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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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wer ist unser nächster Kandidat?“
    „Johannes war fleißig, er hat viele Informationen über die vier Männer gesammelt“, antwortete Sandra. „Wir besuchen jetzt Herrn Bernhard Bayer, 43 Jahre alt und freiberuflicher Trainer. Bayer ist seit einem Jahr von seiner dritten Frau geschieden und hat keine Kinder. Er fährt einen roten Dodge Caliber Quarterback, Erstzulassung Jänner 2009. Weder auf seinen Namen noch auf irgendwen aus seiner Verwandtschaft ist ein Kastenwagen angemeldet. Das gilt übrigens für alle vier potenziellen Zeugen.“
    „Sehr ermutigend“, sagte Marc. „Sehen wir uns den Herrn einmal an.“
    Er stieg aus dem Auto und wartete, bis Sandra den Laptop in ihrer riesigen Tasche verstaut hatte. Dann marschierten sie ins Haus. Da es keinen Lift gab, mussten sie die drei Stockwerke über die Stiege hochsteigen. Marc kam etwas außer Atem. Er wunderte sich, wie leichtfüßig Sandra die vielen Stufen überwand. Ich muss mehr trainieren, dachte er sich, meine Fitness ist beängstigend schlecht. Er atmete zweimal tief durch, bevor er an der Wohnungstür mit dem Namensschild Bayer klingelte.
    „Komm rein, es ist offen“, tönte es aus der Wohnung. Offenbar erwartete Herr Bayer Besuch. Marc öffnete die Tür und betrat die Wohnung.
    „Herr Bayer!“, rief er und blieb im Flur stehen. Eine Zimmertür ging auf, und ein nur mit einer Unterhose und schwarzen Socken bekleideter Mann trat in den Flur.
    „Sie sind ja gar nicht Nikolai“, sagte er und betrachtete seine Besucher neugierig.
    Bernhard Bayer war eine interessante Erscheinung. Sein mittellanges, gepflegtes, blondes Haar umrahmte ein freundliches, faltenloses Gesicht. Er war ungefähr 180 Zentimeter groß und die eng sitzende Unterhose betonte seinen sportlichen Körper.
    „Wenn Sie mir Geld oder Geschenke bringen, legen Sie bitte alles auf die Anrichte. Sollten Sie von den Zeugen Jehovas kommen, bedauere ich, Ihnen sagen zu müssen, dass ich den Weltuntergang mit meinen Scheidungen schon dreimal durchlebt habe. Und wenn Sie bei mir Wertsachen vermuten, helfe ich Ihnen gerne beim Suchen.“
    Marc und Sandra schmunzelten und stellten sich vor.
    „Interessant, Sie sind Kriminalbeamte“, sagte Herr Bayer. „Haben Sie einen Hausdurchsuchungsbefehl?“
    „Brauchen wir einen?“, fragte Marc.
    „Nein, aber ich habe schon so viele Krimis im Fernsehen gesehen, in denen die Polizei den Verdächtigen immer einen Hausdurchsuchungsbefehl vor die Nase hält. Ich wollte schon immer wissen, was da draufsteht. Da sehen Sie, wie ich vom Pech verfolgt bin. Da komme ich als Normalsterblicher einmal in den Genuss, Besuch von echten Kriminalbeamten zu erhalten, und dann haben die nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl. Aber kommen Sie bitte weiter, ich habe tausend Fragen an Sie.“
    Bernhard Bayer drehte sich um und ging in sein Wohnzimmer. Marc und Sandra sahen sich lächelnd an und folgten ihm. Bayer bat sie, Platz zu nehmen. Dass er selbst halb nackt war, schien ihn nicht zu stören.
    „Gnädige Frau, Sie sehen so wunderschön aus in Ihrem eleganten Hosenanzug“, sprach Bayer Sandra an.
    „Danke schön“, sagte Sandra Kessler. Sie war ein wenig verwirrt über den Gesprächsverlauf. Dennoch freute sie das Kompliment.
    „Ich sehe, Sie verstehen etwas von Mode. Wären Sie bitte so nett, mich zu beraten? Ich gehe heute mit Nikolai, einem befreundeten Zahnarzt hier aus dem Haus, in unser Fitnessstudio. Anschließend werden wir wohl wieder eine Beiselrallye durch die Innenstadt veranstalten. Und da möchte ich wenigstens ein Mal gut aussehen. Bitte, bitte, helfen Sie mir.“
    Ohne eine Antwort der verdutzten Ermittlerin abzuwarten, drehte er sich um und lief in ein angrenzendes Zimmer. Sandra sah Marc an und beschrieb mit ihren Händen eine Geste der Hilflosigkeit. Marc lachte leise und schüttelte den Kopf. Er mochte diesen unkonventionellen Kerl und fand ihn witzig. Kurze Zeit später tauchte Bayer wieder auf. Er trug eine Unmenge von Kleidungsstücken, die er in der Mitte des Zimmers einfach fallen ließ.
    „Womit fangen wir an, Frau Kessler? Suchen wir erst ein Hemd aus, oder beginnen wir mit dem Sakko?“
    Sandra ließ sich nach kurzem Zögern auf das Spiel ein. Marc beobachtete amüsiert das Geschehen. Sandra beriet Bernhard Bayer bei der Kleiderwahl und fand immer mehr Gefallen daran. Sie lachten und scherzten, und die Beamten vergaßen einige Minuten lang, warum sie hier waren.
    „Gnädige Frau, Sie haben einen neuen Menschen aus mir gemacht. Mit

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