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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Zimmer und stieg die Treppen hinunter zum Restaurant.
    Horst Muler saß bereits an unserem Tisch. Auch Albert war inzwischen gekommen und hatte neben Horst Platz genommen. Er sah mich mit glasigen Augen an. Es schien, als ob er sich eine Dröhnung mit Opium gegönnt hätte. Ein Mädchen kam an unseren Tisch und holte ihn ab.
    „Er hat sich auch Canard Saigon bestellt“, sagte Horst beiläufig. Ich setzte mich zu ihm.
    „Horst, du Arschloch“, sagte ich gereizt und angewidert. „Was war das schon wieder für eine Nummer? Du bringst mich in Situationen, die sind zum Kotzen.“
    Horst lachte nur. „Junge, jetzt mach mal halblang. Komm wieder runter. Wir sind hier inmitten lauter gelber Affen. Die haben halt solche Bräuche hier. Aber du musst zugeben, vom Vögeln verstehen sie eine ganze Menge. Die wissen genau, wie man einen Mann zum Wahnsinn treibt. Sieh dich um Charles, hier verkehrt die beste Gesellschaft Saigons. Asiaten, Europäer, Geschäftsleute aus aller Welt. Die haben beim ersten Mal alle so empfunden wie du. Aber glaub mir, die Begierde siegt über den Abscheu. Und bald kommst du nur noch hierher, um zu genießen. Scheißegal, was da abläuft, Hauptsache ist das irre Vergnügen.“
    „Niemals“, sagte ich überzeugt. „Nie wieder werde ich so etwas machen. Für mich seid ihr alle kranke Arschlöcher.“
    Ein Mädchen brachte uns Bier und das Essen. Ich starrte auf die längliche Schale. Darin erkannte ich Bambussprossen, Pilze, klein geschnittenes, gebratenes Gemüse und darüber waren knusprig gebratene Entenstücke mit einer dunklen Soße arrangiert. Dazu gab es Reis und eine scharfe Soße. Ich nahm einen Schluck Bier.
    „Erst ficken wir sie und dann fressen wir sie, oder?“, fragte ich sarkastisch.
    „Nee Mann, wenn du das willst, musst du es vorher sagen“, erwiderte Horst mit dem gleichen Sarkasmus. „Das dauert dann aber länger, bis das Vieh gar ist.“ Er schob sich den ersten Bissen in den Mund.
    „Charles, sei nicht kindisch. Hau rein! Das Essen ist wirklich fantastisch. Manche Gerichte können nur die Schlitzaugen zubereiten.“
    Er deutete mit den Stäbchen auf die Schale und schluckte einen Bissen hinunter. „Und das hier ist ein echtes Gedicht.“
    Ich verspürte Hunger, und das Essen duftete köstlich. Schließlich probierte ich einen Bissen. Es schmeckte wirklich hervorragend.
    „Na, hab ich zu viel versprochen? Spitze, oder?“, schwärmte Horst und grinste.
    Ich gab ihm keine Antwort, sondern begann einfach zu essen. Zwischendurch bestellten wir noch Bier, ansonsten verschlangen wir die asiatische Köstlichkeit wortlos. Nach dem letzten Bissen schob ich die Schale weg und steckte mir eine Zigarette an. Ich inhalierte tief und ließ genussvoll den Rauch aus meiner Lunge entweichen. Irgendwie fühlte ich mich entspannt und sogar zufrieden. Nach zwei gewaltigen Orgasmen und einem köstlichen Mahl sollte das ja auch sein, wenn nicht immer diese Bilder auftauchen würden.
    „Das Essen war ausgezeichnet“, gestand ich Horst zu. „Aber die andere Geschichte liegt mir noch schwer im Magen. Ihr seid schon zwei völlig durchgeknallte Typen, Albert und du.“
    „Nimm es leicht, Charles“, meinte er. „Sieh mal, wir sind Soldaten. Unser Geschäft ist der Tod. Und dem sehen wir täglich in seine hässliche Fratze. Albert und ich haben schon so viel Scheiße erlebt. Jetzt ziehen wir uns die Annehmlichkeiten des Lebens rein, wo immer wir sie kriegen können. Wir sind regelrecht süchtig nach ...“
    Ein lang gezogener, markerschütternder Schrei gellte durchs Restaurant, versetzte mich in Alarmbereitschaft. Mit einem Sprung war ich auf den Beinen und aktionsbereit. Horst war ebenfalls aufgesprungen. Wir wussten nicht, wo der Schrei hergekommen war. Nach einer Sekunde atemloser Stille hallte der nächste nicht enden wollende Schrei durch den Raum. Laut, fast kreischend brüllte hier jemand Schmerz und Entsetzen aus seinem Leib. Das Gebrüll kam eindeutig von oben, von der Galerie. Lauernd stand ich vor unserem Tisch. Ich starrte hinauf und versuchte, mir einen Überblick zu verschaffen. Im nächsten Augenblick traf mich das Bild des Entsetzens mit voller Wucht. Oben, auf der Galerie, tauchte Alberts Gestalt auf. Schreiend taumelte er auf die Treppe zu. Er war splitternackt, hielt beide Hände vor seine Genitalien. Sein spindeldürrer Körper wankte, als er die oberste Stufe erreichte. Zwischen seinen Händen quollen Ströme von Blut hervor. Hinter ihm erschien eine Gestalt. Ein

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