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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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und er die versprochenen Bilder auf ihren Handys. Marc betrachtete den Mann auf den Fotos. Er war etwa 30 Jahre alt und hatte gepflegtes, leicht gewelltes dunkelblondes Haar. Seine schlanke Figur und die solariengebräunte Haut ließen darauf schließen, dass ihm sein Aussehen sehr wichtig war.
    „Sieht heiß aus, der Typ“, sagte Sandra und bestätigte damit Marcs Eindruck.
    „Na, wenn er dir nur gefällt“, murmelte Marc.
    „Was hast du gesagt?“, fragte Sandra, da sie ihn nicht richtig verstanden hatte.
    „Ach, nicht so wichtig. Zeig den Hausbewohnern die Fotos. Wenn wir Glück haben, erkennt ihn jemand.“
    „Ich versuch es einfach“, sagte Sandra und machte sich auf den Weg.
    Der Erkennungsdienst hatte seine Untersuchungen abgeschlossen und sich verabschiedet. Marc schlenderte nachdenklich durch die leere Wohnung. Er brauchte die Stille, um seine Gedanken zu ordnen. Maricela Rodriguez hatte die Wohnung verlassen und war nicht mehr nach Hause gekommen. Offenbar hatte sie einen Freund oder Geliebten, der allerdings nicht ständig hier wohnte. War das der Mann auf den Fotos? Marc setzte sich auf die wuchtige Sitzgarnitur im Wohnzimmer und betrachtete nochmals die Bilder. Die Aufnahmen stammten eindeutig aus dieser Wohnung. Der Nackte lag auf dem Bett im Schlafzimmer. Wenn das ihr Freund war, warum hatte sie ihn schlafend fotografiert? Wollte sie ihn kompromittieren oder gar erpressen? Jedenfalls mussten sie diesen Mann so schnell wie möglich finden. Marc rief sich die Tatortbilder vom Mord an Emine Düzel in Erinnerung. Parallelen waren im Hinblick auf Art und Ausstattung der Wohnungen nicht zu sehen.
    Ächzend erhob er sich und verließ die Wohnung. Er sperrte ab und brachte ein Siegel der Kriminalpolizei an der Wohnungstür an. Im Stiegenhaus kam ihm Sandra Kessler entgegen. Die Gaffer hatten sich mittlerweile verzogen.
    „Ich glaube, wir haben einen Treffer“, berichtete Sandra. „Eine alte Dame im oberen Stockwerk hat den Mann erkannt. Sie sagte, dass sie ihn gelegentlich mit Maricela gesehen hat. Früher war er fast täglich im Haus, in letzter Zeit hat sie ihn nur selten gesehen.“
    „Und weiß sie vielleicht auch, wie der Mann heißt?“
    „Der Name ist ihr entfallen, aber sie weiß, dass er Arzt ist. Maricela hat ihr einmal erzählt, dass er im selben Krankenhaus arbeitet wie sie.“
    „Na also, wir machen Fortschritte“, sagte Marc. Er nahm sein Handy und rief Martin Schilling an.
    „Hallo Martin, habt ihr schon etwas in Erfahrungen bringen können?“
    „Bis jetzt sitzen wir im Verwaltungsbüro und schlagen uns mit Dienstplänen herum. Das Personal hier ist geschockt. Maricela dürfte allseits beliebt gewesen sein. Gibt es bei euch etwas Neues?“
    „Ja. Maricela Rodriguez hatte offensichtlich eine Beziehung mit einem Arzt aus dem Krankenhaus. Möglicherweise ist es der Mann auf den Fotos, die euch Johannes geschickt hat. Vielleicht könnt ihr ihn identifizieren. Sandra und ich fahren jetzt zurück.“ Er beendete das Gespräch und ging mit Sandra zum Wagen.

Wien, Freitag, 16. April 2010, 14.00 Uhr
    „Die Gerichtsmedizin hat den Obduktionsbericht übermittelt“, sagte Emma Szinovek und legte Marc den Akt auf den Schreibtisch. „Ich habe ihn ausgedruckt, du hast ihn allerdings auch auf deinem Bildschirm.“
    „Danke Emma, du bist ein Schatz“, sagte Marc und griff nach dem Ordner. Er studierte den Bericht sorgfältig und suchte nach neuen Erkenntnissen. Schnell wurde er fündig. Frau Dr. Baldinger hatte sich auf einen Todeszeitpunkt zwischen Dienstag, 23 Uhr, und Mittwoch, ein Uhr, festgelegt. Die Todesursache war Ersticken im eigenen Blut, hervorgerufen durch einen Schnitt an der Kehle. Marc stand auf und ging zur Pinnwand im Konferenzraum. Unter den Fotos von Maricela Rodriguez notierte er in leserlicher Schrift die neuen Informationen.
    „Ich habe die Auswertung der Gesprächslisten fertig“, rief Johannes Schmied und eilte, einige Papierblätter in der Hand, in den Konferenzraum. Er breitete die Unterlagen auf dem Konferenztisch aus. Marc und Johannes setzten sich, und der Computerspezialist begann mit seinen Ausführungen.
    „Auf dem Handy sind in der Adressliste exakt neun Rufnummern gespeichert. Zwei davon sind Nummern in Manila, die sie monatlich ein Mal anrief. Vermutlich Verwandte, wir müssen das erst überprüfen. Jeweils ein Gespräch führte sie im letzten halben Jahr mit einem Frauenarzt, einem Zahnarzt und einem Versicherungsmakler. Vom Maria-Theresia-Spital

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