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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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Kopf zugesagt hatte, dass er mit Nicole geschlafen habe, hatte er sich wie ein kleiner Schuljunge gefühlt. Peinlich war es ihm gewesen. Und das war völlig neu für ihn. Langsam hatte ihm gedämmert, dass er verliebt sein könnte. Und damit einher wuchs ein weiteres Gefühl in ihm, das er so nicht kannte. Selbstzweifel plagten ihn, ob Nicole ihn wohl ebenso mochte wie er sie. Und was, wenn nicht? Was, wenn er für sie nur ein Abenteuer für eine Nacht bedeutete? Martin war verwirrt. Und irgendwie froh, dass der Fischteich im Licht der Scheinwerfer auftauchte.
    Er fuhr am Anwesen vorbei und hielt am Ende der Umzäunung an. Natürlich hatte er hier seit Freitag einen Überwachungsposten eingerichtet. Er stieg aus dem Auto und ging zu den Streifenbeamten. Wie erwartet konnten ihm die Polizisten keine neuen Nachrichten mitteilen. Martin plauderte ein wenig mit den Beamten und verabschiedete sich wieder. Er wendete seinen Wagen und fuhr langsam zurück. Als er an der versperrten Einfahrt des Fischteichs vorbeifuhr, stutzte er. Da hing ein Plakat, das ihm vorher nie aufgefallen war. Er stoppte den Wagen und setzte ein Stück zurück. Im Scheinwerferlicht konnte er das Plakat gut lesen. Es war die Ankündigung eines Preisfischens am Meisner-Teich. Der Fischereiverein Schwechatbach schrieb für Ende Mai einen Wettbewerb mit einer Begrenzung auf 75 Teilnehmer aus. Und ich war der Meinung, das sei ein Privatteich, dachte er. Er nahm sein Handy und wählte die Telefonnummer, unter der sich interessierte Angler anmelden konnten. Es war eine Festnetznummer und es hob niemand ab. Martin rief Fritz Stainer an und bat ihn, ihm die Daten des Anschlussbesitzers zu eruieren. Fritz brauchte dazu nur wenige Sekunden. Während Martin Name und Adresse notierte, hatte Fritz die Suchmaschine aktiviert. Es stellte sich heraus, dass Franz Niederriegler, so hieß der Mann, der stellvertretende Obmann des Fischereivereins Schwechatbach war. Martin bedankte sich bei Fritz und beendete das Gespräch. Wenn die hier ein Preisfischen veranstalten, treiben sich die Vereinsmitglieder auch hier herum, überlegte er. Vielleicht haben sie etwas von Klein bemerkt. Er gab die Adresse in das Navigationsgerät ein und fuhr los. Und während der Fahrt machten sich wieder die Bilder von seiner Kollegin in seinem Kopf breit.

Wien, Montag, 26. April 2010, 22.55 Uhr
    Marc Vanhagen saß im Konferenzraum und starrte auf die Pinnwand, als sein Handy läutete. Fast geistesabwesend holte er es aus seiner Tasche und sah, dass Sandra Kessler ihn sprechen wollte. Sie und Simon Hoffer waren vor einer halben Stunde zum Haus von Burek aufgebrochen. Vorher hatte Sandra versucht, den Unternehmensberater telefonisch zu erreichen, aber er hatte sein Handy ausgeschaltet. Frau Burek hätte unter Druck stehen können, daher hatte sie entschieden, sich vor Ort ein Bild zu machen.
    „Marc, ich bin jetzt in der Wohnung der Bureks“, berichtete Sandra. „Der Hausherr ist nicht zu finden. Seine Frau sagt, er sei zornig nach Hause gekommen, habe sein Trainingszeug zusammengepackt und sei ohne weitere Worte verschwunden. Das war gegen 18 Uhr.“
    „Verdammt, warum verschwinden uns alle Verdächtigen“, sagte Marc. „Gut Sandra, fahr mit Simon zu dem Triathlonklub. Sollte er da nicht sein, nehmt euch die Firma seines Onkels vor und überprüft den Fuhrpark. Und postiert eine Streife vor dem Haus der Bureks.“
    Er blickte auf seine Uhr und seine Miene verdüsterte sich. Wenn der Täter bei seinen Gewohnheiten bleibt, haben wir noch drei, vielleicht dreieinhalb Stunden, um die Sportlerin zu befreien, dachte er. Und immer noch keine konkrete Spur. Nebenbei machten ihnen die Medienleute Druck. Natürlich hatte sich herumgesprochen, wer das Entführungsopfer war. Auf allen deutschsprachigen Fernsehkanälen überschlugen sich die Eilmeldungen. Die beiden Damen im War Room wurden mit Telefonanrufen bombardiert und befanden sich an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Thomas Gridler koordinierte die Fahndung, und die beiden EDV-Spezialisten quälten ihre Datenbanken. Nicole Sandmann ermittelte im Spital, während Paul Valek vor dem Haus von Klein postiert war.
    Marc konzentrierte sich wieder auf die Pinnwand. Dabei analysierte er die Fälle aus immer anderen Blickwinkeln. Er sah sich die Zeitpunkte und Zeitabstände der Morde an, die Orte der Entführung und die Fundorte der Leichen. Dann nahm er sich die Opfer vor. Gab es Zusammenhänge bezüglich Alter, Wohnort, Religion, ihren

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