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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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vietnamesisches Mädchen, ebenfalls nackt, vollgespritzt mit Blut. Sie reckte beide Hände in die Höhe. In der Linken hielt sie triumphierend einen blutigen Klumpen. Ihre Rechte umklammerte eine Machete, zum Hieb bereit.
    „Tod den imperialistischen Schweinen! Tod den perversen Feinden der Arbeiterklasse!“, brüllte sie in gebrochenem Französisch und übertönte fast Albert Schmerzensschreie. Aus ihrer linken Hand tropfte fortwährend Blut. Ich konnte es nicht fassen. Sie hatte Albert entmannt.
    Horst erwachte aus seiner Starre. Realisierte, was da geschah, handelte schlagartig, hastete vorwärts. Als er die ersten Stufen der Treppe im Sprung erreichte, hatte er seine Pistole gezogen. Er war blitzschnell und doch zu langsam. Bevor er den ersten Schuss abgab, sauste die Machete der rasenden Furie auf den stolpernden Albert nieder und traf ihn am Rücken. Die Wucht des Hiebes ließ ihn straucheln. Schreiend stürzte er die Stufen hinab. Jetzt hatte Horst seine Waffe feuerbereit und schoss aus vollem Lauf.
    „Du dreckige Nutte! Du Hure! Du Drecksau!“, brüllte er und jagte der jungen Frau fünf, sechs Kugeln in den Leib. Wie von einer Riesenfaust getroffen wirbelte der Körper der Attentäterin herum und krachte gegen die Wand. Horst war über den fallenden Körper seines Freundes gesprungen und stand breitbeinig am oberen Ende der Treppe. Er sah sich um und schob ein neues Magazin in die Pistole.
    Durch den Lärm alarmiert, waren die anderen Mädchen aus den Zimmern gekommen. Horst stand da wie ein Racheengel.
    „Ihr dreckigen Nutten, euch werd ich es zeigen!“ Horst schoss wahllos auf die Mädchen. Kreischend stoben sie davon, um Deckung zu finden, aber er ballerte einfach weiter.
    Auch ich hatte reagiert. Ich war unmittelbar hinter Horst, als dieser zur Stiege eilte. Als Albert die Stufen herunterstürzte und Horst über ihn sprang, bremste ich Alberts Sturz. Blitzschnell schnappte ich den geschundenen Körper des Kameraden und trug ihn die restlichen Stufen hinunter. Dort legte ich ihn vorsichtig auf den Boden. Albert schrie sich die Seele aus dem Leib, wand sich vor rasendem Schmerz. Aus seinem Genitalbereich quoll stoßweise Blut, und auch die klaffende Rückenwunde blutete stark. Ein mir fremder Legionär kniete plötzlich an meiner Seite und versuchte zu helfen.
    Ich blickte kurz auf und sah Horst nachladen. Als er die ersten Schüsse auf die flüchtenden Mädchen abgab, handelte ich. Mit vier, fünf mächtigen Sätzen sprang ich die Treppe hinauf. Mit einem Hechtsprung erwischte ich ihn am Rücken, umfasste seine Hüften und riss ihn zu Boden. Beim Aufprall verlor er die Waffe. Er schlug um sich wie ein Berserker. Wir rollten über den Boden. Horst wollte sich befreien, aber ich umklammerte seinen Oberkörper mit all meiner Kraft.
    „Ich bring euch alle um! Ihr dreckigen Bolschewiken-Huren, ihr Drecksnutten! Lass mich los, ich bring alle um!“ Horst bäumte sich auf und wand sich, aber er konnte sich nicht befreien.
    „Horst, Horst“, schrie ich ihm ins Ohr. „Es ist vorbei, Horst. Wir müssen uns um Albert kümmern. Horst, los jetzt! Albert braucht dich, hörst du, Albert braucht dich!“
    Die Befreiungsversuche ließen nach. Wie in Zeitlupe verarbeitete Horst meine Worte. Dann hielt er kurz still. Jetzt hatte er es realisiert.
    „Albert“, schrie er. „Albert! Lass mich los. Wo ist Albert? Ich muss zu Albert.“ Seine letzten Worte röchelte er fast. Ich löste die Umklammerung, war aber hellwach, um sofort wieder einzugreifen, sollte er noch mal durchdrehen. Wir sprangen beide auf. Horst schaute sich suchend um. Seine Augen waren blutunterlaufen, sein Blick furchterregend. Er entdeckte die Menschentraube am Treppenansatz, die sich um Albert gebildet hatte. Taumelnd, mit stierem Blick eilte er die Stufen hinunter.
    „Albert, um Gottes Willen! Albert, mein lieber Albert.“ Der schwer verletzte Freund wimmerte.
    Ich sah mich auf der Galerie um. Horst hatte ein furchtbares Blutbad angerichtet. Die Viet Minh-Agentin lag mit verdrehtem Körper, die Beine seltsam verrenkt, an der Wand. Die Tote wies zahlreiche Einschusslöcher auf, einer davon entstellte ihr Gesicht. Der Körper war blutüberströmt, die Machete war ihr aus der Hand gefallen. Die Finger ihrer linken Hand krallten sich, auch im Tode, um die blutigen Genitalien, die sie einem Fremdenlegionär abgetrennt hatte. Mir wurde übel, aber ich riss mich zusammen, denn jetzt brauchte ich einen kühlen Kopf.
    Ich hob die Pistole und die

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