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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Genügend. Auf die Schularbeit und auf ein Referat hatte ich ebenfalls Genügend, und eine mündliche Prüfung hat sie mit Nicht genügend beurteilt.“
    „Dann ist der Notenschnitt eher positiv“, sagte Sina.
    „Wie sieht deine Mitarbeitsnote aus?“, fragte Marc.
    „Die Frau Professor meint, dass die Mitarbeit Nicht genügend sei. Das ist eine Reaktion auf meine Weigerung, laut vorzulesen.“
    „Hast du alle Hausübungen gemacht?“, fragte Marc.
    „Ja, alle.“
    „Gut, dann kann deine Mitarbeit nicht negativ beurteilt werden. Hausübungen fließen in die Mitarbeitsnote ein. Pass auf, Michael. Du führst ab sofort eine Strichliste. Wenn sie Fragen stellt, zeigst du auf. Du notierst dir, wie oft du pro Stunde aufzeigst und wie oft sie dir tatsächlich das Wort erteilt. Damit haben wir, zusammen mit den Hausübungen, einen Nachweis über deine positive Mitarbeit. Sollte sie dich tatsächlich mit Nicht genügend beurteilen, berufen wir gegen die Note.“
    „Ja, zeige auf, wenn die Streber auch aufzeigen, dann fragt sie dich nie“, sagte Sina.
    „Und wenn ich die Antwort nicht weiß?“
    „Dann fragst du, ob du auf die Toilette gehen darfst“, sagte Sina lachend. „Mein Gott, bist du naiv.“
    „Ihr seid ja eine richtige Mafia“, sagte Freddy mit gespielter Entrüstung. „Da bin ja richtig froh, keine Lehrerin zu sein. Und wer von euch Gangstern mag jetzt Kaffee?“

Wien, Freitag, 23. April 2010, 9.00 Uhr
    Marc Vanhagen saß an seinem Schreibtisch und überflog die Zeitungsausschnitte. Die Medien hatten sich auf sein Team und das BKA eingeschossen. Die konservativen Blätter forderten eine Neubesetzung der Sonderkommission und Konsequenzen in der Führungsetage des Bundeskriminalamts. Linkslastige Zeitungen vermuteten den Täter in der rechtsradikalen Szene. Das auflagenstärkste Blatt spielte Detektiv. Auf Basis von zweifelhaften Recherchen prangten abenteuerliche Spekulationen auf der Titelseite. Immerhin hatte ein Reporter den Vorfall zwischen Dr. Klein und Emine Düzel herausbekommen. Allerdings stellte er die Möglichkeit, dass Ahmet Düzel der Serienmörder sein könnte, in den Vordergrund.
    Marc rief Josef Huttinger an. Er plauderte mit seinem Chef über die Medienberichte. Josef nahm die teilweise persönlichen Angriffe gelassener auf, als Marc gedacht hatte. Nach dem Gespräch fühlte sich Marc wesentlich besser. Josef ist schon der richtige Mann an der Spitze des Bundeskriminalamts, dachte er. Mit seiner besonnenen Art schaffte er es wie kein Zweiter, frustrierte Mitarbeiter aufzurichten und ihre Motivation zu stärken. So einen Chef konnte sogar Marc Vanhagen ohne Vorbehalte akzeptieren.
    „Marc, ich glaube, ich habe etwas“, rief Johannes Schmied. Er stand von seinem Schreibtisch auf und eilte zu Marc.
    „Eine Meldung von Europol. Gestern wurde Ahmet Düzel im süditalienischen Frachthafen von Tarent festgenommen. Die Carabinieri haben ihn wegen einer Kneipenschlägerei verhaftet. Nach Aufnahme seiner Personalien stellten sie fest, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht wird. Daraufhin haben die italienischen Behörden sofort Europol eingeschaltet. Ein Kollege von Europol hat Düzel gestern Nachmittag vernommen. Angeblich hat der Verdächtige von der Ermordung seiner Frau nichts gewusst. Düzel gab an, am 7. September des Vorjahres mit dem Zug nach Istanbul gefahren zu sein. Am 9. September, also an dem Tag, an dem seine Frau ermordet wurde, sei er in Istanbul angekommen. Einen Tag später habe er um 18 Uhr auf einem ukrainischen Frachter angeheuert. Das Schiff, unter liberianischer Flagge fahrend, habe am 14. September abgelegt. Der Beamte von Europol hat dann den Kapitän des Schiffes befragt. Den Papieren nach war der Frachter auf der Rückfahrt von Ostafrika. Sie legten in Tarent an, um Treibstoff und Verpflegung zu bunkern. Tatsächlich fand sich ein Heuervertrag mit Ahmet Düzel vom 10. September. Allerdings hatte der Kapitän ihn sowie acht weitere Matrosen nicht auf die offizielle Heuerliste gesetzt. Der Kapitän bestätigte, dass Ahmet zwischen 17 und 18 Uhr unterschrieb. Obwohl die Vorgangsweise des Kapitäns ebenso dubios erscheint wie der Frachter selbst, scheinen die Zeitangaben zu stimmen. Ich habe die Zeitverschiebungen berücksichtigt. Alle Angaben habe ich in Mitteleuropäische Zeit umgerechnet.“
    „Ahmet Düzel war also am 10. September in Istanbul“, brummte Marc nachdenklich. „Wenn er sofort nach dem Mord an seiner Frau abgehauen ist, kann sich das

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