Geleitschutzes eines zivilen Transports nach Dalat bei einem Überfall der Viet Minh getötet. Sein Nachfolger, Lieutenant-Colonel Arnault, entschied, in Tan Thanh Dong, westlich von Hoc Mon, einen festen Stützpunkt für die 13e D.B.L.E. zu errichten. Die Bauarbeiten dauerten von Mai bis November, dann bezogen wir Arnaultville, wie wir den neuen Stützpunkt nannten.
    Ich fühlte mich zunehmend wie ein echter Glückspilz. Mit fast allen meiner Kameraden verstand ich mich ausgezeichnet. Im Kampf wurde ich zunehmend erfahrener, und die feindlichen Kugeln schienen mich nicht zu mögen. Und ich war gesund. Weder Malaria noch Ruhr, die Geißeln der Legionäre in Fernost, suchten mich heim. Als wäre ich immun dagegen. Ich war jung,

Weitere Kostenlose Bücher