Canard Saigon (German Edition)
dieser Dame habe er sowohl in Wiener Neustadt als auch in Salzburg die Nächte verbracht. Es handle sich bei der Frau um die Inhaberin der Galerie, auf deren Vernissage er zu Gast gewesen war. Er gab an, dass sie aus Vorsichtsgründen immer zwei Hotelzimmer buchen würden, damit ihr Ehemann keinen Verdacht schöpfen konnte. Darauf hatte Marc veranlasst, die Gästelisten der beiden Hotels zu überprüfen. Tatsächlich hatte Margarete Bator zur selben Zeit ein Zimmer gebucht wie Burek. Und jetzt war Marc unterwegs, um die Frau zu befragen. Er bog in den Fleischmarkt ein und stand direkt vor der Galerie. Er betrat das kleine Geschäftslokal und bemerkte, dass er der einzige Besucher war. An den Wänden hingen, ordentlich gereiht und raffiniert beleuchtet, Werke zeitgenössischer Künstler. Links hinten stand ein kleiner Biedermeierschreibtisch, der einen seltsamen Kontrast zu den Gemälden bildete. Eine etwa 40 Jahre alte Frau erhob sich hinter dem Schreibtisch und kam freundlich lächelnd auf Marc zu. Die langen schwarzen Haare waren im Nacken mit einem silbernen Haarband zusammengebunden. Sie trug eine Brille mit dicker schwarzer Fassung, die für das schmale, ovale Gesicht überdimensioniert wirkte. Ein schwarzes knöchellanges Leinenkleid, mit silbernen Pailletten bestickt, ließen ihre magere Figur nur erahnen.
„Ich suche Frau Margarete Bator“, sagte Marc.
„Sie haben sie gefunden“, sagte die Frau lächelnd. „Womit kann ich Ihnen helfen?“
Marc stellte sich vor und fragte, ob sie hier ungestört miteinander reden könnten.
„Wie Sie sehen, Herr Vanhagen, sind wir allein. Aber ich habe schon mit einer Kollegin von Ihnen gesprochen. Wenn ich mich recht entsinne, ging es um meine letzte Vernissage.“
„Frau Bator, es geht um Sie und Mag. Burek“, sagte Marc. Er merkte, dass jede Farbe aus ihrem ohnehin blassen Gesicht entwich.
„Mag. Burek gibt an, dass er ein Verhältnis mit Ihnen hat. Können Sie das bestätigen?“
„Herr Vanhagen, Sie bringen mich in eine äußerst missliche Situation. Sie wissen, dass ich verheiratet bin?“
„Sehr geehrte Frau Bator. Nicht ich bringe Sie eine heikle Situation. Aber ich kann Sie beruhigen. Wenn sich die Angaben von Mag. Burek als richtig erweisen, haben Sie von meiner Seite nichts zu befürchten.“
„Also gut. Ja, es ist wahr“, sagte sie leise. Dabei sah sie mit schuldbewusstem Blick auf den Boden. „Vor einem Jahr erlag ich seinem Charme, und seitdem treffen wir uns mehr oder weniger regelmäßig. Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich da reitet, aber ich kann ihm nicht widerstehen. Dabei führt er sich manchmal wie ein Arschloch auf. Ich wollte das Verhältnis schon oft beenden, aber wenn er dann vor mir steht, bekomme ich weiche Knie. Dabei habe ich so einen liebevollen Ehemann. Er darf nichts von meiner Affäre erfahren. Das würde ihn zu sehr verletzen ...“
„Frau Bator, vor mir müssen Sie sich nicht rechtfertigen“, unterbrach Marc ihren Redeschwall. „Ich brauche nur Auskunft über ein paar Daten.“
„Entschuldigen Sie, Herr Vanhagen“, sagte sie kleinlaut. „Was wollen Sie wissen?“
„Wo waren Sie am vergangenen Freitag?“
„Donnerstag und Freitag war ich in Salzburg. Offiziell habe ich mich mit Künstlern getroffen, aber in Wahrheit war ich mit ihm zusammen.“
„Sie meinen mit Mag. Burek?“
„Ja, ich habe die Nacht von Donnerstag auf Freitag in seinem Zimmer verbracht. Am Freitag war er von 13.30 bis 14.15 Uhr bei mir im Zimmer. Danach habe ich mich mit einer befreundeten Galeristin getroffen und bin am Abend zurück nach Wien gefahren.“
„Und Sie haben ihn nach 14.15 Uhr nicht mehr gesehen?“ Sie nickte.
„Und wie war das in Wiener Neustadt, am Montag und Dienstag?“
„Warten Sie, wann genau?“, sagte sie und legte den Zeigefinger der rechten Hand an ihren Mundwinkel. „Ich weiß schon. Da habe ich die Nacht von Montag auf Dienstag mit ihm verbracht. Am Dienstag früh bin ich dann nach Hause gefahren.“
„Und Sie waren die ganze Nacht mit ihm zusammen?“
„Ja, die ganze Nacht“, sagte sie und blickte wieder zu Boden. Die Erinnerung an diese Nacht ließ sie erröten.
Das heißt, er kann die Leiche von Fay nicht entsorgt haben, dachte Marc. „Frau Bator, mehr wollte ich nicht wissen. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich bitte an“, sagte Marc und gab ihr seine Karte.
„Aber warum wollen Sie das so genau wissen, Herr Vanhagen? Hat Christian etwas angestellt?“
„Wie es
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