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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Pinnwand vervollständigen. Wenn wir den Mistkerl nicht bald finden, müssen wir für unsere Notizen den Raum vergrößern.“

Wien, Montag, 26. April 2010, 22.05 Uhr
    „Marc, ein Gespräch für dich“, rief Christine Pinter. „Eine Frau Bator. Moment, ich verbinde.“ Sekunden später läutete das Telefon. Frau Bator hatte die Festnetznummer auf seiner Visitenkarte gewählte. Marc hob ab und begrüßte die Galeristin.
    „Frau Bator, was verschafft mir die Ehre zu später Stunde?“
    „Herr Vanhagen, es tut mir leid, dass ich Sie jetzt noch störe. Soll ich besser morgen anrufen?“
    „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Was kann ich für Sie tun?“
    „Na ja, das ist mir jetzt ziemlich unangenehm. Aber ich dachte, ich muss Sie anrufen, denn Sie waren so zuvorkommend, heute Nachmittag. Also, mir hat unser Gespräch keine Ruhe gelassen. Und jetzt habe ich nochmals nachgesehen ...“
    „Frau Bator, ganz ruhig. Sagen Sie einfach, worum es geht“, sagte Marc, als er merkte, wie die Frau zunehmend nervöser wurde.
    „Das war nur, weil ich immer im Voraus buche und gleich bezahle“, sagte sie mit hochgradig nervöser Stimme. „Ich habe vorige Woche das Zimmer in Wiener Neustadt von Montag bis Mittwoch gebucht. Aber erst nach unserem Gespräch kamen Zweifel in mir auf. Und ich will ja keine Anzeige wegen Falschaussage. Und mir ist erst später eingefallen, dass ich nicht die Nacht von Montag auf Dienstag mit Christian verbracht habe, sondern die Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Ich hoffe, dass ich mich nicht irgendwie strafbar gemacht habe, aber ich habe die Tage wirklich verwechselt.“ Ihre Stimme klang erstickt, und Marc dachte, dass die Galeristin den Tränen nahe sein musste.
    „Frau Bator, Sie können sich beruhigen, Ihnen wird nichts geschehen“, sagte er einfühlsam. Dabei arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. „Frau Bator, haben Sie Mag. Burek heute schon gesehen?“
    „Nein, ich habe ihn vor einer halben Stunde angerufen, aber er ist nicht erreichbar.“
    Marc bedankte sich für den Anruf und legte auf.
    „Sandra, das Alibi von Burek ist soeben geplatzt“, rief er durch den War Room. Sandra Kessler stand auf und eilte zu Marc an den Schreibtisch.
    „Geplatzt? Wie meinst du das?“
    „Seine Geliebte hat den Termin verwechselt. Er hat jetzt für keine Tatzeit ein gesichertes Alibi. Und Burek hat uns belogen. Er gab an, dass er die Nacht vom 19. auf den 20. April mit Frau Bator verbracht hätte, was sie mir bei der Befragung auch bestätigte. Aber eben hat sie angerufen und ihr Aussage geändert. Ihre Liebesnacht fand am darauffolgenden Tag statt. Das heißt, in der Nacht, in der die Leiche von Fay abgelegt wurde, war er nicht mit der Galeristin zusammen.“
    „Ich gehe der Sache sofort nach“, sagte Sandra. „Ich versuche ihn zu erreichen und überprüfe, ob er für den heutigen Überfall infrage kommt.“ Sie ging wieder zurück an ihren Schreibtisch und begann zu telefonieren.

Baden, Montag, 26. April 2010, 22.13 Uhr
    Als zwei Fasane im Licht der Scheinwerferkegel aufflogen und tief über die Straße strichen, drosselte Martin Schilling das Tempo. In Gedanken versunken fuhr er gemächlich den schmalen Feldweg entlang. Sein Ziel war der Fischteich von Max Meisner. Seltsamerweise dachte er nicht an Dr. Klein, den er nun schon seit vier Tagen jagte. Er ertappte sich immer öfter dabei, dass, wenn er allein war, Bilder von Nicole Sandmann vor seinem geistigen Auge auftauchten. Er hörte förmlich ihr fröhliches Lachen, sah ihre ungezwungene Art, wenn sie ihr Haar zurückstrich, und roch ihr fein abgestimmtes Parfüm. Und obwohl er mit ihr geschlafen hatte, sah er sie in seinen Gedanken nie nackt. Wenn er an sie dachte, beschleunigte sich sein Pulsschlag und er musste unwillkürlich lächeln. Verdammt, ich glaube, ich habe mich in die Kleine verliebt, dachte er. Und das war ein neues Gefühl für ihn. Na ja, nicht neu, aber längst verschüttet geglaubt. Erstmals verliebt war er im Alter von 17 gewesen. Und wie er damals gefühlt hatte, konnte er nicht mehr nachvollziehen. An Frauenbeziehungen hatte es ihm nie gemangelt. Er schätzte und verehrte die Damenwelt. Und er war sich seiner Wirkung bewusst. Die Mädels mochten ihn, und keine seiner unzähligen Gespielinnen war ihm jemals böse oder hatte sich ausgenutzt gefühlt. Seine unbekümmerte Art, mit Frauen umzugehen, war entwaffnend. Und mit Nicole hatte die Beziehung ähnlich begonnen, aber anders als üblich geendet. Als ihm Marc auf den

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