Canard Saigon (German Edition)
ganz brauchbar. Spezialdatenbanken muss ich selbst programmieren, sonst wird das nur ein Schmarrn. Ich verwende normalerweise einen eigenen Server. Der ist viel geschmeidiger und leichter zu programmieren. Außerdem arbeite ich viel lieber mit dem dynamischen MySQL, mit der XML- und PSM-Erweiterung. Den Parse-Vorgang optimiere ich einfach, dann haben wir, zusammen mit den Binds vom statischen System, ein herrlich flexibles System.“
Marc verstand nur Bahnhof. Er starrte Fritz verständnislos an.
„Na, was weiß ich? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Verwende, was du willst. Mir ist nur wichtig, dass Ergebnisse herauskommen.“
„Super, dann ist der wichtigste Punkt geklärt“, brummte Fritz und kramte in seiner Aktentasche herum. „Dann werde ich gleich mal loslegen.“
Er hielt einige DVDs mit der ausgestreckten Hand hoch und lachte. „Wer schleicht herum bei Nacht und Sturm? Des is der Frauenmörder Wurm“, sang er vergnügt den Refrain eines bekannten Liedermachers, während er sich auf den Weg zu seinem Schreibtisch machte. „Aber nicht mehr lange, warte nur, bis ich dich fange.“
Marc Vanhagen blickte mit teils hilflosem, teils fragendem Gesichtsausdruck zu Johannes Schmied.
„Keine Panik, Marc“, beruhigte Johannes den verdutzten Chefermittler. „Fritz weiß genau, was er tut. Er ist heute super drauf, denn solche Freiheiten hat er sonst nie.“
„Aha“, entfuhr es Marc. Er sammelte sich kurz, dann stand er auf.
„Rauchst du noch?“, fragte er. Johannes Schmied nickte.
„Ich brauche jetzt eine Zigarette. Komm mit!“, forderte er Johannes auf.
„Wir sind im Pausenraum“, rief er Emma Szinovek zu, während sie den War Room verließen. „Verständige uns bitte, wenn die Sachen der Toten hier sind.“
Gleich nebenan befand sich ein kleiner Aufenthaltsraum, den Marc kurzerhand zum Raucherzimmer erklärt hatte. Marc bot Johannes eine Zigarette an. Nach dem ersten genüsslichen Zug kam er zur Sache.
„Johannes, für dich habe ich eine vordringliche Aufgabe. Überprüf bitte alle Telefongespräche von Emine Düzel und ihrem Mann. Sie hatten einen Festnetzanschluss. Handy wurde keines gefunden. Vielleicht hatte Ahmet eines. Das Handy von Maricela Rodriguez sollte bei den Fundsachen dabei sein. Ich brauche eine vollständige Auswertung der Gespräche.“
„Alles klar, Marc“, nickte Johannes Schmied. „Wie weit darf ich gehen? Du weißt schon, wegen des Datenschutzes.“
„Keine Ahnung“, antwortete Marc. „Emma Szinovek kennt die besten Juristen im Haus. Sie soll dir einen Datenschutzexperten nennen. Mit dem klärst du alles ab. Wenn du damit fertig bist, hilfst du Fritz bei der EDV. Ihr seid schon lange ein Team und wisst beide, was zu tun ist. Ich verlasse mich auf euch, denn ich habe sowieso keine Ahnung, was ihr da tut.“
Johannes Schmied lachte. „Und das soll auch so bleiben, Marc. Je weniger die Leute wissen, was wir tun, desto weniger können sie uns in unsere Arbeit reinpfuschen. Das Ergebnis muss stimmen, dann sind alle zufrieden.“
Marc nickte. „Noch etwas, Johannes. Es könnte sein, dass ich dich ab und zu für Ermittlungsarbeiten benötige. Du hast früher im Landeskriminalamt gearbeitet, daher ist dir die Materie bekannt.“
„Na gut. Dann muss ich heute Abend wohl meine Puffn reinigen. Die ist ziemlich verrostet, glaube ich.“
Marc lachte ob der Übertreibung. Der 31 Jahre alte EDV-Spezialist war laut Personalakte der beste Schütze des gesamten Teams. Und er war ein ausgezeichneter Nahkämpfer. Mit seiner rasierten Glatze und seinem üppigen Bart, einer Kombination zwischen Mongolenbart und Kinnbart, entsprach Johannes Schmied so gar nicht dem Klischee eines Polizisten, geschweige denn dem eines EDV-Spezialisten. Johannes Schmied und Fritz Stainer waren ein kongeniales Paar, die beide ihre Fähigkeiten in perfekter Teamarbeit optimiert hatten. Dabei waren sie nach Marcs Ansicht bei ihrer normalen Tätigkeit unterfordert. Er hatte die zwei angefordert, weil er davon überzeugt war, dass sie mehr am Kasten hatten als die hoch gelobten Spezialisten des Innenministeriums. Fritz Stainer, der 36 Jahre alte Blondschopf mit der zersausten Frisur war ein echter Computerfreak. Obwohl er sich sein Wissen als Autodidakt angeeignet hatte, hielt ihn Marc für den besten Programmierer des gesamten Polizeiapparats. Der hagere Bursche konnte zwar schnell ungehalten werden, wenn jemand sein Kauderwelsch nicht kapierte, aber sonst war er ein lustiger Kerl.
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