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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Garküchen probierten wir exotische Leckerbissen. Mittlerweile war die Nacht angebrochen und wir zogen von Bar zu Bar. Ich sog dieses pulsierende Leben in mich auf. Wir tranken Bier und Choum, einen Schnaps, der aus klebrigem Reis destilliert wird. Einigermaßen besäuselt landeten wir in einem Bordell. Die Schönheit der Mädchen war atemberaubend. Eine dieser Grazien, Kim Lan, umgarnte mich mit aller Kunst ihrer Weiblichkeit. In dieser Nacht verlor ich meine Unschuld. Sie bemerkte natürlich meine Unerfahrenheit. Ich stellte mich an wie ein tollpatschiger Bauerntölpel und war nach einer Minute fertig. Kim Lan lächelte nachsichtig. Und dann führte sie mich die Kunst der Liebe ein. Stundenlang verwöhnte sie mich, lehrte mich Zärtlichkeit, Beherrschung und Einfühlungsvermögen, bis ich erschöpft einschlief. Ich werde diese erste Nacht mit einer Frau niemals vergessen. Kim Lan war eine Prostituierte, aber für mich war sie ein Geschöpf des Himmels. Als ich sie bei Tagesanbruch verließ, hauchte sie mir einen Kuss auf die Wange und lächelte mir nach. Ich kehrte allein in die Kaserne zurück und glaubte, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Allerlei Gedanken rasten durch meinen Kopf. Diese Frau musste ich heiraten und mit ihr eine Familie gründen. Und wenn ich dafür desertieren müsste. Ich war verwirrt und verliebt.
    In der Kaserne angekommen, schlief ich, erschöpft aber überglücklich, ein. Der Appell zu Mittag holte mich brutal in die Realität zurück. Wir wurden auf Lkws verfrachtet und zu unseren Regimentern gebracht. Kim Lan sah ich nie wieder.
    Wir setzten über den Saigon-Fluss und fuhren in den Distrikt Thu Duc, einen Außenbezirk Saigons, der sich vom Saigon-Fluss bis zum Dong Nai-Fluss erstreckte. Die fruchtbaren Sumpflandschaften in diesem Zwischenstromland eigneten sich prächtig für den Reisanbau. Ausgedehnte Reisfelder säumten die Straßen, soweit das Auge reichte. Allerdings gab es auch undurchdringliche tropische Dschungelgebiete und unwegsame Mangrovensümpfe, vor allem in unmittelbarer Nähe der beiden Flüsse, die die Viet Minh nutzten, um auf verschlungenen Pfaden Waffen und Agenten in die Hauptstadt zu schleusen. Wir erreichten eine provisorische Kasernenanlage in Thu Duc. Die Kolonialbauten waren eher Wohnhäuser und Lagergebäude, aber da sie strategisch günstig lagen, hatte die Distriktverwaltung sie gepachtet und der Legion überlassen. Wir stellten uns zum ersten Appell im Kasernenhof auf. Ich, Charles Wegner, war nun Legionär 2. Klasse des Corps Expéditionnaire Français en Extrême-Orient, wie die Fremdenlegion hier genannt wurde. Ich wurde der ersten Kompanie der I/13e D.B.L.E. zugeteilt, dem ersten Bataillon der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion. Die restlichen zwei Kompanien waren fünf Tage zuvor nach Siam Reap in Kambodscha, nahe den Ruinen von Angkor Vat, verlegt worden, um dort die Sicherheit aufrechtzuerhalten.
    Ich bezog mein Quartier in einem adaptieren Kolonialhaus. Nach dem Mittagessen stand Spezialtraining auf dem Programm. Ich fasste eine Sten Mark V aus, eine englische Maschinenpistole, die besonders gut für den Nahkampf geeignet war. Diese Version hatte einen Holzschaft, einen Pistolengriff und die Visiereinrichtung eines Gewehres, damit konnte man bis auf 200 Meter Entfernung recht gezielte Schüsse abgeben. Im Dauerfeuer konnte ich etwa 500 Schuss abfeuern, wenn es mir gelang, die Stangenmagazine mit 32 Patronen schnell genug zu wechseln. Eine Besonderheit der Sten Mk V war die Bajonetthalterung, da wir Legionäre traditionell bestens für den Bajonettkampf trainiert waren. Ich übte zwei Stunden mit der Waffe und erkannte ihre Vorteile, aber mein MAS 36-Standardgewehr war mir bedeutend lieber. Nach den Schießübungen bekam ich mit den übrigen Neuankömmlingen Instruktionen für den Dschungelkampf. Besonderes Augenmerk sollten wir auf die Körperpflege legen. Die kleinste unbehandelte Verletzung konnte zu bösen Geschwüren führen. Denn Gnade kannten weder Sumpf noch Dschungel.
    Schon am nächsten Morgen brach meine Gruppe, bestehend aus zehn Mann und unserem Sergent, auf. Und ich erlebte die erste Patrouille im Dschungel Indochinas. Ausgerüstet war ich mit amerikanischen Kampfstiefeln, einem englischen Tropendrillich und einem deutschen Klappspaten. Als Kopfbedeckung fasste ich den Chapeau de brousse aus. Dieser französische Dschungelhut wurde zu meiner liebsten Kopfbedeckung, die ich immer und überall trug. Bewaffnet mit der englischen

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